Silberband 052 - Exil im Hyperraum
eine kurze Pause, in der die nächsten Ergebnisse vorbereitet wurden.
»Vor mehr als dreihundert Jahren!« sagte Deighton. »Das würde DECEMBER NIGHT erklären. Aber es erklärt nicht, warum eben dieser Balton Wyt dreihundert Jahre später diesen Funkspruch losschickt. Er besitzt keinen Zellaktivator, ist also keineswegs unsterblich. Und doch muß er älter als dreihundert Jahre sein. Ich bin allmählich gespannt, was NATHAN uns noch mitteilen wird.«
Was dann kam, waren Spekulationen, vermischt mit echter Information. NATHAN gab bekannt:
»Der unbekannte Springerkommandant konnte es nicht wagen, trotz exakt empfangener Positionsangabe des Notrufers den betreffenden Planeten anzufliegen, um Hilfe zu bringen. Er hatte verbotene Fracht an Bord und entfernte sich eiligst aus dem fraglichen Gebiet. Erst nach einigen Monaten entschloß er sich, den empfangenen Notruf weiterzuleiten, allerdings anonym. Seine Identität wurde erst später ermittelt. Diese Anonymität war es dann auch, die den Notruf in Vergessenheit geraten ließ. Niemand beachtete ihn, aber er wurde automatisch registriert und gespeichert.«
Bully nickte Galbraith Deighton zu.
»Da haben wir es, Galbraith! Selbst die lächerlichste Kleinigkeit wird nicht vergessen. Man kann uns pedantisch nennen, wenn man will, aber jetzt sehen wir, wozu es gut ist. Augenblick, die Zusammenfassung kommt …«
Die Bildwand teilte mit:
»Am 6. März 3117 wurde von Balton Wyt, Freifahrer, Raumschiff DOLDA, der erwähnte Notruf gesendet. Das Schiff war auf dem Planeten Techma notgelandet. Koordinaten bekannt. Der Spruch wurde von einem Springer empfangen und erst nach fünfzehn Wochen anonym weitergeleitet und in Terrania empfangen. Weitere Daten über Balton Wyt: Raumschiff DOLDA, wahrscheinlich verbotene Geschäfte im Sektor der Blues, zehn Mann Besatzung. Unbekannte Seuche an Bord bewirkte den Tod aller Besatzungsmitglieder, bis auf Balton Wyt, der das Schiff schließlich auf Techma landete und danach den Notruf abstrahlte. In wenigen Augenblicken folgen die persönlichen Daten des Balton Wyt, soweit verfügbar.«
Es entstand abermals eine kurze Pause. Die Männer ließen die Bildwand nicht aus den Augen, aber sie sprachen kein Wort. Allmählich spürten sie die ungeheuerliche Gefahr, die sie bedrohte. Das Rätsel der Vergangenheit, so interessant seine Lösung auch sein mochte, war nicht mehr so wichtig. Wichtig allein war nur der Funkspruch aus der Gegenwart.
DECEMBER NIGHT!
Pedopeiler!
Invasion!
Die persönlichen Daten Balton Wyts erschienen auf der Bildwand:
»Psychoauswertung teilt mit, daß Balton Wyt am Rand der Gesetze lebte, aber niemals zum Schaden der Menschheit handelte. In dieser Hinsicht darf er als zuverlässig gelten. Er besaß seine Eigenarten und kann als loyal eingestuft werden. Für den Zeitunterschied von mehr als dreihundert Jahren gibt es keine Erklärung außer der, daß Balton Wyt die Zeitspanne überlebte. Die Wahrscheinlichkeit spricht gegen den Besitz eines Zellaktivators.«
Galbraith Deighton sagte ungeduldig:
»Wann kommt endlich die Auswertung der Meldung?«
»Geduld, Galbraith. Auch NATHAN kann nicht hexen. Jetzt wissen wir einiges über Balton Wyt, und damit wissen wir auch, daß seine Warnung ernst zu nehmen ist. Sehr ernst sogar.«
»Gut, das wissen wir, Bull. Aber ich muß noch mehr wissen! Ich habe Vorbereitungen zu treffen. Wir wurden gewarnt, nicht wahr?«
»Einen Augenblick noch, dann wissen wir mehr«, bat Bully.
Die Bildwand teilte mit:
»Verdacht auf eine Pedo-Invasion der Cappins besteht mit einem Wahrscheinlichkeitsgrad von neunzig Prozent. Balton Wyt erwähnt den Pedopeiler. Es muß jemand auf Techma geben, der ihm diese Information lieferte, denn Wyt selbst kann nicht die geringste Ahnung von den Geschehnissen auf der Erde haben, die mit den Cappins zusammenhängen. Balton Wyts Notruf kam verstümmelt an. Wir haben nur den von Oberst Kabish übermittelten Wortlaut zur Verfügung gehabt. Der vollständige Spruch ließ sich rekonstruieren, aber er bringt keine wichtigen Neuigkeiten. Tatsache scheint zu sein, daß auf Techma ein spindelförmiger Pedopeiler errichtet wird, der als Empfangsstation für Invasionstruppen dient. Die bereits lange befürchtete Invasion der Cappins steht demnach bevor. Reaktionen werden angeraten. Ende.«
Bully wartete, bis die Wand dunkel wurde, dann wandte er sich an die beiden Männer, die ihm gegenübersaßen.
»Damit dürfte die Entscheidung gefallen sein. Auf einen bloßen
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