Silberband 049 - Welten in Angst
Seltenheit, die nur zu besonderen Anlässen gereicht wurde.
Auch Gucky trank ein Glas, was sowohl seinen Mut wie auch seinen Ärger sichtlich steigerte. Er hatte sich vorgenommen, sein Anliegen erst dann vorzutragen, wenn Merontus die INTERSOLAR wieder verlassen hatte, aber der Alkohol sorgte dafür, daß er seinen Entschluß änderte. Noch ehe die geplanten Einzelbesprechungen begannen, erhob er sich.
»Warte doch noch, Gucky!« warnte sein Freund Ras. »Du kannst doch jetzt nicht …«
»Was kann ich nicht?« erkundigte sich Gucky ziemlich rüde. »Ich kann alles, besonders das! Das wollen wir doch mal sehen.«
Er marschierte, zielsicher und doch ein wenig schwankend, auf die Hauptgruppe um Rhodan zu. Die linke Hand behielt er dabei in der Uniformtasche. Mit der rechten hielt er die klimpernden Orden fest.
Er marschierte genau auf Ovaron zu und blieb dicht vor ihm stehen. Der Cappin bemerkte ihn und lächelte.
»Nun, mein kleiner Freund, was gibt es denn?« Er beugte sich zu Gucky hinab und runzelte die Stirn. »Champagner getrunken?«
Rhodan und Atlan wurden aufmerksam. Sie kamen näher, als wollten sie hören, was der Mausbiber mit dem Cappin zu flüstern hatte. Deighton, Tifflor, Bully und die anderen spitzten die Ohren.
»Perry, gibst du zu, daß Ovaron der Menschheit einen großen Dienst erwiesen hat, daß er sich um das Solare Imperium besonders verdient gemacht hat?«
Rhodan nickte zögernd. Er ahnte eine Falle.
»Ja, das gebe ich zu, aber was soll das jetzt?«
Ovaron hatte sich wieder aufgerichtet. Er begriff das alles nicht mehr. Ein wenig verlegen sah er in die Gesichter der Terraner, die wie gebannt auf Gucky blickten.
Nun stand der Mausbiber wahrhaftig im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. Selbst Admiral Merontus war aufmerksam geworden und vergaß seine Besprechungen mit den Experten.
Gucky sagte laut und mit dramatischer Betonung:
»Somit hat sich Ovaron den Dank des Solaren Imperiums verdient, und ich möchte ihm im Namen Perry Rhodans und des Imperiums hiermit das ewige Leben verleihen.« Mit diesen Worten zog er die linke Pfote aus der Tasche und hielt den Zellaktivator hoch. »Er gehörte Dabrifa, und ich selbst habe den Aktivator erbeutet. Nach unseren Gesetzen gehört er damit mir. Also habe ich auch das Recht, ihn zu verschenken. Und ich schenke ihn hiermit Ovaron, dem wahren Freund der Menschen.«
Mit einem Satz hing er dem Cappin um den Hals. Er hielt sich mit der rechten Hand fest, während er ihm mit der linken die Kette um den Hals legte. Elegant sprang er wieder auf den Boden zurück.
Ovaron war derart überrascht, daß er kein Wort sagen konnte. Er starrte nur Perry Rhodan an, als erwarte er von ihm eine Aufklärung.
Gucky watschelte auf seinen Platz zu, aber er kam nicht weit.
Rhodan hielt ihn fest. »Was fällt dir eigentlich ein, Kleiner? Du hast eine Eigenmächtigkeit begangen, die ich auf keinen Fall durchlassen kann. Ein Zellaktivator, das ewige Leben, die Unsterblichkeit! Du verschenkst ihn, ohne andere zu fragen!«
»Du tust vielleicht geschwollen, Meister! Dabei hast du schon die ganze Zeit überlegt, woher du einen Zellaktivator für Ovaron nehmen sollst. Glaubst du, ich wüßte das nicht?«
»Ich gebe zu, an derartige Dinge gedacht zu haben, aber du weißt wie ich, daß der Unsterbliche vom Planeten Wanderer nur mich beauftragt hat, die Zellaktivatoren zu verteilen.«
»Na klar, und ich habe nur das getan, was du tun wolltest.«
»Hast du, richtig, aber ohne mich zu fragen.«
»Sei doch nicht so pingelig!«
»Disziplin scheint dir ein Fremdwort zu sein, lieber Gucky. Du wirst dich damit abfinden müssen, einige Tage in Arrest zuzubringen. Ich verurteile dich hier vor versammelter Mannschaft und vor unseren hochverehrten Gästen zu acht Tagen verschärftem Arrest. Die Strafe ist sofort anzutreten. Major …!«
Er winkte einem Offizier zu.
Ovaron trat vor. »Perry, das können Sie doch nicht! Er hat es doch nur gut gemeint.«
»Ja, das habe ich!« protestierte nun auch Gucky, nachdem er seine Überraschung überwunden hatte. »Ich wollte dir nur Gewissenskonflikte ersparen. Ich kenne doch deine Zweifel, wenn ein Aktivator im Spiel war. Du hattest immer Angst, jemanden zu benachteiligen. So habe ich dir die Sorge abgenommen und doch getan, was du selbst am liebsten getan hättest. Siehst du das nicht ein?«
Rhodans Gesicht blieb ernst, aber in seinen Augenwinkeln lächelte er. Er verstand gut, was sein kleiner Freund meinte. Trotzdem sagte er:
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