Silberband 058 - Die Gelben Eroberer
inzwischen die Situation erkannt zu haben glaubte, winkte ab.
»Es stimmt, diese Frauen sind verdummt«, sagte er so leise, daß nur der Translator seine Worte empfangen und nur für Tahonka-No übersetzen konnte. Sandal fuhr fort: »Aber das Verhalten dieser Frauen hat mit der Verdummung an sich nichts zu tun. Es scheint, daß sich auf dieser Welt eine Zivilisation entwickelt hat, in der die Frauen die Rollen mit den Männern getauscht haben.«
Die Anführerin der Amazonen wurde ungeduldig. »Was schwätzt ihr? Steigt schon bei uns ein! Wir werden euch mit zum Allerweiblichsten nehmen.«
»Was ist das Allerweiblichste?« wollte Sandal wissen.
Die Amazone meinte sarkastisch: »Da findet man zwei Männer und möchte dem Schicksal dankbar sein. Aber dann stellt sich heraus, daß der eine mißgestaltet und der andere geistesgestört ist. Jetzt kein Wort mehr! Und steigt endlich ein!«
Sandal hatte nichts dagegen, für geistesgestört gehalten zu werden, denn das ersparte ihm lange Erklärungen über seine Herkunft, die die Amazonen ohnehin nicht verstanden hätten. Aber er war trotz allem nicht bereit, sich von Frauen herumkommandieren zu lassen.
»Du hast gesagt, ihr wollt den Mann als Krönung der Schöpfung anerkennen, obwohl das anscheinend gegen die Gesetze eurer Welt verstößt«, sagte er. »Nun zeigt, daß das mehr als leere Worte sind. Ich verlange, das Kommando über die Kolonne zu erhalten.«
Die Frau war so verblüfft, daß sie nicht sofort etwas entgegnen konnte. Nachdem sie sich von der ersten Überraschung erholt hatte, sagte sie in unterwürfigem Ton: »Entschuldige mein überhebliches Verhalten, aber manchmal vergessen auch wir, daß wir uns den Männern unterwerfen wollen.«
Sie bestiegen die Panzer. Die Luft in der engen, stickigen Kabine schien zu kochen. Als die Panzerfahrerin zusammenbrach und ohnmächtig liegenblieb, ließ sich Sandal die Handhabung der Geräte erklären und übernahm selbst die Steuerung. Tahonka-No hatte im Sitz des MG-Schützen Platz genommen.
Das Fahrzeug mit der Anführerin der Neogolistinnen hatte sich an die Spitze gesetzt. Sandal schloß sich ihr mit seinem Panzer an, dann folgten die anderen Fahrzeuge.
So fuhren sie in Richtung des Allerweiblichsten – was immer das auch sein mochte.
Die Fahrt war reich an Zwischenfällen.
Einige Male mußten sie stehenbleiben, um Dianen (wie sich die Frauen nach ihrer Welt nannten) zu begraben, die der Hitze und steigenden Anziehungskraft körperlich nicht mehr gewachsen waren. Eine Diane war wahnsinnig geworden und hatte ihrem Leben selbst ein Ende bereitet.
Sandal konnte sich an Hand dieser Zwischenfälle ausmalen, welch schreckliche Szenen sich überall auf dieser Welt abspielen mußten. Für ihn stand es auch außer Zweifel, daß nur die Ersten Diener dafür verantwortlich zu machen waren. Sein Haß auf die birnenförmigen Wesen aus dem Schwarm wurde immer größer.
Als sie einmal auf ihrem Weg zum Allerweiblichsten nahe einer Wabenröhre vorbeifuhren und von den dort postierten kleinen Purpurnen überfallen wurden, begnügte sich Sandal nicht mit ihrer Tötung. Er stürmte in den Wabenzylinder hinein und zerstrahlte den dort untergebrachten Ersten Diener mit seiner Energiewaffe.
Nachdem er wieder in das Panzerfahrzeug zurückgekehrt war, berichtete er Tahonka-No: »Es war ein schrecklicher Anblick. Der Erste Diener besaß überhaupt keine erkennbare Gestalt mehr. Ich sah nur eine unförmige Masse, die den größten Teil des Innenraums ausfüllte. Er wimmerte markerschütternd. Was hat das zu bedeuten? Was geht mit den Ersten Dienern vor sich?«
Tahonka-No schwieg.
Vor Anbruch der Nacht fielen drei der Panzerfahrzeuge hintereinander aus. Ihre Motoren streikten und sprangen nicht wieder an.
»Daran sind die Hitze und die gestiegene Gravitation schuld«, meinte Sandal.
Die Diane an seiner Seite blickte ihn verständnislos an und sagte: »Ich verehre dich, Mann.«
»Nenne mich Sandal«, bat der junge Barbar von Exota Alpha verwirrt.
»Ich heiße Warna.«
Eine halbe Stunde später blieben zwei weitere Panzer stehen. Die Dianen aus den wracken Fahrzeugen kletterten auf die vier heil gebliebenen Panzer und setzten so die Fahrt fort. Die meisten von ihnen waren der Erschöpfung nahe. Dabei war die Gravitation ›erst‹ auf 1,7358 Gravos und die Temperatur auf etwas über 45 Grad angestiegen, stellte Sandal mit einem Blick auf das Vielzweckgerät an seinem Handgelenk fest.
Am unregelmäßigen Geräusch des Motors
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