Silberband 053 - Die Urmutter
auf ihrer Seite. Schließlich können sie den Ganjo vorweisen und beherrschen sämtliche Kommunikationsmedien. Anfangs hoffte ich noch, mit Hilfe der Perdaschisten eine Guerillaorganisation aufzuziehen und den Ganjo durch genau dosierte Anschläge zu stürzen …« Ich schwieg resigniert.
Der Arkonide nickte. Er war wieder ernst geworden.
»Also ein Spielchen nach echt terranischer Art. Leider erwies sich die Macht der Perdaschisten als zu klein, um einen solchen Plan mit Aussicht auf Erfolg einleiten zu können.«
»Wir hätten kläglich Schiffbruch erlitten«, gab ich zurück. »Auch eine umfassende Propagandaaktion wäre zwecklos.« Ich lächelte. »Ganz davon abgesehen, daß der Mutant Ervelan ja nur eine fiktive Gestalt aus einem Erlebnis-Simulator ist und nie wirklich existiert hat. Ich kenne im Moment nur einen einzigen erfolgversprechenden Ansatzpunkt.«
Atlan sah mich fragend an. »Und der wäre …?«
»Die Urmutter. Dieses riesige Robotgehirn hätte eigentlich längst erkennen müssen, daß es betrogen wurde.«
»Aber die Urmutter unternimmt nichts gegen den falschen Ganjo und die Pedolotsen«, entgegnete Atlan. »Sie ist mit unserer unfreiwilligen Unterstützung getäuscht worden, indem die Pedofalle auf dem ARRIVANUM Ovarons Tryzomimpulse aufnahm und als die des echten Ganjos registrierte. Da die Quelle der Impulse offensichtlich nicht genau lokalisiert werden konnte, mußten der falsche Ganjo und Ovarons Impulse als Einheit erscheinen.«
Ich lächelte, denn er hatte eine Kleinigkeit übersehen, obwohl er sie mit seinen eigenen Worten selbst angedeutet hatte.
»Ganz recht, die sogenannte Urmutter unternimmt nichts gegen den falschen Ganjo …« Ich beugte mich vor. »Aber sie unternimmt auch nichts für ihn, und das wäre eine völlig unlogische Handlungsweise für ein Robotgehirn – es sei denn, der Urmutter wären gewisse Zweifel gekommen. Denk daran, daß der echte Ovaron von Florymonth, also einem Teil der Urmutter, identifiziert worden ist! Andererseits müßte sie dann aber auch in die Propagandaaktion zugunsten des falschen Ganjos eingegriffen haben.«
»Schön«, erwiderte Atlan sarkastisch. »Gehen wir also zur Urmutter und klären sie auf. Bekanntlich kann nur sie die Genehmigung erteilen, den Passier-Konvulsator zu benutzen; die Schleuse zum Rest des Universums, von der Remotlas berichtet hat. Sollten wir ihre Genehmigung erhalten, könnten wir die Kleingalaxis Morschatztas verlassen. Ovaron würde an Bord der MARCO POLO in seinen eigenen Körper zurückkehren und brauchte nur noch von der Terrosch-Rotwolke nach Morschatztas zu fliegen. Ganz einfach, wie?«
Ich lehnte mich zurück und schloß die Augen. Der Arkonide hatte mir wieder einmal die ganze Kompliziertheit der Situation vor Augen geführt. Natürlich konnten wir die Urmutter nicht überzeugen, solange Ovaron sich nicht in seinem eigenen Körper befand und sich dem Robotgehirn zu einem Test stellte. Folglich hätten wir zuerst zur Terrosch-Rotwolke zurückkehren und danach Kontakt zur Urmutter aufnehmen müssen. Nur vermochte niemand Morschatztas zu verlassen, bevor er nicht die Genehmigung zur Benutzung des Passier-Konvulsators erhalten hatte.
Eine solche Genehmigung erhielten aber nur zwei Gruppen, wie wir inzwischen wußten. Das waren einmal die führenden Leute der Ganjoprester, die Pedolotsen und zum anderen die einundzwanzig Ganjatoren, die während der Abwesenheit des Ganjos die eigentlichen Regierungsgeschäfte geführt hatten.
Und selbst Angehörige dieser Gruppen mußten eine ausreichende Begründung vorbringen, wenn sie die im Hyperraum eingebettete Kleingalaxis verlassen wollten. Angesichts der Tatsache, daß die Flotten der Takerer noch immer nach dem Zufluchtsort der verschwundenen Ganjasen suchten, war das eine sehr verständliche Vorsichtsmaßnahme. Für Atlan und mich bedeutete es, daß wir innerhalb von Morschatztas gefangen waren.
»Für Merceile und mich ist es weitaus schlimmer, Perry«, meldete sich Ovaron. Ich spürte neben den Gedanken die Impulse aufkeimender Panik. »Unsere Körper befinden sich auf der MARCO POLO.«
Der Ganjo versuchte vergeblich, seine weiteren Gedankengänge vor mir zu verbergen. Doch mir wäre auch so klar gewesen, worum er sich sorgte. Die MARCO POLO schwebte in höchster Gefahr, und diese Gefahr nahm zu, je länger mein Flaggschiff in der Terrosch-Rotwolke auf uns wartete. Ovaron rechnete offenbar damit, daß das Schiff von den Pedolotsen in eine Falle gelockt werden
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