Silberband 057 - Das heimliche Imperium
Und dann wurde ich zu Harno.«
»Du wurdest – was?«
»Harno und ich verschmolzen zu einer Einheit. Ich selbst wurde ein Gefangener des Schwarms, ein energetisches Gitter hielt mich fest – mich, einen körperlosen Geist! Oder mich, Harno! Er teilte mir mit, seine Gefangenschaft dauere erst Stunden, aber das können genausogut Jahre und Jahrtausende gewesen sein. Er selbst kann nicht entfliehen, und ich konnte es nur deshalb, weil ich nicht wirklich zu Harno wurde, sondern nur parapsychisch mit seinem Bewußtsein verschmolz. Er hat versucht, mir das zu erklären, aber ich habe es, ehrlich gesagt, nicht völlig verstanden. Jedenfalls erlebte ich das, was auch Harno zur gleichen Zeit erlebte. Ich sah das Y'Xanthomrier.«
»Ist es der Herr des Schwarms?«
»Das weiß ich nicht, wirklich nicht. Ich möchte das riesige Gebilde als einen lebenden Götzen bezeichnen, dem jeder, der dem Schwarm angehört, bedingungslos gehorchen muß. Und der Götze hat beschlossen, eine an Rohstoffen reiche Welt in den Schwarm aufzunehmen. Mitsamt ihrer Sonne!«
Rhodan fragte verblüfft: »Der Schwarm stiehlt Sonnensysteme?«
»Das tut er. Ein sicheres Zeichen dafür, daß sie – wer immer diese ›Sie‹ auch sind – Rohstoffe benötigen, um existieren zu können. Ist das schlimm, oder ist es ein Hoffnungsschimmer?«
»Beides!« Rhodan sah Gucky gespannt an. »Weiter, was hast du noch in Erfahrung bringen können?«
Gucky nahm wieder das Glas von Fellmer entgegen und trank.
»Die Position des kleinen Systems, das aufgenommen werden soll. Ich kann sie euch genau angeben. Es handelt sich um eine kleine, dunkelrote Sonne mit zwei Planeten. Der zweite dieser Planeten ist eine Eiswelt. Die Strahlen der sterbenden Sonne können sie nicht mehr erwärmen. Kilometerdick ist der Eispanzer. Der erste Planet ist eine Steinwüste, mit Geröll bedeckt. Aber beide Planeten sind reich an Rohstoffen. Sie sollten mitsamt ihrer Sonne gestohlen werden. Eigentlich kein großer Verlust für uns, denn das System ist unbewohnt. Aber könnte es nicht genausogut einmal bewohnte Welten treffen?«
Rhodan nickte, immer noch ein wenig fassungslos.
»Ja, das könnte geschehen.« Er sah Gucky an. »Wenn wir die Absicht des Schwarms und die Position des Systems kennen, böte sich uns eine einmalige Gelegenheit …«
Gucky unterbrach ihn: »Wie schön, daß wir denselben Gedanken haben, Perry. Ich muß mich nur noch ein wenig erholen, dann startet das Ding.«
»Was für ein Ding? Deine Ausdrücke … Außerdem kannst du dir das aus dem Kopf schlagen, mein Lieber. Wenn ein Unternehmen gestartet wird, dann diesmal ohne dich. Du brauchst Ruhe, sonst nichts. Du wirst mir die Daten des Systems geben, und dann werde ich …«
»Perry!« sagte Gucky energisch. »Du wirst überhaupt nichts tun! Du wirst gar nichts tun können, weil ich allein die fragliche Position kenne, und ich werde sie nur dann bekanntgeben, wenn das Unternehmen so durchgeführt wird, wie ich es mir vorstelle. Das ist keine Erpressung, sondern eine nüchterne Feststellung.« Er grinste. »Bist du jetzt böse, Perry?«
Rhodan seufzte, aber er verneinte nicht. »Böse oder nicht … wie sind deine Bedingungen?«
Alaska Saedelaere, Ras Tschubai und Oberst Toronar Kasom waren von Gucky bereits informiert worden. In aller Ruhe hatte er ihnen die Lage geschildert und keineswegs verschwiegen, daß es sich um ein äußerst gefährliches Unternehmen handelte. Trotzdem hatte keiner der drei Beteiligten auf die Teilnahme verzichten wollen. Sie wußten alle, was von dem Erfolg ihrer geplanten Mission abhing.
Als Rhodan erfuhr, daß Gucky bereits auch die Beteiligten ausgesucht und informiert hatte, geriet er ein wenig aus der Fassung.
»Findest du nicht, daß du ein bißchen übereilt handelst?« fragte er den Mausbiber, als dieser ihm seine Bedingungen klarlegte. »Und wieso ausgerechnet diese drei?«
»Ich halte sie für geeignet«, antwortete Gucky ohne weitere Erklärungen. »Abgesehen davon sind wir dann zwei Teleporter, so daß wir uns ungehindert bewegen können. Wir werden mit einem kleinen Schiff einen der Rohstoffplaneten anfliegen, auf ihm landen und dann warten, bis der Schwarm eintrifft.«
»Du mußt verrückt oder lebensmüde sein!«
»Keins von beiden, das ist auch der Grund, warum ich so fest darauf bestehe, das Unternehmen durchzuführen. Perry, du kannst mich nicht davon abbringen, und wenn du es dir noch einmal in aller Ruhe überlegst, wirst du einsehen, daß es
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