Silberband 050 - Gruelfin
Die Räume gehen nach rechts in den Fels unter der Stadt hinein. Nach dem ersten Raum, der wohl in der ursprünglichen Ordnung vorgesehen war, kommen inzwischen neue, auf anderen Ebenen, mit modernen Speicheranlagen – eine flüchtige thematische Ordnung besteht zwar, aber sie ist voller Überraschungen.«
Icho Tolot stand hinter der Gruppe wie ein Fels, registrierte genau und betrachtete alles aus seinen drei glühenden Augen.
Plötzlich öffnete sich eine der Türen links von der Balustrade, und ein Cappin näherte sich.
Kalabasch sagte kurz:
»Das ist der Takerer Misyen, der Chef des Kontrollkommandos.«
Cascal lehnte sich an die Brüstung, hinter ihm war der Abgrund von zweitausend Metern. Der ehemalige Prospektor und Patriarch eines Handelsschiffes sah den Cappin an und fühlte augenblicklich ein gewisses Mißtrauen, gepaart mit deutlicher Ablehnung.
Ein junger, hagerer Mann mit einem schmalen Gesicht, das Klugheit ausstrahlte. Aber in diesem Gesicht war noch etwas anderes zu lesen: hemmungslose Machtgier und der Hang zur Rücksichtslosigkeit.
Der Takerer schien über alles orientiert zu sein. Er ging durch die Gruppen der Wartenden und stieß bis zu Ovaron vor.
»Sie sind bewaffnet?« fragte er.
Ovaron erwiderte verstimmt:
»Sie sind mir nicht vorgestellt worden. Außerdem – vermutlich ist es Ihnen fremd – wende ich zumeist Waffen des Geistes an.«
Kalabasch und Ybsanow überbrückten die peinliche Situation und stellten den Cappin vor. Sie erwähnten mit keiner Silbe, daß Ovaron möglicherweise der erwartete Ganjo wäre.
Wieder merkte der Mausbiber, daß die Moritatoren leichtfertig daran glaubten, die Takerer würden wirklich nur Waffenkontrollen vornehmen.
Schließlich sagte Misyen:
»Ich habe nichts dagegen, wenn diese Fremden hier die Archive besuchen. Aber ich werde augenblicklich eingreifen, wenn hier bewaffnete Zwischenfälle provoziert werden.«
Perry Rhodan sah den Cappin eisig an und antwortete:
»Wenn es solche Zwischenfälle gibt, dann sind sie sicherlich nicht von uns provoziert worden. Außerdem wären wir Ihnen sehr verbunden, wenn Sie uns jetzt allein lassen würden. Es gilt als unfein, sich in die Unterhaltungen von Freunden zu mischen.«
Der Cappin zog sich wieder zurück.
Erst gegen Mittag konnten die einzelnen Teams versuchen, unter Assistenz der Moritatoren die Archive zu betreten und sich rückwärts entlang der Zeitlinie, versinnbildlicht durch den Verlauf des Korridors, voranzutasten.
Abgesehen davon, daß ein riesiger, leerer Schaltschrank genau in dem Moment umstürzte, als Perry Rhodan vorbeiging und nur ein blitzartiger Satz von Icho Tolot, der den Schrank auffing und in zerknitterte Metallflächen verwandelte, Rhodan rettete, geschah während der beiden ersten Tage nichts.
Bei den Takerern stießen die Terraner auf eisige Ablehnung, aber keine einzige feindselige Geste wurde beobachtet.
Die Speicheranlagen waren gigantisch – davon gaben schon die ersten zwei Räume eine Kostprobe.
Der erste Raum war rechteckig. An seinen Wänden standen riesige, uralte Speicherelemente. Das Bedienungspult und die Datenausgabe befanden sich im Zentrum der vier Wände, die nur vom Eingang und von einem Treppenansatz durchbrochen waren. Die Treppe führte in einen zweiten Raum, der etwas höher lag und dessen Einrichtung eine Spur moderner schien. Von diesem zweiten Raum ging ein geknickter, kurzer Korridor in einen dritten, neben dem ein vierter lag. Millionen von Einzelinformationen lagerten in diesen Räumen, und die Terraner begannen, geteilt in vier Gruppen, mit Hilfe der Moritatoren die Informationen abzurufen. Sie benutzten dazu ein Verfahren, das nicht gerade neu, aber ziemlich wirkungsvoll war.
Zuerst verlangten sie eine Zusammenfassung der Datengebiete, die hier gespeichert waren.
Dann sah Ovaron, von Merceile assistiert, die einzelnen ›Kapitelüberschriften‹ durch und verlangte genauere Spezifikationen.
Beim zweiten Durchgang, der nur Minuten später erfolgte, verwarf er gewisse Informationsgebiete, andere wieder ließ er sich vorspielen.
Eine letzte Auswahl wurde schließlich von den Wissenschaftlern aufgenommen und gespeichert.
Vier Räume gab es hier. Vier Teams arbeiteten wie die Besessenen acht Stunden lang. Der Haluter und der Paladin kontrollierten die Räume und bewachten die Arbeitenden.
Die erste Folgerung lag schon während des ersten Arbeitstages vor:
Niemand wußte etwas Genaues.
Die Informationen waren sozusagen wahllos
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