Silberband 060 - Die Cynos
Minute würde Reginald Bull den Befehl geben, den Anti-Ortungsschirm des Ultrariesen zu aktivieren, und der Reflex würde verschwinden.
Riev Kalowont hatte nämlich am Hypertaster der Space-Jet einige Verbesserungen vorgenommen und behauptet, daß er durch ein neues Zusatzgerät die INTERSOLAR auch dann würde orten können, wenn sie sich im Schutz ihres Anti-Ortungsschirms befand. Diese kühne Behauptung zu beweisen, deshalb waren wir hier draußen.
Im stillen verfluchte ich ihn und seine Erfindung und wünschte mir heimlich, daß sie nicht funktionieren möge. Als dann der grünschimmernde Ortungsreflex der INTERSOLAR pünktlich um 15.45 Uhr erlosch, hielt ich dennoch den Atem an. Kalowont warf mir einen triumphierenden Blick zu, schaltete sein Zusatzgerät ein, und es geschah – nichts.
Es funktionierte nicht. Die INTERSOLAR blieb unsichtbar.
Ich wollte ihm einen ersten Trost spenden und sagen, wieviel schlimmer es gewesen wäre, wenn jetzt Commander Dalaimoc Rorvic bei uns in der Space-Jet gewesen wäre und uns mit seinen hämischen Kommentaren überschüttet hätte, als es geschah.
Ohne jede Vorwarnung brach eine riesige Flotte aus dem Schwarm und verschwand in einer einzigen Massentransition in den Tiefen der Galaxis. Es war für mich, als explodiere das Universum.
Als ich nach Minuten aus der Bewußtlosigkeit erwachte, lag Riev noch neben mir und begann sich auch eben erst zu rühren. Mühsam und unter Schmerzen kam ich auf meine Beine und erhielt von Max, wie wir unsere Positronik nannten, die Auskunft, daß sämtliche Strukturtaster der BUTTERFLY ausgefallen seien.
Der grünliche Reflex erschien wieder auf unseren Schirmen. Gleichzeitig meldete sich Reginald Bull und befahl die sofortige Rückkehr zur INTERSOLAR. Bevor ich bestätigen konnte, durchbrach der zweite Raumschiffspulk von innen den Schmiegeschirm, und abermals gelangten Tausende von Schwarmschiffen in die Milchstraße und gingen in Transition.
Nur der Tatsache, daß ich geistesgegenwärtig den Energieschirm der Space-Jet eingeschaltet hatte, verdankten Riev und ich es, daß es uns diesmal nicht ganz so schlimm erwischte.
Doch es reichte auch so. Kalowont entdeckte, daß sich am Positiv-Pol unseres Waringkonverters ein unerklärlicher 5-D-Stromwirbel gebildet hatte. Bevor wir uns Gedanken darüber machen konnten, was das zu bedeuten hatte, erhielten wir Bulls Anruf und die Warnung vor einer dritten Flotte aus dem Schwarm. Ich konnte gerade noch den Defekt am Konverter melden, falls es sich überhaupt um einen solchen handelte.
Und wieder dachten wir, das Universum müsse zerplatzen und wir mit ihm. Ich fühlte mich mehr tot als lebendig, als ich den Antrieb für eine winzige Linearetappe einschaltete, die uns zur INTERSOLAR bringen sollte. Was dann geschah, konnten wir später nur rekapitulieren. Jedenfalls kamen wir direkt vor einer Mauer aus gleißendem Licht in den Linearraum zurück, und nur meine schnelle Reaktion bewahrte uns davor, in den Schmiegeschirm des Schwarms zu stürzen, vor dem wir unmittelbar materialisiert waren.
Ich betete, daß es mit der zweiten Linearetappe besser klappte, und als wir dann die INTERSOLAR nur fünfzig Kilometer vor uns sahen, fiel mir ein tonnenschwerer Stein vom Herzen.
Man schickte uns einen Traktorstrahl, sobald unsere Fahrt wieder jener des Schwarms und der INTERSOLAR angepaßt war. Eine halbe Stunde später schlossen sich hinter uns die Tore des Schleusenhangars.
Wir waren wieder zu Hause.
Leider traf unsere Ankunftszeit mit einer der wenigen Phasen zusammen, in denen CYD-Commander Rorvic nicht in Meditation versunken war.
Kaum hatte sich der Schleusenhangar mit Luft gefüllt, als das Mannschott aufglitt und Dalaimoc Rorvic seinen fetten Körper durch die Öffnung schob.
Riev und ich blieben neben dem Schiff stehen.
Er umkreiste die BUTTERFLY, wobei er jeden sichtbaren Quadratzentimeter kritisch musterte, dann hielt er vor uns an. Er betrachtete Riev und mich mit seinen roten Augen. Er erweckte beinahe den Eindruck, als blickte das eine Auge zu mir und das andere zu Kalowont.
»So«, grollte Rorvics tiefe Stimme. »Sie sind wohl froh, wieder an Bord zu sein?«
»Ja, Commander«, versicherte Riev Kalowont.
Dalaimoc verzog keine Miene. »Und Sie, Captain Hainu?« Wie meist, ließ er das ›a‹ einfach weg, obwohl es zum Familiennamen gehörte.
»Seitdem ich Sie wiedergesehen habe, bin ich mir nicht mehr so sicher«, antwortete ich wahrheitsgemäß.
»Aha!« machte er. »Bei meinem
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