Silberband 059 - Herrscher des Schwarms
verging. Da wurde er durch das Splittern von Glas aufgeschreckt.
Er hielt ein Reagenzglas mit einigen Tropfen einer virushaltigen Flüssigkeit in der Hand. Das transparente Schutzmaterial seiner Maske verrutschte ein wenig, als er aufblickte.
Er sah den Unteroffizier Earl Watton mit der Kiste auf den Armen in das Labor kommen. Zielstrebig schritt er auf die Isolierstation zu. Dr. Jacobi beobachtete ihn beunruhigt. Er sah das fleckige Gesicht des Mannes und erkannte sofort, daß er sich in einem extremen Erregungszustand befand. Earl Watton war nicht mehr aufzuhalten.
Er trat gegen die Glastür. Als sie sich nicht öffnete, schmetterte er die Kiste dagegen, trat zwei Schritte vor und zerschlug auch die nächste Tür. Dann schleuderte er dem Virologen den Kasten vor die Füße. Er wollte etwas sagen, brachte aber kein Wort über die Lippen. Plötzlich schien er zu begreifen, was er getan hatte. Er bückte sich, um das Reagenzglas, das er dem Arzt aus der Hand geschlagen hatte, aufzuheben. Dr. Jacobi hielt ihn an der Schulter fest.
»Nicht, nicht«, rief er, doch die Schutzmaske dämpfte die Worte zu sehr. Watton verstand ihn nicht. Er fühlte sich angegriffen und schlug nach dem Virologen.
Als Dr. Jacobi zu Boden stürzte, kam Watton erneut zu sich. Abermals bereute er, was er getan hatte, doch jetzt half er dem Arzt nicht, sondern zog sich eilig zurück. Er lief durch die Desinfektionsschleuse und wollte in das allgemeine Labor hinaus, als er die anderen Ärzte und Helferinnen sah. Sie bildeten eine Mauer vor ihm. Ein Arzt hielt einen Energiestrahler in der Hand. Alle preßten sich Tücher oder Gesichtsmasken vor Mund und Nase.
»Wenn Sie noch einen Schritt weitergehen, dann erschieße ich Sie!« rief der bewaffnete Arzt.
Earl Watton fühlte einen Stich im Nacken. Er fuhr herum, während bleierne Schwere auf ihn herabfiel. Er konnte nur noch durch einen Nebelschleier erkennen, daß der Virologe vor ihm stand und eine Spritze in der Hand hielt. Dann brach er zusammen. Den Infektionsalarm hörte er schon nicht mehr.
Toronar Kasom grüßte lässig, als er die Schleuse verließ und die MARCO POLO betrat. Ein Kommando Elektronikspezialisten ging an ihm vorbei. Es würde die Schienenstation bis in alle Einzelheiten hinein erforschen und für terranische Zwecke umgestalten.
Ein Decksoffizier trat auf Kasom zu. »Sir, Sie werden gebeten, sich sofort mit Major Matatsi in der Hauptkommandozentrale einzufinden. Der Großadministrator erwartet Sie.«
»Danke«, sagte Kasom überrascht. Er blickte den Japaner fragend an, aber auch Kainoro Matatsi schien sich nicht denken zu können, weshalb sie in die Zentrale gerufen wurden.
»Wenn's so dringend ist, dann wollen wir uns lieber beeilen«, sagte der Kommandant der CMP-18.
Die beiden Männer gingen etwas schneller als bisher. Innerhalb weniger Minuten erreichten sie die Hauptkommandozentrale, die auch jetzt voll besetzt war.
Der Erste Kosmonautische Offizier lehnte mit verschränkten Armen an seinem Spezialsessel. Er lächelte Kasom zu, als dieser eintrat.
Der Ertruser stellte fest, daß auch die Feuerleitzentrale auf allen Positionen besetzt war. Der Erste Feuerleitoffizier, Major Pedro Cuasa, saß auf seinem Platz und überprüfte seine Instrumente. Kasom konnte ihn auf einem Bildschirm sehen, der einen Einblick in die Feuerleitzentrale vermittelte.
An dem Konferenztisch saßen Perry Rhodan, Atlan, Dr. Serenti und der Kosmopsychologe Dr. Thunar Eysbert, ein schlanker Terraner, dessen Haar ebenso weiß war wie das von Atlan.
»Ihre Männer machen uns Schwierigkeiten«, sagte Rhodan nach einer kurzen Begrüßung zu Major Matatsi. »Während Sie abwesend waren, sind die CMP-18 und ihre Besatzung zu einem medizinischen Problem geworden.«
»Wie darf ich das verstehen?« fragte der Kommandant der CMP-18 betroffen. »Was ist geschehen?«
»Einer Ihrer Männer hat in den medizinischen Laboratorien die Nerven verloren. Er hat um sich geschlagen und sich dabei mit vermutlich tödlichen Regulationsviren infiziert. Wir waren gezwungen, den gesamten Laboratoriumstrakt zu isolieren.«
»Das verstehe ich nicht, Sir. Wie konnte es zu diesem Zwischenfall kommen?«
Professor Dr. Thunar Eysbert lehnte sich vor. »Sie hatten Gelegenheit, an einem Einsatz teilzunehmen und sich dabei zu beobachten«, sagte der Psychologe. »Was ist Ihnen dabei aufgefallen?«
Kainoro Matatsi schwieg. Er zögerte, die Vorfälle zu schildern, bei denen er sich nicht voll unter Kontrolle gehabt hatte.
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