Silberband 056 - Kampf der Immunen
gelegentlich kam von den Schutzgläsern der Armaturen ein feines Klirren. Hotchka Omolore räusperte sich.
Aidala Montehue schaute fasziniert auf das Chronometer des Autopiloten. Noch drei Minuten Linearflug, dann hatten sie es geschafft.
Gaddard Pen-Tuku stützte sich auf die Leiste des Instrumentenpults, seine Hände waren verkrampft. Seine Gedanken kreisten nur um eine Frage: Würde der Waringsche Kompensationskonverter der Belastung noch zwei Minuten standhalten?
Die Zeit tropfte zermürbend langsam dahin. Das Rumoren des Antriebs wurde immer lauter, unregelmäßiger. Die ehemals sanften Vibrationen gingen in ein beständiges Beben über.
Nur noch eine Minute!
Der CheF ließ die feinnervigen Finger seiner Arbeitsfühler über die Tastatur der Notsteueranlage gleiten. Er nahm ständig irgendwelche Schaltungen vor – regulierte hier den Energiefluß, drosselte und verstärkte, legte Leitungen lahm und setzte andere unter Strom, aktivierte, desaktivierte, programmierte um, löschte Programmierungen.
Es ging nur noch um wenige Augenblicke, dann war die Uhr des Autopiloten abgelaufen. Drei Sekunden …
Plötzlich durchlief ein heftiges Zittern das Schiff. Der Leistungsabfall des Linearkonverters war schlagartig gekommen, die Armaturen zeigten Werte unter der roten Markierung an.
Die GATOS BAY fiel zurück in den Normalraum. Gleich darauf schaltete sich der Waringsche Kompensationskonverter aus.
Gaddard Pen-Tuku eilte an die Ortungsgeräte und nahm einige oberflächliche Messungen vor. Er benötigte dafür nur eine knappe Minute. Als er sich den anderen zuwandte, lächelte er.
»Wir haben es geschafft«, sagte er. »Wir befinden uns nur eine knappe Lichtstunde von Quinto-Center entfernt.«
Niemand von ihnen ahnte in diesem Moment, daß noch lange nicht alle Schwierigkeiten beseitigt waren.
In der Theorie sah alles ganz einfach aus: Die GATOS BAY brauchte nur über Funk um Landeerlaubnis anzusuchen und dann in einen der unter der Oberfläche befindlichen Hangars einzufliegen.
Doch die Realität war komplizierter.
Der CheF konnte nicht persönlich mit dem Hauptquartier der USO in Bildsprechkontakt treten, denn ein zartbesaiteter Funker hätte ihn womöglich für den Leibhaftigen gehalten. Deshalb mußte er Aidala Montehue vorschieben.
Gaddard Pen-Tuku traf in der Funkzentrale alle Vorbereitungen für eine Hyperkomverbindung. Als sie zustande kam, legte er das Gespräch auf das Bildsprechgerät in der Kommandozentrale.
Aidala erblickte auf dem Bildschirm das verkniffene Gesicht eines noch ziemlich jungen Funkoffiziers der USO.
»Hier Funkzentrale Quinto-Center, Leutnant Zdenko«, rasselte der Funkoffizier herunter. Er blickte Aidala herausfordernd an.
»Ich spreche von Bord des Frachters GATOS BAY«, erklärte sie. »Wir, das sind drei weitere Immune und dreizehn Verdummte, kommen von einem Stützpunkt der Solaren Abwehr. Ich ersuche um Einflugerlaubnis nach Quinto-Center.«
Der Leutnant verzog spöttisch den Mund.
»Ich fürchte, so einfach geht das nicht«, meinte er.
Aidala spürte, wie sie zornig wurde. »Und wieso nicht?«
Der Leutnant zeigte immer noch sein spöttisches Lächeln.
»Wie soll denn der Stützpunkt heißen, von dem Sie angeblich kommen?« wollte er wissen.
»Sternzentrale Blue-Süd«, antwortete Aidala.
»Das muß erst überprüft werden«, erklärte der Leutnant. »Gehen Sie auf eine Umlaufbahn. Wir werden uns wieder über diese Frequenz mit Ihnen in Verbindung setzen.«
Als Aidala merkte, daß der Leutnant entschlossen war, die Verbindung zu unterbrechen, sagte sie schnell. »Einen Moment noch! Können Sie mir vielleicht erklären, was Ihre abweisende Haltung zu bedeuten hat? Wir haben unter schwersten Bedingungen fast vierzehntausend Lichtjahre zurückgelegt, weil wir annahmen, daß Quinto-Center eine der letzten Bastionen der menschlichen Zivilisation sei. Wir kamen, um mit Gleichgesinnten an der Wiederherstellung der normalen Zustände zu helfen. Und nun bieten Sie uns diesen Empfang!«
»Gleichgesinnte, daß ich nicht lache!« rief der Leutnant belustigt aus. »Ich werde Ihnen sagen, was Sie sind. Sie gehören zu dem Pack, das Admiral Cadro Tai-Hun um sich geschart hat. Und ich glaube Ihnen kein Wort von Ihrer Geschichte. Sie müssen sich schon einen besseren Trick ausdenken, um uns zu überlisten. Nichts für ungut, ich will Ihnen nichts nachtragen. Sagen Sie Ihrem Admiral, Sie hätten es versucht, aber die Leute von Quinto-Center seien eben zu clever.«
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