Silberband 053 - Die Urmutter
Rhodans Sohn und der Paladin zu einem Schacht gebracht, wo bereits eine Antigravplattform auf sie wartete. Danach ging es einige tausend Meter aufwärts. Als die Plattform anhielt, schätzte Roi, daß sie sich noch etwa fünfhundert Meter unter dem Meeresspiegel befanden.
Hastig sah er auf die Reserveuhr, die er unter dem Kampfanzug getragen hatte.
Noch neun Stunden Zeit bis zur Zündung der Thermotom-Ladungen!
Roi hoffte, daß sein Vater sich nicht seinetwegen entschlossen hatte, die Ladungen zu neutralisieren. Die Vernichtung des VALOSARs war wichtiger als das Leben von Rhodans Sohn. Schwerer fiel es Roi allerdings, ruhigen Gewissens den Tod der sechs siganesischen Spezialisten einzukalkulieren. Er kam zu dem Schluß, daß er die Entscheidung darüber dem Thunderbolt-Team überlassen mußte.
Seine Bewacher führten ihn in eine Energieschleuse. Dort wurde das Kugelfeld abgeschaltet. Kurz darauf stapfte der Paladin in die energetische Kammer.
»Nun, mein terranischer Freund«, grollte die machtvolle Stimme des künstlichen Haluters, »widme die nächsten achteinhalb Stunden der Kunst des Wortes, dann sieh zu, ob sich das Schicksal wenden läßt!«
Er lachte dröhnend, als ihm drei Bewacher die Läufe ihrer Energiewaffen gegen die Schenkel stießen und ihn zum Schweigen aufforderten.
»Wohl, wohl«, erwiderte Roi. »Seine Sprache ist die der alten Recken.«
»Ruhe!« brüllte der Anführer der Bewacher. »Vorwärts!« Er deutete auf die Öffnung der Energieschleuse.
Roi Danton gehorchte grinsend. Er hatte begriffen, was Harl Dephin gemeint hatte, und fand den Plan gut. Sicher gab es hier Transmitter. Wenn es gelang, die Takerer mindestens achteinhalb Stunden hinzuhalten, konnte er ihnen anschließend verraten, daß der Berg Motah unterminiert war. Dann war es zu spät für Reaktionen oder eine Evakuierung des VALOSARs.
Die Marsav-Soldaten führten ihn und den Paladin durch eine Panzerschleuse und eine weitere Energieschleuse in einen großen Raum, der außer einem weitgeschwungenen Kommandopult keine weiteren Einrichtungsgegenstände enthielt.
Ein schlanker Takerer mit arroganten Gesichtszügen saß hinter dem Kommandopult und musterte die beiden Gefangenen unter halbgesenkten Lidern hervor. Er trug die gleiche Kampfkombination wie die Wachen, dazu aber einen weißen Umhang mit blausilbernen Symbolen darauf. Eine silberne Strähne durchzog sein langes schwarzes Haar.
Eitel und arrogant! konstatierte Roi. Sicher auch ehrgeizig. Solche Leute sind meist auch noch feige. Eine gefährliche Mischung, wenn man sich in ihrer Gewalt befindet.
»Stehenbleiben!« befahl der Anführer der Wachmannschaft.
Roi Danton blieb stehen, der Paladin jedoch ging weiter auf das Kommandopult und den Offizier zu. Der Offizier wurde plötzlich blaß, seine Hand fuhr vor und drückte den Schalter. Sofort baute sich zwischen ihm und dem Paladin eine flimmernde Energiewand auf.
Der Riesenroboter blieb stehen.
»Künftig werde ich solchen Ungehorsam streng bestrafen!« drohte der Marsav-Offizier. In seiner Stimme schwang eine Spur abklingender Panik mit.
Roi lächelte in sich hinein. Seine Vermutung, daß der Offizier im Grunde ein Feigling sei, hatte sich bestätigt. Damit war schon viel gewonnen, bevor das Spiel richtig begonnen hatte.
»Mein Name ist Schymartko …«, sagte der Mann hinter dem Kommandopult, »… und ich bin der Chef des Wachkommandos Motah. Wer sind Sie, welche Ränge bekleideten Sie innerhalb der terranischen Flotte, und was hatten Sie in den Geheimanlagen des Taschkars zu schaffen?«
Rhodans Sohn trat neben den Paladin.
»Ich heiße Roi Danton und bin König eines mit den Terranern befreundeten Sternenreiches. Man spricht mich mit ›Majestät‹ an. Und das hier …«, er deutete auf den Paladin, »… ist mein halutischer Freund Paladin, ein hervorragender Wissenschaftler seines Volkes. Ich protestiere hiermit gegen die unwürdige Behandlung, die uns zuteil wurde, Schymartko. Man hat sogar auf uns geschossen! Dabei war unsere Mission durchaus friedlicher Natur. Wir begleiteten eine Gruppe terranischer Altertumsforscher, die sich für die alten verlassenen Städte innerhalb dieses Berges interessierten.«
Zum erstenmal hob Schymartko die Lider ganz. Er blickte Roi verächtlich an.
»Sie wissen hoffentlich, daß wir Mittel besitzen, um die Wahrheit aus Ihnen herauszuholen, Danton …!« sagte er drohend.
»Majestät!«
»Wie?«
»Man nennt mich Majestät, Schymartko!«
»Ihr Titel interessiert
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