Silberband 056 - Kampf der Immunen
Aidala richtig wütend. »Ich glaube, Sie überschreiten Ihre Befugnisse, Leutnant«, rief sie. »Verbinden Sie mich augenblicklich mit dem Oberbefehlshaber von Quinto-Center!«
Aber ihr Gesprächspartner konnte sie nicht mehr hören. Der Bildschirm war bereits dunkel.
»Seltsam«, sagte der CheF. »Was es mit diesem Admiral Cadro Tai-Hun wohl auf sich hat … Wir werden jedenfalls nichts unversucht lassen, um die Einflugerlaubnis nach Quinto-Center doch noch zu bekommen.«
HIERMIT FORDERE ICH SIE EINDRINGLICHST AUF, DAS KOMMANDO ÜBER QUINTO-CENTER AN MICH ALS RANGHÖHEREN ZU ÜBERTRAGEN. ADMIRAL CADRO TAI-HUN.
»Ich kann mir schon denken, warum er Quinto-Center haben möchte«, donnerte Oberst Korstan Tiesch und zerknüllte die Depesche, die ihm aus der Funkzentrale übermittelt worden war. »Wenn der Admiral sich in Quinto-Center häuslich niederlassen will, dann muß er es schon mit Gewalt nehmen.«
»Vielleicht schätzen Sie Admiral Tai-Hun falsch ein«, sagte sein Gegenüber. Es war ein großer, kräftiger junger Mann mit dunklem Teint und weißblondem Haar. Er hatte eine tiefe Stimme. Aber so groß er auch war, welches Stimmvolumen er auch besaß – neben Oberst Tiesch verblaßte er optisch und akustisch. Denn der Kommandant von Quinto-Center war ein Ertruser, 2,45 Meter groß und 2,10 Meter breit, und wenn er seine Stimme anhob, dann zitterten die Wände.
»Vielleicht hat Admiral Tai-Hun gar nicht vor, Gewalt anzuwenden«, fuhr der andere Mann fort, der Persaito hieß, von der altarkonidischen Kolonie Umtar stammte und die Lehrgänge für Verdummte auf Quinto-Center leitete. »Sie sollten sich mit ihm an den Verhandlungstisch setzen und sich einmal seine Vorschläge anhören. Ich für meinen Teil finde, daß es gar nicht so dumm ist, was er zu sagen hat.«
»Gott sei Dank, daß es in dieser Angelegenheit nicht auf Ihre Meinung ankommt«, entgegnete Oberst Tiesch heftig. »Sie sollten eigentlich genug mit Ihren Problemen zu tun haben.«
»Sie haben natürlich recht«, gab Persaito zu, »es geht mich nichts an.«
Oberst Tiesch wandte sich unwillig ab. Es hatte den Anschein, als sei ihm der sandfarbene Haarsichelkamm auf dem sonst kahlen Schädel vor Mißmut und Ärger geschwollen. Die rotbraune Hautfärbung verstärkte diesen Eindruck noch. Doch der Schein trog, der Ertruser war innerlich ausgewogen und ruhig. Er wäre jetzt nur lieber alleine gewesen, um mit sich zu Rate gehen zu können.
O ja, er konnte sich schon vorstellen, daß Admiral Cadro Tai-Hun mit dem Kommando über Quinto-Center liebäugelte. Denn das Hauptquartier der USO war eine uneinnehmbare Festung. Von hier aus konnte man einen starken Einfluß auf die galaktischen Geschehnisse ausüben. Oberst Korstan Tiesch war überzeugt, daß USO-Admiral Cadro Tai-Hun in all seinen Handlungen nur von einem Gedanken beflügelt wurde: Macht!
Vom Hauptquartier der USO aus hätte er seinen Machthunger stillen können.
Das war Quinto-Center: ein ehemaliger Mond mit einem Durchmesser von 62 Kilometern, von Großraumschiffen mittels Traktorstrahlen eingefangen und an diese strategisch wichtige galaktische Position gebracht. Danach wurde der Kleinmond mit Hilfe von Thermo- und Desintegratorstrahlen so weit ausgehöhlt, daß nur noch eine äußere Felsrinde mit einer Dicke von sechs Kilometern blieb. Die verbliebene Felsschale wurde durch Terkonitstahlverstrebungen abgestützt, um eine ausreichende statische Festigkeit zu erwirken. Daraufhin baute man den Hohlraum, der eine Lichtweite von 50 Kilometern besaß, systematisch aus.
Das Herz, die Hauptzentrale, von Quinto-Center lag im genauen Mittelpunkt des ehemaligen Mondes, war kugelförmig mit einem Durchmesser von 800 Metern und bestand aus einer fünf Meter dicken Terkonitstahlwandung. Darum herum waren 38 atomare Kraftwerke angeordnet, die die Kugel der Hauptzentrale ebenfalls wie eine Kugel umgaben. Unmittelbar an diese lebenswichtigen Anlagen schloß ein Großtransmitter an, der noch im Bereich der inneren Sicherheitssektoren lag und im Bedarfsfall von allen 38 Atomkraftwerken Energie beziehen konnte.
Auf der wüsten Oberfläche des naturbelassenen Mondes waren 3430 ausfahrbare Panzertürme untergebracht, von denen jeder mit drei Transformkanonen in Drillingsbauweise bestückt war. Jede dieser insgesamt 10.290 Transformkanonen besaß eine Abstrahlkapazität von Fusionsbomben mit einer Energieentfaltung von tausend Gigatonnen TNT. Zu diesen Drillingstürmen kamen noch zweitausend ausfahrbare
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