Silberband 058 - Die Gelben Eroberer
hätten.
Unser Streit wurde durch das Auftauchen eines Flugzeuges jäh beendet. Die zweistrahlige Maschine kam aus der Sonne, so daß wir sie zu spät bemerkten. Plötzlich stiegen hinter uns neben dem Turbolastwagen die Dreck- und Rauchfontänen von Bombenexplosionen auf. Leuchtspurgeschosse fegten am Führerhaus vorbei.
Captain Rorvic streckte die Hand mit der Strahlwaffe aus dem Seitenfenster, um auf den Jagdbomber zu schießen, falls er einen zweiten Angriff versuchte. Doch der Pilot schien in ähnlichen Bahnen zu denken. Er überflog uns kein zweites Mal, sondern raste dicht an der Bergflanke entlang auf uns zu und schoß aus ungefähr zwei Kilometern seine Kampfraketen ab. Dann zog er hoch.
Batriaschwili, der inzwischen wieder steuerte, trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch – und als die Raketen bis auf etwa hundert Meter heran waren, bremste er scharf. Ich prallte mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe.
Dann heulte, krachte und splitterte es rings um mich. Dalaimoc packte mich am Genick und warf mich hinaus. Die anderen sprangen hinterher. Ich sah dicht vor unserem Wagen einige Trichter. Das Metall des Führerhauses war von Splittern durchsiebt, und beide Vorderreifen waren zerfetzt.
»Deflektoren und Flugaggregate ein!« schrie Rorvic. Er hielt den Aktenkoffer in der Hand.
Aber bevor wir starten konnten, kehrte der Jagdbomber zurück. Diesmal durchsiebte er den Turbowagen mit Leuchtspurgeschossen. Ich sah, wie Rorvics Aktenkoffer von einem explodierenden Geschoß zerrissen wurde.
Im nächsten Moment waren wir unsichtbar und rasten mit Hilfe der Flugaggregate davon. Da wir die Antiflexschaltung unserer Helme aktiviert hatten, brauchten wir wenigstens keinen Berührungskontakt zu halten.
»Kurs Süden!« befahl der Albino über Helmfunk. »Wir fliegen nach Sahkorim. Auf dem Nordkontinent sind wir nicht mehr sicher.«
Als ob wir seit unserem Start mit der Space-Jet auch nur eine Sekunde sicher gewesen wären! Düstere Ahnungen bewegten mich, während ich die Flugrichtung änderte.
Wer konnte wissen, was Dalaimoc Rorvic noch alles vorhatte.
Als der Turbowagen anhielt, schreckte ich aus meinem Halbschlaf auf. Wir befanden uns in der Tiefgarage eines Hotels. Captain Rorvic hatte seltsamerweise ein Einsehen gehabt und die Zimmerflucht eines Hotels für uns bestellt, nachdem wir zum Südkontinent zurückgekehrt waren und uns neue Kleidung und einen Wagen besorgt hatten.
»Steigen Sie aus, Hainu!« befahl er. »Sie können in Ihrem Zimmer schlafen. Zehn Stunden sind bewilligt. Danach sehen wir weiter.«
Ich gehorchte.
Unsere Kampfanzüge lagen im Kofferraum des Wagens. Wir wollten sie in der Nähe haben, falls es brenzlig wurde. Nach den Ereignissen im Regierungspalast des Maytkors und dem Schlupfwinkel der Cynos mußten wir damit rechnen, daß sie zu dem Schluß gekommen waren, der eigentlich recht nahelag, nämlich, daß sich Fremde auf diesem Planeten aufhielten. Der Überfall des Düsenflugzeuges hatte bewiesen, daß sie das militärische Potential der Redmarer beliebig einsetzen konnten. Warum also sollten nicht auch die Geheimdienste der beiden Blöcke unter ihrem Einfluß stehen!
Ich verbarg die zerbeulte Kanne unter dem weiten Gewand. Vielleicht konnte ich sie brauchen, wenn Dalaimoc wieder einmal zu lange meditierte. Bisher hatte sie im Ausrüstungsbeutel meines Kampfanzuges gelegen und war deshalb meist nicht greifbar gewesen, wenn ich sie brauchte.
Während Peltrow zur Rezeption ging, um unseren Schlüssel abzuholen, fuhren wir mit dem Fahrstuhl voraus. Unsere Zimmerflucht lag im 23. Stockwerk. Als Peltrow mit dem Schlüssel nachkam, besichtigten wir die Zimmer. Der Wohnraum war einigermaßen geräumig und gut eingerichtet, die vier Schlafzimmer dagegen glichen den winzigen Kabinen, die wir auf der Raumstation des Nordblocks bewohnt hatten. Der Preis stand meiner Meinung nach in keinem Verhältnis dazu; ein Durchschnittsbürger würde ihn kaum bezahlen können.
Ihm Wohnraum stand ein einziger großer Sessel; die anderen waren kleiner und schlechter gepolstert. Dalaimoc Rorvic ließ sich natürlich sofort in dem großen Sessel nieder, rekelte sich behaglich und sagte:
»Schlaft ruhig, Freunde. Ich werde über euch wachen.«
Wäre ich nicht so müde gewesen, hätte ich eine Anspielung auf seine besondere Art der Wachsamkeit gemacht. Doch wir hatten während des Fluges nur abwechselnd geschlafen, und ich war froh, endlich in ein Bett zu kommen.
Ich zog nur die Schuhe aus und
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