Silberband 049 - Welten in Angst
weiß nichts davon.«
»Nein, woher auch!« stimmte Ovaron I zu und starrte zu ›seinem‹ Beiboot hinüber. »Aber Gavasor ist nicht dazu gekommen, mich zu verraten, sonst stünde ich nicht hier.«
Er lächelte plötzlich.
Sein Plan nahm feste Gestalt an.
Jetzt wußte er, wie er das Verhängnis abwenden konnte …
Die beiden Gleiter schwebten über den Schluchtrand und verloren an Höhe, während sie sich der abschließenden hohen Felswand näherten.
Ovaron II lehnte angeschnallt in seinem Sitz und blickte durch die transparente Rundung vor dem Pilotensitz auf die Felswand. Sein hartes, kantiges Gesicht mit der indianisch gebogenen Nase verriet nichts von dem, was in seinem Gehirn vorging. Aber die hellblauen Augen strahlten eine unwandelbare Entschlossenheit aus.
Hin und wieder betrachtete ihn der zu seiner Linken sitzende bärtige und kräftige Mann prüfend. Kommandant Moshaken bewunderte den Mut des Ganjos, gleichzeitig aber verzehrte er sich fast vor Sorge um das Schicksal, das Ovaron auf dem dritten Planeten der Sonne Tranat vielleicht erwartete.
Moshaken wußte, wie gefährlich Takerer wie Lasallo und Levtron waren. Der Ganjo würde es nicht leicht haben, seine Rolle als neuer Chef der Abwehr und Energieversorgung überzeugend zu spielen. Der bisherige Abwehrchef war während einer Jagd auf Zentauren von einem Raubtier angefallen worden und einige Tage später seinen Verletzungen erlegen.
Der ganjasische Geheimdienst hatte den takerischen Kurier abfangen können, der auf dem Wege der Pedotransferierung das Tranat-System verlassen hatte, um Ersatz für den gestorbenen Abwehrchef anzufordern.
Der Ganjo hatte sofort gehandelt, als ihm das gemeldet worden war. Geheimdienst-Spezialisten hatten das Geheimdepot auf dem sechsten Mond dieses Planeten mit den Ringen errichtet, waren sogar auf Lotron gelandet, um dort den Zeitläufer und die SCHALTZENTRALE OVARON zu installieren.
Ovarons Einsatz war so gründlich vorbereitet worden, daß man schon von absoluter Perfektion sprechen konnte.
Doch der Kommandant Moshaken wußte, daß es die absolute Perfektion nicht gab.
Wieder versuchte er, den Ganjo umzustimmen.
Ovaron II legte ihm die Hand auf die Schulter. Im gleichen Moment landete ihr Gleiter.
»Ich habe lange genug überlegt, Moshaken. Es gibt keine Alternative. Falls den Takerern ihre Pläne auf Lotron gelingen, ist nicht nur das Ganjasische Reich bedroht. Alle Cappin-Völker würden sich in einem langen Krieg gegenseitig dezimieren und danach Jahrtausende brauchen, um sich davon zu erholen. Wahrscheinlicher erscheint mir sogar, daß während dieser Zeit der Ohnmacht andere intelligente Völker das Stadium der kosmischen Raumfahrt erreichen und uns niederhalten, um ihre Macht mit niemandem teilen zu müssen.«
Er schnallte sich los und stand entschlossen auf.
»Nein, mein lieber Moshaken, ich muß es tun. Sollte ich dabei ums Leben kommen, wird ein anderer an meine Stelle treten. Ich weiß, Sie würden niemals zulassen, daß ein Unwürdiger die Herrschaft über das Ganjasische Reich antritt.«
Kommandant Moshaken neigte den Kopf. Er wußte, daß Ovarons Entschluß unumstößlich war. Da halfen keine noch so überzeugend klingenden Worte mehr.
»Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, Ganjo!«
Ovaron II lächelte und schloß seinen Druckhelm. Dann verließ er den Gleiter und schritt langsam auf die hoch emporragende Felswand zu, hinter der sein Geheimdepot lag. Er kannte es bisher nur aus den geheimen Plänen.
Etwa dreißig Schritt vor der Wand blieb er stehen und griff nach dem Kommando-Armband, das über dem Raumanzug um das linke Handgelenk geschnallt war.
Der Ganjo fuhr mit den behandschuhten Fingern über einige Glieder, dann drückte er auf eine kaum erkennbare Erhebung.
Der unsichtbare Identifizierungsimpuls verließ den im Armband verborgenen Minisender.
Ovaron II wußte, daß das Kommandogehirn des Depots im gleichen Augenblick seine Individualdaten empfing und mit der positronischen Schablone verglich, die genau an diesem Tag und zu dieser Stunde aktiviert worden war.
Fiel der Vergleich positiv aus – und das mußte er –, würde das Gehirn ihn vom gleichen Augenblick an für alle Zeiten als alleinigen Befehlsberechtigten anerkennen.
Eine schwache Erschütterung durchlief den Boden der Schlucht. Kurz darauf zeigte sich ein Spalt im unteren Teil der Felswand. Der Spalt vergrößerte sich zusehends.
Langsam schwangen zwei rechteckige dickwandige Felswände zurück und gaben den Blick
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