Silberband 056 - Kampf der Immunen
es ein Zufall, daß sie hier aufgeschlagen war.
Lloyd hatte keine andere Wahl, als über die Gerüstrippen weiter nach unten zu klettern. Er befand sich immer noch zwei- bis dreihundert Meter über dem eigentlichen Boden der Scheibe.
Er hielt sich am verbogenen Geländer fest, während sich seine Füße über einen gekrümmten Metallbogen tasteten. Die Schwankungen wurden immer heftiger. Der sterbende Vogel bewegte noch einmal träge einen Flügel und riß ein weiteres Stück Straße in die Tiefe. Lloyd klammerte sich fest und wartete, bis die Erschütterungen so weit nachgelassen hatten, daß er weiterklettern konnte.
Er blickte in die Tiefe. Der Körper des Halbtieres war aufgeplatzt. Silberfarbene Flüssigkeit lief über die schwarzen Federn.
Er konzentrierte seine parapsychischen Sinne auf die Kreatur, konnte aber keine Mentalimpulse wahrnehmen.
Das Wesen war tot.
Lloyd überwand die Kluft. Er erreichte den letzten Teil der Straße. Auch sie war beschädigt, aber immerhin konnte er auf ihr ungefährdet laufen.
Schräg unter ihm lagen die Hütten der Siloten. Er hoffte, daß er dort seine und Alaskas Ausrüstung finden würde. Die Eingeborenen waren sicher viel zu eingeschüchtert, um irgend etwas gegen ihn zu unternehmen.
Lloyd sah, daß ein paar Siloten sich auf dem freien Platz zwischen den Kuppeln aufhielten. Das große Feuer in der Mitte des Platzes war erloschen.
Sicher bewerteten die Eingeborenen das als schlechtes Zeichen.
Lloyd erinnerte sich, wie Alaska und er diese Straße im Käfigwagen hinaufgerollt waren.
Wie lange war das jetzt her – Stunden oder Tage?
Er merkte, daß er jeden Zeitsinn verloren hatte.
Der Schutzschirm über der Scheibe flackerte jetzt heftiger. Er schien auf das Gebrüll des Festungsherrn zu reagieren. Lloyd erahnte einen Zusammenhang zwischen diesem Geschrei und dem Namen des mumienhaften Insektenabkömmlings.
Quarschotz-der-die-Stimmen-bricht!
Lloyd erreichte das Ende der Straße. Die letzten Meter sprang er auf den Boden hinab. Er landete weich zwischen den farnähnlichen Pflanzen. Sie schimmerten jetzt grau, als wäre der Kreislauf ihrer Entwicklung durch irgendwelche Ereignisse gestört worden.
Lloyd raffte sich auf und rannte weiter. Wenige Augenblicke später hatte er die ersten kuppelförmigen Hütten erreicht. In ihrem Innern drängten sich die Siloten. Nur sechs Eingeborene hielten sich auf dem freien Platz auf. Sie verhielten sich äußerst merkwürdig.
Lloyd sah, daß sie um den purpurnen Missionar herumtanzten und dabei auf ihren lautenähnlichen Instrumenten spielten. Der Purpurne lag starr am Boden. Seine Gedanken flehten. Irgend etwas drohte mit ihm zu geschehen.
Betroffen trat Lloyd näher heran. Jetzt konnte er trotz des Gebrülls aus der Festung das klagende Spiel der Instrumente hören. Es waren Töne, die Schwermut in Lloyd hervorriefen und ihn träge zu machen drohten.
Trotzdem ging er weiter. Unter halbgeschlossenen Lidern beobachtete er die phantastische Szene. Die Siloten, die auf ihren Lauten spielten, schienen im Gegensatz zu den Eingeborenen in den Hütten keine Angst zu empfinden. Ihre Musik schien ihnen Mut zu machen.
Der Mutant registrierte die unheimliche emotionelle Anspannung des starr am Boden liegenden Missionars. Die Gedanken des kleinen Wesens taten Lloyd jetzt fast weh.
Er sah auf den Gefangenen der Siloten hinab. Er ahnte, was jetzt geschehen würde, regte aber keine Hand, um irgendwie einzugreifen. Im Augenblick war er wie gelähmt. Sogar die Gefahren, die ihm und Alaska drohten, traten in den Hintergrund.
Da begann der Purpurne zu zerfallen. Noch nie hatte Fellmer Lloyd erlebt, daß ein Wesen auf diese Art verging.
Der Missionar zerbröckelte in kristalline Teilchen, die sich auf dem Boden verteilten. Es war unheimlich zu beobachten, wie die einzelnen Körpertrümmer davonzukriechen versuchten.
Die Gedanken des Missionars verebbten in einem Gefühl schrecklicher Einsamkeit.
Lloyd riß sich von dem Anblick der spielenden Siloten und der kristallinen Brocken am Boden los und rannte über den freien Platz. Seine Gedanken wirbelten durcheinander.
Unter diesem flackernden Schutzschirm schien es nur eine Realität zu geben: die Space-Jet.
Der Telepath blickte sich um. Seine parapsychischen Sinne konzentrierten sich auf die Gedanken der Siloten. Er suchte nach Hinweisen, wo er die Ausrüstung finden konnte.
Diesmal waren es seine Augen, die Lloyd halfen. Auf der anderen Seite des erloschenen Feuers sah er einen Stapel
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