Silberband 058 - Die Gelben Eroberer
zusammen, bevor die GOOD HOPE II und die INTERSOLAR zum zweiten Anflug ansetzen konnten.
Ich schloß die Augen, als unser Schiff explodierte.
Im nächsten Moment beförderten die Teleporter sich und uns in das kleine Kugelschiff. Wir materialisierten in der Kommandozentrale und konnten gerade noch mit ansehen, wie das auf der Ebene stehende Pilzraumschiff und zahlreiche benachbarte Wabenblöcke mit einem Transformgeschoß vernichtet wurden.
Anschließend mußten wir uns fluchtartig zurückziehen, denn von allen Seiten rasten nun Tausende von Kampfschiffen heran und nahmen uns unter konzentrisches Feuer.
Ich sah nicht auf, als sich das Schott der Kabine öffnete, die ich gemeinsam mit Mincos Polata bewohnte. Völlig in Gedanken versunken, blies ich auf meiner Holzflöte.
Nach einer Weile setzte ich die Flöte ab. Meine Gedanken weilten noch immer nicht hier, an Bord der GOOD HOPE II, sondern in einer Vision der Vergangenheit, deren Geschichte bruchstückhaft und mit blühender Phantasie ausgeschmückt in unserer Familie von Generation zu Generation weitergegeben worden war.
Als jemand sich leise räusperte, schwanden die Visionen. Ich bemerkte, daß ich die Kabinenwand fixierte, und drehte den Kopf.
Da sah ich Perry Rhodan. Der Großadministrator saß in einem Schalensessel und betrachtete mich nachdenklich.
»Sie sind ein Meister auf der Inkaflöte«, sagte er.
Ich erhob mich, legte die Flöte auf den Tisch und nahm ihm gegenüber in einem Sessel Platz.
»Sie kennen das Instrument, Sir?«
»Ich habe es früher oft gehört, von einem berühmten Künstler, der in der Susonic Hall von Terrania auftrat. Ich glaube, das war vor rund dreihundert Jahren – und der Künstler hieß Ezorra Vantolier.«
»Ein Urahn von mir. Heute gehört mir seine Flöte, und wenn ich eines Tages Kinder habe, werde ich sie dem vererben, das sie am besten spielt – wenn je einer von uns irgendwann Kinder haben kann.«
Rhodan seufzte.
»Ja, es sieht böse aus, Mr. Vantolier. Unsere letzten Messungen bewiesen, daß das Temperaturmittel auf Aggres bei dreiundsechzig Grad Celsius liegt. Wenn das – zusammen mit der Verdopplung der Schwerkraft – auf einem von Menschen bewohnten Planeten geschieht, werden die meisten Bewohner zugrunde gehen.«
Ich sah ihn an. Mir wurde klar, daß er mit ›einem von Menschen bewohnten Planeten‹ nicht eine beliebige Welt gemeint hatte, sondern die Erde, die Heimat des Homo sapiens.
Und die Bewegungsrichtung des Schwarms zielte auf jenen Sektor des Orions-Armes, in dem das Solsystem war.
»Die Entfernung zwischen EX-Polata und Sol beträgt immerhin 20.408 Lichtjahre«, sagte ich. »Bevor der Schwarm auch nur die Hälfte dieser Strecke zurückgelegt hat, müßten wir ein wirksames Mittel gefunden haben, um dieser Gefahr zu begegnen.«
»Wir müßten es, aber werden wir es auch?« Rhodans Augen leuchteten in fiebrigem Glanz. »Dieser Schwarm, ich habe das unbestimmte Gefühl, als hätte er vor unserer schon zahllose andere Galaxien heimgesucht – und als hätte niemand ihm bisher wirksamen Widerstand entgegensetzen können.«
»Vielleicht ist der Schwarm wie ein Komet, der, den Gesetzen des Universums gehorchend, blind wiederkehrend seine Bahn zieht. Jahrtausend um Jahrtausend, Zehntausende, Hunderttausende, Millionen Jahre lang …«, überlegte ich. »Ohne Ausgangspunkt und ohne Ziel …«
Wir blickten beide auf, als das Schott sich öffnete.
Mincos Polata trat ein, nickte uns zu, setzte sich und beugte sich in Rhodans Richtung vor.
»Es ist also wahr? Die solare Menschheit wurde voll von der Verdummungswelle erfaßt?«
Rhodan nickte.
»Bis auf wenige Ausnahmen, Major. Aber was Sie über die Besatzung der EX-6633 berichten, trifft auch auf die Menschheit zu. Der Verdummungsgrad hat sich vermindert. Leider reicht das nicht aus, um beispielsweise umfassende Vorbereitungen zur Verteidigung des Solsystems gegen den Schwarm zu ergreifen. Aber es dürfte genügen, um eine große Anzahl von Menschen im Falle eines direkten Angriffs in die Tiefbunkeranlagen zu dirigieren.«
»Ich hoffe, daß es nie so weit kommen wird«, sagte Polata ernst.
Der Großadministrator erhob sich.
»Wir müssen in wenigen Minuten aus dem Linearraum zurückfallen. Ich gehe in die Beobachtungskuppel. Wenn Sie mich begleiten möchten …«
Ich erhob mich, nahm meine Flöte und ging zum Schott. Mincos Polata winkte ab.
»Danke, aber ich bleibe vorläufig hier.«
Als wir die Beobachtungskuppel betraten, teilte
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