Silberband 052 - Exil im Hyperraum
Rhodan, Atlan und Ovaron begaben sich sofort in die Kommandozentrale des Flaggschiffs, wo sie die letzten Informationen erhielten. Ras ging in seine Kabine.
»Der Sammler beschleunigt relativ schnell, aber es wird noch Stunden dauern, ehe er in den Linearraum eintauchen kann. Es dürfte kein Problem sein, ihm zu folgen.«
»Wie lange behalten Sie ihn in der Ortung, Oberst?«
»Normalortung etwa fünf Stunden, Halbraumspürer wesentlich länger.«
»Wir haben also Zeit? Sie wissen, wir müssen auf Gucky warten.«
»Die MARCO POLO bleibt in der Kreisbahn, Sir.«
Rhodan nickte. Zusammen mit Atlan und Ovaron zog er sich in den kleinen abgeteilten Besprechungsraum der Kommandozentrale zurück, von wo aus sie alles im Auge behalten konnten, ohne selbst durch die Tätigkeit der diensttuenden Offiziere und Mannschaften gestört zu werden.
Oberst Korom-Khan kam wenig später zu ihnen, um sich zu informieren.
»Eigentlich müßte Gucky bald zurück sein«, meinte Atlan und sah hinüber zu den Bildschirmen, auf denen der Sammler zu erkennen war. Auf anderen Schirmen zeigte sich die Oberfläche des Planeten Cham in leuchtenden Farben. Die Veränderungen waren deutlich zu sehen. »Aber es kann sein, daß dieser Hamart Schwierigkeiten hat, sich auf seiner verwandelten Welt zurechtzufinden.«
»Es gibt mehr Land als früher. Aus Inselketten wurden Kontinente. Neue Inseln tauchten dort auf, wo früher nur Wasser war.« Rhodan machte eine unbestimmte Handbewegung. »Es läßt sich nicht abschätzen, um wieviel Meter der Meeresspiegel absank. Ich schätze, um etwa fünfzig Meter. Der Zustrom von der anderen Seite des Planeten hält noch an, so daß er wieder steigen wird. Mit der Zeit kann der alte Zustand wiederhergestellt werden.«
Sie besprachen die aufgetauchten technischen Probleme und die vor ihnen liegende Jagd auf den Sammler. Immer wieder blickte Atlan auf die Uhr, bis er schließlich meinte:
»Sollte mich nicht wundern, wenn Gucky ziemlich lange braucht, Hamart zurückzubringen. Ich wette, er hat einen Kurzurlaub eingelegt.«
»Wir können ihn ja für eine Weile hier zurücklassen«, schlug Rhodan lächelnd vor. »Da kann er sich austoben – auf Unterwasserjagd.«
»Hm«, machte Atlan und lächelte belustigt zurück. »Schaden würde ihm ein kleiner Schreck bestimmt nicht.«
Sie konnten nicht ahnen, daß Gucky in diesem Augenblick sogar einen ziemlich großen Schreck zu überwinden hatte …
Der Einfachheit halber sprang Gucky mit Hamart auf das nächste Stück Land, das er während seines Falls nach der Rematerialisation entdecken konnte. Der Chamyro klammerte sich furchterfüllt an ihn, während sie stürzten. Erst als sie – ohne jeden spürbaren Übergang – auf dem kahlen Fels standen, ließ er den Mausbiber los. Seine Augen waren weit aufgerissen, und er zitterte am ganzen Körper.
»Keine Angst, Hamart. Du bist ein Mutant und solltest verstehen, was geschehen ist. Teleportation, eine Fähigkeit, die nur ein Mutant besitzen kann. Du bist Telepath wie ich. Aber du bist kein Teleporter. Außerdem bin ich noch Telekinet. Ich kann Gegenstände bewegen, ohne sie anzufassen.«
Hamart erholte sich langsam.
»Dann mußt du sehr mächtig sein! Du siehst anders aus als deine Freunde.«
»Du siehst auch anders aus als ich, trotzdem sind wir Freunde. Du glaubst, das sei nicht möglich?«
»Doch, ich glaube es.«
Gucky machte zum zweitenmal den Fehler, nicht auf Hamarts ›stille‹ Gedanken zu achten. Er hatte andere Sorgen.
»Wo liegt deine Insel?« fragte er.
Hamart sah sich um. Sie standen auf einem Berg. Vor ihnen lag das Meer. Im Hintergrund, nahe dem Horizont, waren Inseln.
»Ich weiß es nicht. Ich kann meine Welt nicht wiedererkennen.«
»Du hast sie auch noch nie von oben gesehen, Hamart. Versuchen wir es von einer anderen Stelle aus. Kannst du die Gedankenimpulse deiner Freunde nicht empfangen?«
»Es sind so viele Impulse …«
Das stimmte allerdings. Das Herauskristallisieren eines ganz bestimmten Gedankenmusters mußte Schwierigkeiten bereiten. Also nahm er Hamart wieder bei der Hand und teleportierte mit ihm zu der Stelle, an der die Kuppel war. Zwei weitere Sprünge brachten sie dann zur Insel des Stammes.
Hamart konnte sich vor Erstaunen kaum fassen.
»Das soll unsere Insel sein!?« Verblüfft versuchte er, sich zurechtzufinden. »Die Bucht …! Sie liegt jetzt dort oben am Steilhang! Das Land davor war früher der Meeresboden, unsere Fischgründe. Dann fällt der Grund steil
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