Silberband 049 - Welten in Angst
anwesend, meist Geschäftsreisende aus dem Imperium, die in Dabrifala Station machten.
Er atmete auf, als er endlich in seinem Zimmer war und die Tür hinter sich geschlossen hatte. Das Fenster führte zum Park, und für einige Minuten stand er versonnen da und beobachtete die Spaziergänger, die einzeln oder in Gruppen den Sonnenschein genossen.
Dann schloß er das Fenster und setzte sich aufs Bett. Er befand sich jetzt in relativer Sicherheit, aber niemand hätte zu sagen vermocht, wie lange dieser beruhigende Zustand andauern konnte. Die Geheimpolizei hatte es einfach. Sie schickte ihre Agenten in die verschiedenen Hotels. Dort hatten sie nichts anderes zu tun, als die beim Portier abgegebenen Identitätskarten zu überprüfen. Eine solche Karte zu fälschen war beim Stand der imperialen Technik so gut wie unmöglich. Sie speicherte die Individualimpulse ihres Besitzers. Mit Spezialgeräten konnten diese Impulse nachgewiesen und verglichen werden.
Immerhin war es notwendig, daß eine der Karten das Mißtrauen des Geheimdienstes hervorrief, denn eine willkürliche Überprüfung harmloser Geschäftsreisender ließ das Prestige des Diktators nicht zu. Dabrifa legte außerordentlichen Wert darauf, als tolerant und großzügig zu gelten.
Die elektronisch gespeicherten Individualimpulse auf der Karte des Widerstandskämpfers stimmten nicht mit seinen eigenen überein. Aber der eingeprägte Name stimmte. Es war der Name eines gut beleumdeten Geschäftsmannes von einem der Kolonialplaneten, der sich hin und wieder in Dabrifala aufgehalten hatte. Noch wußte niemand, daß dieser Mann seit geraumer Zeit tot war.
Er nahm den Aktenkoffer auf die Knie und öffnete ihn. Er lächelte, als er hineinsah. Bis auf einen kleinen Nadelstrahler war der Koffer leer. Die Pistole verschoß winzige Geschosse, die an Nadeln erinnerten und absolut tödlich wirkten, wenn man von ihnen getroffen wurde.
Der Koffer enthielt weder Akten noch Aufzeichnungen. Die Informationen, die der Kurier zu überbringen hatte, waren in seinem Gehirn verankert. Sie schlummerten tief in seinem Unterbewußtsein, und erst eine Hypnobehandlung würde sie wieder an die Oberfläche seines Bewußtseins auftauchen lassen. Und erst dann würde auch er wieder wissen, welche Nachrichten er zu überbringen hatte.
Er schloß den Koffer und stellte ihn auf den Schrank. Im Badezimmer erfrischte er sich, und als er ins Zimmer zurückkam, schreckte ihn das plötzliche Summen des Interkoms auf.
Die Angst war wie eine riesige Faust, die nach ihm griff.
Hatten sie ihn gefunden? Wußten sie schon, daß der Mann, unter dessen Namen er sich verbarg, bereits tot war? Hatten sie Verdacht geschöpft und kamen, um ihn zu überprüfen?
Ihm blieb keine Zeit, lange darüber nachzudenken.
Er drückte auf den Knopf des Interkoms. Der Bildschirm wurde hell. Das Gesicht des Portiers erschien darauf. Seine starren Augen sahen ihn an.
»Ein Herr möchte Sie sprechen.«
»Wer ist es? Ich erwarte keinen Besuch.«
»Er hat keinen Namen genannt, behauptet jedoch, ein Freund von Ihnen zu sein.«
»Dann ist es gut. Schicken Sie ihn herauf.«
Er drückte wieder auf den Knopf, und der Bildschirm wurde dunkel. Hastig nahm er den Nadler aus dem Koffer und überprüfte ihn. Er schob ihn entsichert in die Rocktasche und wartete. Es mußte nicht unbedingt sein, daß der unbekannte Besucher vom Geheimdienst kam. Es konnte genausogut sein, daß er der Widerstandsbewegung angehörte und kam, um ihm aus der Klemme zu helfen. Es war durchaus möglich, daß man seine Flucht beobachtet hatte. Tausend verschiedene Dinge waren möglich.
Als wenig später abermals ein Summzeichen ertönte, öffnete er das Schloß und sprang hinter die Tür. Ein Mann betrat langsam und mit emporgehobenen Armen das Zimmer. Er ging bis zur Zimmermitte und blieb stehen. Seine Hände waren leer. Vorsichtig drehte er sich um und sagte:
»Sie können beruhigt sein. Ich komme von Omarin Ligzuta. Schließen Sie die Tür.«
Das war das Stichwort.
Der bekannte Historiker Professor Omarin Ligzuta war der Gründer und Anführer der Widerstandsbewegung, deren einziges Ziel es war, die Willkürherrschaft des Diktators Dabrifa ein für allemal zu beseitigen. Die Tür wurde geschlossen, und die beiden Männer gaben sich die Hand.
»Es war nicht schwer, Sie zu finden.« Der Besucher lächelte. »Dem Geheimdienst wird es schwerer fallen. Noch weiß niemand, daß der Kaufmann Ramil tot ist.«
»Sie wissen, daß man mich
Weitere Kostenlose Bücher