Silberband 058 - Die Gelben Eroberer
kommen, kann ich den Namen richtig aussprechen. Oben wird man wohl noch immer den falschen Namen nennen. Wie viele Bewohner gibt es oben?«
Gucky trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Ich konnte seine Nervosität verstehen, war ich doch selbst nervös. Die Unterhaltung mit einem aufgewachten Tiefschläfer hielt uns nur auf, während vierhundert Menschen im Explorer in Gefahr waren.
»Oben gibt es seit Jahrtausenden keine humanoiden Lebewesen mehr«, sagte Major Mincos Polata mit brutaler Offenheit, um das fruchtlose Thema zu beenden. »Sie haben sich in einem Atomkrieg selbst ausgerottet. Ihre Nachfolger sind intelligente Insektenwesen. Aber auch sie werden nicht mehr lange existieren, denn diese Welt wurde von Invasoren überfallen.«
Tadschor wankte. »Alle sind tot?« flüsterte er. Mit steifen Bewegungen stieg er von seinem Podest – und brach zusammen.
Gucky begriff die Ursache zuerst. Er hob Tadschor telekinetisch auf das Podest zurück, auf dem die Schwerkraft offensichtlich künstlich reguliert wurde. Wir alle hatten nicht mehr daran gedacht, daß die Gravitation von Aggres verdoppelt worden war; unsere Antigravaggregate ließen es uns nur zu leicht vergessen.
»Kümmern Sie sich um ihn, Hysk!« rief der Ilt mir zu. Er winkte Tschubai. Beide Teleporter verschwanden. Sie suchten nach technischen Geräten, mit denen man eine Strukturöffnung im Paratronschirm des Explorers schalten konnte.
Ich legte den Erwachten bequem hin und öffnete seine Kleidung über der Brust. Er atmete schwer und hielt die Augen geschlossen. Der Schock über Polatas Auskunft und die wenn auch nur kurze Einwirkung der hohen Schwerkraft hatten ihm schwer zugesetzt.
Als ich die Medobox vom Gürtel nahm, um Tadschor ein kreislaufstabilisierendes Medikament zu injizieren, vernahm ich ein scharfes Knacken.
Ich blickte auf und überlegte, woher das Geräusch gekommen sein mochte. Als Tadschors Glieder in plötzlichem Krampf zuckten, seine Augen sich weit öffneten und er einen tiefen Seufzer von sich gab, wußte ich Bescheid.
Ich öffnete seinen Mund und sah die bräunliche Verfärbung von Zunge und Zähnen sowie die Splitter einer Glaskapsel.
Tadschor hatte sich vergiftet.
Das Überprüfungsgerät der Medobox bestätigte, daß Herzschlag und Atmung ausgesetzt hatten und der Hirntod eingetreten war.
Ich schloß die Augen des Mannes und trat zurück.
In dem Augenblick materialisierten Gucky und Tschubai.
»Er ist tot«, stellte der Mausbiber nüchtern fest. Als Telepath erkannte er das natürlich sofort.
»Nichts, nicht wahr?« fragte Major Cova.
»Nichts«, bestätigte Gucky. »Schließt die Helme. Wir springen zum Explorer. Irgendwie müssen wir ins Schiff kommen.« Seine Stimme klang verzweifelt und mutlos.
Major Polata und ich, wir beide wußten genau, daß wir unseren Leuten nicht helfen konnten, wenn kein Wunder geschah. Dann schlossen wir unsere Helme und streckten die Hände aus.
Als wir einige Kilometer vom Explorer entfernt materialisierten, mußten wir sofort die Paratronschirme unserer Kampfanzüge aktivieren. Im Paratronschirm der EX-6633 tobten gewaltige Entladungen. Doch nicht nur unser Schiff wurde angegriffen. Überall, so weit wir sehen konnten, kreisten große Raumschiffe über dem Planeten und vernichteten systematisch die Stammesburgen der Plostas. Auf dem Boden rieben kleine purpurrote Wesen die Reste der plostasischen Truppen auf.
Die Teleporter sprangen mit uns in die Nähe einer riesigen Anlage aus Wabenblöcken, als die Purpurnen uns in großer Zahl angriffen. Ich blickte zum erstenmal in die Wabenzellen und erschauerte beim Anblick der ockergelben Massen, die darin wogten und wallten, ohne daß feste Konturen zu erkennen gewesen wären.
Über Helmfunk meldete sich Perry Rhodan. Er fragte, wo wir uns befänden, und kündigte, entgegen seiner bisherigen Absicht, einen Angriff der GOOD HOPE II und der INTERSOLAR an, um einen letzten Versuch zu unternehmen, die Besatzung des Explorers zu retten.
»Sie kommen unverzüglich an Bord!« ordnete er an.
Gucky weigerte sich und setzte sich durch.
Wir sprangen abermals, um purpurroten Wesen auszuweichen. Diesmal materialisierten wir auf dem stählernen Mittelsockel der Wabenanlage. Kurz darauf griffen die INTERSOLAR und ein kleineres Kugelraumschiff die Jagdschiffe an, die auf den Explorer feuerten. Es war nicht mehr als ein Akt der Verzweiflung. Für die vierhundert Menschen im Explorer kam jede Hilfe zu spät, denn der Paratronschirm brach
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