Silberband 061 - Terra im Brennpunkt
schienen zu ahnen, daß eine entscheidende Begegnung bevorstand. Trotzdem dauerte es eine halbe Stunde, bis die Roboter sich wieder bewegten.
Sie landeten vor einem Hufeisenende. Ich sah, daß sich im Sockel eines Turmes ein mächtiges Tor geräuschlos öffnete. Dahinter lag eine ausgedehnte Halle mit fremdartig aussehenden Maschinen, die von Deckenstrahlern beleuchtet wurden.
Die Roboter schalteten die Prallfelder wieder ein und glitten auf den Turmeingang zu.
Ich überlegte, ob wir weiterhin getestet werden sollten oder ob die Entscheidung bereits gefallen war. Meine Unsicherheit wuchs. Dumpfe Ahnungen überfielen mich. Ich unterdrückte sie und konzentrierte mich auf meine Umgebung.
Wir durchquerten die erste Halle so schnell, daß ich nicht viel zu sehen bekam. Die Anlagen, die in mein Blickfeld kamen, zeugten von einer fremdartigen Technik.
Wir gelangten in die nächste Halle. Ich rechnete mir aus, daß sie nicht mehr zum Turm gehörte, sondern sich bereits innerhalb des Hufeisens befand. Mitten durch den großen Raum führte eine Art tiefgelegener Korridor. Auf den erhöhten Seitenteilen standen Schalttafeln und Maschinen. Außerdem erkannte ich eine Reihe von Sitzgelegenheiten, die nicht ins Bild zu passen schienen. Man hatte sie offenbar erst später hierherbringen lassen.
Ich zählte insgesamt sechzig stuhlähnliche Gegenstände, die mit zahlreichen Kabeln an die Maschinen angeschlossen waren.
Mein Verdacht, daß man die ›Stühle‹ für uns bereitgestellt hatte, bestätigte sich schnell. Wir wurden von den Robotern hingesetzt und an Armen und Beinen festgebunden. Dabei stellte sich heraus, daß Tolot und der Paladin zu groß waren und stehen bleiben mußten. Die Roboter verschwanden, kamen aber wenig später mit Ringen und Metallhauben zurück, die sie uns über den Kopf stülpten.
Ich leistete keine Gegenwehr, auch dann nicht, als ich spürte, daß die Roboter Kabelanschlüsse an meiner Kopfbedeckung anbrachten.
»Glauben Sie, daß man uns verhören will?« fragte ich den neben mir sitzenden Raumfahrer.
»Hoffentlich findet kein Para-Verhör statt«, hörte ich ihn sagen. »Die wenigsten von uns sind mentalstabilisiert.«
Ich preßte die Lippen zusammen. Drohte unser großer Schwindel jetzt entdeckt zu werden? Wenn der zuständige Götze die Wahrheit herausfand, würden wir diese Stühle nicht mehr lebend verlassen.
Ich begann unter der Haube zu schwitzen. Das Metall fühlte sich kalt und rauh an. Plötzlich fühlte ich ein Prickeln. Ich fiel in einen unruhigen Halbschlaf.
Als ich wieder erwachte, konnte ich mich an alles erinnern – wie an einen intensiven Traum. Meine Besorgnisse waren unbegründet gewesen. Ich hatte eine Art Hypnoschulung erhalten. Alles, was man mir dabei übermittelt hatte, war nicht neu für mich. Es bezog sich auf den technischen Stand, den unser Volk nach Ansicht der Götzen zur Zeit besaß.
Ich hörte mich aufatmen. Wenn nichts Schlimmeres nachkam, konnten wir zufrieden sein.
Der Unterricht war noch nicht vorüber. Nach einer kurzen Pause – offenbar wollte man uns nicht überanstrengen – bekamen wir die zweite Lektion.
Als sie vorüber war, hörte ich eines der AYCROM-Besatzungsmitglieder lachen.
»Was ist das hier?« rief er spöttisch. »Ein Kindergarten?«
»Halten Sie sofort Ihren Mund!« wies ihn Atlan erregt zurecht. »Wollen Sie alles verderben?«
Danach sprach niemand mehr. Nach einer Weile schlief ich richtig ein. Unbewußt nahm ich wahr, daß noch weitere Hypnoschulungen folgten. Ich erfuhr dabei nichts, was ich nicht (zumindest theoretisch) bereits gewußt hätte. Die Götzen achteten offenbar genau darauf, uns nicht über unseren vorgetäuschten Wissensstand hinaus zu strapazieren.
Als ich wieder erwachte, hatte ich die Haube nicht mehr auf meinem Kopf. Auch meine Arme und Beine waren nicht mehr an den Stuhl gefesselt. Ich konnte aufstehen. Obwohl ich mich erholt fühlte, mußte ich mich noch einmal setzen, denn es wurde mir schwindlig. Die anderen standen bereits in kleinen Gruppen herum und diskutierten. Das spornte mich an.
Mit einem Blick überzeugte ich mich davon, daß sich das Tor nach draußen geschlossen hatte. Entkommen konnten wir also im Augenblick nicht.
Ich trat zu Atlan und Saedelaere, die mit den Mutanten beratschlagten. »Wozu hat man uns dieser Hypnoschulung unterzogen?«
Atlan sah mich an. Sein Haar war schmutzverkrustet. An seiner Wange entdeckte ich eine frisch verheilte Wunde. Ich wußte, daß die Verletzungen der
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