Silberband 052 - Exil im Hyperraum
waren. Sie sahen aus wie leuchtende Augen.
Jedes der kugelförmigen Gehirne durchmaß etwa zweieinhalb Meter. Rhodan konnte nicht einmal ahnen, wie groß sie ursprünglich gewesen waren. Es war deutlich zu sehen, daß diese widerlich aussehenden Gebilde noch am Leben waren. Durch bloßliegende Äderchen strömte Blut. Zuckende Nervenstränge ließen auf angestrengte Gedankentätigkeit schließen.
Ovarons erster zusammenhängender Gedanke war: »In einem dieser Gehirne ist Merceile gefangen!«
Rhodan konnte den Anblick nicht länger ertragen und wandte sich ab. Erst jetzt fiel ihm der fürchterliche Geruch auf, den die Gehirne ausströmten.
Rhodan schluckte, um die aufsteigende Übelkeit zu verdrängen. Endlich hatte er sich so weit unter Kontrolle, daß er die Kreminen wieder ansehen konnte.
Unter den Gestellen gab es ein paar rote Flecke auf dem Boden. Sie bestanden aus getrocknetem Blut, das durch Löcher herabgetropft war. Am Ende der Gestelle stand Florymonth, reglos, die großen Glotzaugen weit ausgefahren.
Dort, wo die Gehirne auf den Gestellen lagen, hatten sie Protoplasmafühler entwickelt, die zum Teil wie Efeuranken Kabel und Schläuche umgaben.
»Das ist das Werk der Verräter!« dachte Ovaron voller Entsetzen.
»Wie lange mögen sie hier schon liegen?« fragte Rhodan.
»Jahrtausende!« gab Ovaron zurück. »Es hat keinen Sinn, sich vor der Wirklichkeit zu verschließen. Es waren Ganjasen, die diese Pedofalle gezüchtet haben. Intelligente Männer, die zu meinem Volk gehören. Ich kann es nicht begreifen.«
Der Schock, den der erste Anblick der Kreminen in Rhodan ausgelöst hatte, klang allmählich ab. Seine Sorgen um Merceile ließen ihn allmählich die Abscheu vergessen, die er vor diesen unschuldigen Opfern machtbesessener Ganjasen empfand.
Wenn schon der Anblick dieser monströsen Geschöpfe den Atem eines Mannes stocken ließ, was mochte dann eine Frau empfinden, deren Bewußtsein in einem dieser Gehirne gefangen war?
Diese Kreminen gehörten mit zu dem Entsetzlichsten, was Rhodan in seinem an makabren Ereignissen bestimmt nicht armen Leben gesehen hatte.
»Wie können wir Merceile befreien?« fragte Rhodan das Bewußtsein des Cappins.
Es dauerte einige Zeit, bis Ovaron antwortete. Dann kamen seine Gedanken schleppend und gequält.
»Es gibt nur eine Möglichkeit: Wir müssen diese Gehirne töten!«
Guvalaschs schlimmste Befürchtungen wurden bestätigt, als er durch die zerstörte Wand in den Raum mit den fünf Gestellen kletterte. Er sah Rhodan und den grünhäutigen Riesen neben den Kreminen stehen. Hinter Guvalasch folgten die anderen Pedolotsen und Atlan, der von ein paar Robotern bewacht wurde.
Auf einen Wink Guvalaschs schwebten ein paar Roboter auf Rhodan zu und richteten ihre Waffen auf ihn.
»Sie haben sie also gefunden«, stellte der Sextolotse fest. »Das wird Ihnen nicht weiterhelfen.«
Guvalasch wich unwillkürlich zurück, als Rhodan sich umdrehte und ihn fixierte. Die stumme Drohung im Blick des Terraners machte den Alten unsicher.
»Wie konnten Sie so etwas tun?« schrie Rhodan. »Sie haben intelligente und empfindsame Wesen auf die schlimmste nur denkbare Art entwürdigt und gequält.«
Guvalasch lachte höhnisch.
»Sind Sie wirklich ein so großer Moralist, Perry Rhodan? Wie können Sie eine führende Persönlichkeit in Ihrer Heimatgalaxis sein, wenn Sie solche Skrupel haben?«
Rhodans Hände ballten sich zu Fäusten.
»Selbst Ihr gewaltsamer Tod könnte dieses Unrecht nicht wiedergutmachen, Guvalasch. Deshalb werden Sie unterliegen. Ihre Pläne werden sich nicht erfüllen, weil sie lebensfeindlich sind. Sie werden sterben. Ovaron wird zu seinem Volk zurückkehren. Dann werden solche Ereignisse unmöglich sein.«
»Geben Sie auf!« höhnte Guvalasch. »Ihr vorübergehender Erfolg kann Sie nicht darüber hinwegtäuschen, daß der Kampf für Sie verloren ist. Sie sitzen in der Falle. Wenn Sie weiterhin kämpfen, setzen wir schwere Waffen ein, mit denen wir auch den Energieriesen vernichten können.«
Perry Rhodan stand vor den fünf Gehirnen und fragte sich, in welchem davon Merceile sich befinden mochte. Vielleicht konnte sie sich innerhalb dieser Reizverbundschaltung bewegen.
Guvalasch hatte bemerkt, daß sich Rhodan für die Kontrollen interessierte. Er lachte häßlich.
»Ich würde Ihnen nicht empfehlen, mit diesen Schaltungen zu experimentieren. Dabei könnten Sie die Cappinfrau töten, an der Ihnen so viel liegt.«
Dem Alten entging nichts! Rhodan
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