Silberband 056 - Kampf der Immunen
Vibrationen durch das mächtige Gebäude liefen, wurden jetzt kürzer.
Saedelaere ahnte, daß der Aufbruch der Festung nicht mehr lange auf sich warten lassen würde.
Aber wie würde der Start der Scheibe vor sich gehen?
Wir müssen hier heraus! dachte Alaska verbissen.
Vor allem mußte es ihnen gelingen, eine Warnung oder einen Bericht an die Besatzung der GOOD HOPE II durchzugeben.
Saedelaere mußte sich wieder auf die Ereignisse in seiner unmittelbaren Umgebung konzentrieren. Sie waren aus dem schmalen Gang in eine Halle getreten, die von einigen blassen Leuchtkörpern erhellt wurde. Aus Ritzen und Löchern im Boden stiegen Dampfsäulen auf. Ein paar Festungsbewohner lagen bäuchlings am Boden und streckten alle Glieder von sich. Sie schienen erstarrt zu sein.
»Ihre Lebensvorgänge sind stark reduziert«, erklärte Lloyd. »In dieser Haltung warten sie auf den Beginn der Absoluten Bewegung.«
»Es ist also bald soweit?«
Lloyd nickte zögernd.
»Es hat keinen Sinn, wenn wir uns etwas vormachen. Die Vorbereitungen werden bald abgeschlossen sein. Der Festungsherr beginnt sich bereits auf den Start zu konzentrieren.«
»Werden … werden wir es noch schaffen?«
Lloyd rannte quer durch die Halle. Er schlug jetzt ein so scharfes Tempo ein, daß der erschöpfte Saedelaere kaum folgen konnte. Alaska protestierte jedoch nicht. Er wollte gern zurückbleiben, wenn dadurch die Rückkehr Lloyds zur GOOD HOPE II garantiert werden konnte.
Am Ende der Halle blieb der Mutant stehen. Der heiße Dampf hatte ihn ins Schwitzen gebracht. Sein Gesicht glänzte. Saedelaere sah ihn forschend an.
Lloyd schien den Kontakt zu den Siloten verloren zu haben. Er stieß eine Verwünschung aus.
»Die Impulse einiger Festungsbewohner sind jetzt so stark, daß sie die Bewußtseinsströmungen der Siloten überlagern«, erklärte der Mutant.
Zögernd bewegte er sich auf einen Durchgang zu, der in einen anderen großen Raum führte. Dort standen ein paar mit Tüchern und Decken behangene Tiere. Saedelaere zählte insgesamt sieben. Er wußte nicht, ob jene darunter waren, die den Käfigwagen gezogen hatten.
Lloyd blieb stehen. »Das ist unsere Chance!«
Saedelaere sah ihn überrascht an. »Was haben Sie vor?«
»Wir haben nichts mehr zu verlieren, Alaska.« Der Telepath lief auf die sieben rätselhaften Wesen zu. »Diese Geschöpfe bewegen sich schneller als wir. Sie können uns vielleicht nach draußen bringen.«
Saedelaere kannte Lloyd gut genug, um zu wissen, daß der Mutant es ernst meinte.
Lloyd hatte eines der Wesen erreicht und versuchte, die Decken mit beiden Händen herabzuziehen. Es gelang ihm nicht. Das seltsame Wesen bewegte sich unter seiner Maskerade. Dabei zeigten sich zahlreiche Auswüchse.
»Ich glaube, daß ich es telepathisch lenken kann«, sagte Lloyd optimistisch. Er zog sich an den Decken auf den Rücken der Kreatur und streckte beide Hände nach Saedelaere aus, um ihm zu helfen.
Der Transmittergeschädigte wich unwillkürlich vor dem Gestank der Tiere zurück. Er überwand sich und kletterte hinter Lloyd.
»Was können Sie erkennen?« Saedelaere flüsterte unwillkürlich. »Welchen Eindruck haben Sie von diesen Kreaturen?«
»Ihre Impulse sind schwach«, erwiderte Lloyd. »Es sind halborganische Roboter oder Bio-Züchtungen.«
Saedelaere hielt diese Erklärung für unzureichend. Warum verbargen die Festungsbewohner diese Kreaturen unter Decken, die sich nicht entfernen ließen?
Der Transmittergeschädigte spürte, daß Lloyd sich auf das Wesen konzentrierte. Er gab ihm telepathische Befehle.
Nach einer Weile bewegte sich die Kreatur. Saedelaere hielt unwillkürlich den Atem an. Er wartete darauf, daß etwas Unheimliches geschehen würde. Zumindest rechnete er damit, von dem monströsen Ding abgeworfen zu werden. Doch das Tier unter der Decke bewegte sich quer durch die Halle und beschleunigte sein Tempo.
»Hoffentlich können Sie ihm klarmachen, wo unser Ziel liegt!« rief Saedelaere über das Gebrüll des Festungsherrn hinweg.
»Halten Sie sich fest!« warnte ihn Lloyd.
Der Maskenträger spürte, wie ein Ruck durch das Tier ging, dann raste er los. Saedelaere ließ sich nach vorn sinken und krallte sich an den Decken fest.
Er fragte sich, auf welche Weise ihr Träger sich orientierte. Benutzte er auf telepathischem Weg Lloyds Augen, oder hatte er andere Möglichkeiten?
Sie kamen durch halbdunkle Räume, in denen unförmig aussehende Wesen herumtappten und nach den Ausgängen suchten. Dann
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