Silberband 049 - Welten in Angst
auf die hinter ihnen liegenden massiven Panzerschotte frei.
Ohne Zögern ging Ovaron II durch das offene Felsentor und weiter durch das erste Schott, das sich automatisch vor ihm öffnete. Hinter ihm schlossen sich Fels und Schott wieder.
Kurz betrachtete der Cappin den geradeaus führenden Gang. Die Wände bestanden aus schmucklosen glatten Panzerplatten. Durch die transparente Decke fiel mildes gelbes Licht und erhellte den Gang, ohne den Augen weh zu tun.
Zielsicher setzte Ovaron II seinen Weg fort. Er wußte, daß er vier Schleusensperren mit eingebauten Spezialtastern und tödlichen Waffen passieren mußte, bevor er den Kommandosaal betreten durfte. Es war eine Vorsichtsmaßnahme für den Fall, daß Unbefugte den Ganjo dazu zwangen, seinen Kodeimpuls zu senden, um dann selbst in das Depot eindringen zu können.
Ovaron II trat durch das erste Schott der ersten Sperre. Er blieb mitten in der Schleusenkammer stehen. Hätten Unbefugte zusammen mit ihm diese Schleuse betreten, wären sie rasch und schmerzlos durch Zerfallsstrahlung getötet worden.
Es sei denn, der Ganjo hätte zuvor Besucher angemeldet.
Als das zweite Schott nach oben glitt, verließ Ovaron II die Kammer. Er hatte nichts von der Überprüfung gemerkt, obwohl sie stattgefunden haben mußte.
In der zweiten Schleusensperre wurde geprüft, ob Ovarons Zweidenkerfunktion unversehrt war. Bei einer Mechanohypnose oder anderen psychischen Beeinflussungen wäre der chemoelektrische Haushalt eines bestimmten Gehirnsektors gestört gewesen. In einem solchen Fall hätte das Kommandogehirn den richtigen Weg gesperrt und eine Abzweigung geschaffen, die in einen Raum mit verborgenen Fesselfeld-Projektoren, Gasdüsen und einem Rettungstransmitter geführt hätte, der auf den gedanklichen Befehl des Ganjos ansprach.
Die dritte und vierte Schleusensperre endlich dienten der Überprüfung des Wachbewußtseins und der Tryzomkörper-Funktion.
Geduldig und gelassen ließ Ovaron II die Zwangspausen über sich ergehen. Er wußte, daß er voraussichtlich einige Jahre auf Lotron würde bleiben müssen, um genügend Beweismaterial zu sammeln. Was waren ein paar Minuten dagegen.
Dennoch atmete er auf, als die letzte Schleusensperre hinter ihm lag. Vor ihm endete der Gang mit der ovalen Öffnung eines Kraftfeldschachtes.
Ein Prüfgerät zeigte dem Ganjo an, daß das Kraftfeld aktiviert war. Er trat ein, spürte, wie er gewichtslos wurde, und stieß sich leicht ab, um seiner Körpermasse einen nach unten gerichteten Bewegungsimpuls zu geben.
Sanft sank er in die endlos erscheinende tiefe Röhre. Die Schachtwände glitten an ihm vorbei, und nach einiger Zeit landete er auf der unteren Abschlußplatte. Er griff nach den Haltebügeln und schwang sich durch die Ausstiegsöffnung.
Vor ihm lag ein kurzes Gangstück, hinter dessen Wänden insgesamt acht Kampfroboter in desaktiviertem Zustand verborgen waren, wie er wußte. Ein Befehl von ihm hätte genügt, und sie wären aktiviert worden und hätten ihm zur Verfügung gestanden.
Aber Ovaron II benötigte sie nicht.
Der Gang endete an einem zweiteiligen, blaurot schimmernden Panzerschott, das sich in dem Augenblick öffnete, als der Ganjo den Kraftfeldschacht verließ.
Ovaron II konnte nun in einen hallenartigen Raum sehen. Er trat ein und musterte aufmerksam Form und Einrichtung. Die Halle war kuppelförmig. Der Ganjo wußte, daß sie hundert Meter hoch war und ihre Grundfläche hundertfünfzig Meter durchmaß. (Er dachte selbstverständlich nicht in terranischen Maßeinheiten, aber seine cappinschen Maßeinheiten entsprachen der angegebenen Größe.)
Ein eigenartiges Klingen hallte durch den Kuppelsaal, begleitet von einem geheimnisvollen Raunen und Wispern. Es war so leise, daß man es nur hörte, wenn man sich auf diese Wahrnehmung konzentrierte.
Ovaron hörte es deshalb, weil er es erwartet hatte. Vom Konstruktionsplan her wußte er, daß er sich im Mittelpunkt seines Kommandogehirns befand. Unter der Grundfläche lag ein sockelförmiger Raum mit den Kraft- und Umformerstationen des Gehirns. In die Wände der Kuppel waren fast lückenlos die verschiedensten Arbeitseinheiten eingelassen. Diese Einheiten, jede in der Form eines Pyramidenstumpfes, verengten sich zur Halle hin, so daß ihre dem Blick verborgenen Trennwände sich berührten und von zahllosen Kontaktstellen übersät waren.
Die zur Halle weisenden kleinen Grundflächen waren unverkleidet geblieben. Ihre Vielfalt von Formen, Farben und Funktionen
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