Silberband 059 - Herrscher des Schwarms
kräftig auf die Finger klopfen können.
Captain Epel Simmith drückte den Gleiter tiefer und setzte ihn im riesigen Innenhof der Heytschapan Howalgonium Company auf, einer Firma, die von Fürst Drakow beherrscht wurde und auf Heytschapan das Monopol für den Howalgoniumhandel für sich beanspruchte. Siponta Drakow hatte sich, wie erwartet, nicht auf politische Macht beschränkt.
Als Epel ausstieg, kamen zwei hünenhafte Freifahrer in leichten Tropenanzügen auf ihn zu. Sie trugen zum Schutz vor den Sonnenstrahlen breite Filterplastikhüte, und in den Gürtelhalftern steckten Kombistrahler.
»Hallo, Simmith!« grüßte der größere der beiden Männer lächelnd. »Heißer Tag heute, nicht wahr?«
Epel trocknete sich die schweißnasse Stirn ab. Gegenüber der vollklimatisierten kühlen Gleiterkabine war die Hitze im Freien grausam.
»Das kann man wohl sagen, Igor.«
Igors Begleiter lallte etwas Unverständliches. Epel Simmith sah ihn – wen? – an und überlegte, ob – wer? – irgend etwas. Irgend etwas war nicht in Ordnung!
Jemand lachte, und Epel lachte mit. Das runde Licht am Himmel begann zu kreisen. Es war fürchterlich lustig. Nein, nicht lustig, sondern traurig.
Captain Simmith stand mit gespreizten Beinen und gefurchter Stirn im Innenhof der HHC und versuchte nachzudenken. Ihm gegenüber standen die beiden Angestellten Drakows und schwankten rhythmisch vor und zurück.
Von irgendwo kam ein gellender Schrei, eine Energieentladung krachte. Epel Simmith drehte sich langsam um, kratzte sich hinter dem Ohr und hatte einen halb unglücklichen, halb fragenden Ausdruck im Gesicht.
Die Sonne Eppyla-Pharo brannte grell herab – doch sie konnte den Geist der Verdummten nicht erhellen, weder auf Heytschapan noch anderswo …
Unwillkürlich kratzte ich mich ebenfalls hinter dem Ohr. Das Bild hatte schlagartig gewechselt, und ich sah mich erneut in der Steuerkanzel unserer Space-Jet. Ich schluckte und hatte dabei das Gefühl, als säße ein Kloß in meiner Kehle.
»Für ein paar Sekunden hielt ich mich für Epel Simmith und dachte, es wäre der 29. November 3440«, flüsterte ich.
»Captain Simmith ist tot«, stellte Rorvic nüchtern fest. »Er ist ebenso tot wie die übrigen siebzehn Mitglieder des SolAb-Stützpunktes auf Heytschapan.«
»Und ausgerechnet ein Vollidiot wie Oronk Ayai soll überlebt haben?« entgegnete ich.
»Ayai war von Natur aus dumm, und als die Verdummungswelle ihn traf, war er praktisch doppelt verblödet.« Dalaimoc grinste mich eigentümlich an. »Er fand nicht aus dem Stützpunkt heraus wie die SolAb-Leute. Innerhalb des Stützpunktes aber gab es mehr Konserven, als er in seinem ganzen Leben hätte verbrauchen können.«
»Konserven?« fragte ich zurück. »Ich denke, Ayai ist ein Küchengenie. Gibt sich so etwas mit schnöden Konserven ab?«
»Offenbar war er im zusätzlichen künstlichen Verdummungszustand nicht mehr in der Lage, selbst Mahlzeiten zuzubereiten, auch nicht nach dem Teilschwund der Verdummung. Erst die auf Heytschapan lokalisierte Rückgewinnung der vollen Intelligenz versetzte ihn wieder in den Zustand einfacher Verblödung zurück.«
»Wann erhielten die Bewohner Heytschapans ihre volle Intelligenz zurück?« warf Petrow Batriaschwili ein.
»Irgendwann im März dieses Jahres«, antwortete der Albino. »Aber jetzt verschonen Sie mich bitte mit weiteren Fragen. Ich muß nachdenken. Außerdem kehrt unser Schiff in wenigen Minuten in den Normalraum zurück und dürfte sich dann nur wenige Lichtstunden vom Eppyla-Pharo-System entfernt befinden.«
Er lächelte, entspannte sich und schaute mit halbgeschlossenen Augen in unergründliche Fernen. Ich hätte zu gern gewußt, was sein Geist in solchen Zeiten der Meditation erlebte.
»Captain a Hainu«, sagte Batriaschwili, »übernehmen Sie bitte die Ortung! Sobald wir in den Normalraum zurückgefallen sind, schalte ich alle Kraftwerke außer dem des Lebenserhaltungssystems aus. Dann müssen Sie so viele Informationen wie möglich über Heytschapan sammeln.«
Ich nickte bestätigend und aktivierte die Ortungssysteme unserer Space-Jet. Dabei überlegte ich, wie der fette Albino es fertiggebracht hatte, uns gleichzeitig die Geschehnisse auf Heytschapan aus der Sicht Captain Simmith' nacherleben zu lassen. Seit unserem Einsatz auf Redmare, dessen Bevölkerung infolge Manipulierungen der Cynos gar nicht erst verdummt worden war, zweifelte niemand mehr an Dalaimoc Rorvics parapsychischen Fähigkeiten. Die
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