Silberband 061 - Terra im Brennpunkt
schien es zu bemerken. Allerdings war der Mutant mehr als vorsichtig. Er sprang nur in Abständen von sechs Stunden.
Alles, was er brachte, versteckten wir griffbereit in unserem Quartier oder verbargen es in unseren Kleidern. Wir verließen uns darauf, daß die Tests abgeschlossen waren.
Wir führten endlose Diskussionen, die immer wieder in die Frage mündeten, ob es inzwischen gelungen war, den Paratronschirm um das Solsystem aufzubauen. Die Existenz der Menschheit hing letzten Endes davon ab, ob das schnell genug gelingen würde, denn auf die Dauer würden sich die Schwarmbeherrscher nicht betrügen lassen.
»Haben Sie schon einmal überlegt, was passiert, wenn der Paratronschirm jetzt eingeschaltet wird?« fragte ich Aldexon, mit dem ich Freundschaft geschlossen hatte.
»Jetzt – in diesem Augenblick?«
Ich nickte leicht. Er sah mich mit seinen farblosen Augen an und schwieg hilflos.
»Dann sind wir erledigt«, prophezeite ich ihm. »In dem Augenblick, da der Schirm errichtet wird, werden die Götzen wissen, daß wir sie hinters Licht geführt haben.«
»Dann …« Er beendete den Satz nicht, sondern machte eine bezeichnende Geste, indem er mit dem ausgestreckten Finger über seinen Hals fuhr.
»Das sind sehr unerfreuliche Perspektiven«, fuhr ich fort. »Wir können nur hoffen, daß die Götzen bald einen Entschluß fassen, damit wir von hier wegkommen.«
»Sie sollten einmal mit Atlan darüber sprechen«, schlug er vor.
»Das ist nicht nötig. Er zerbricht sich selbst über dieses Problem den Kopf. Warum, glauben Sie, geht er das Risiko ein und läßt Tschubai ständig zur AYCROM hinüberspringen?«
Aldexons Augen rundeten sich. »Er rechnet mit einem Kampf.«
»So ist es – und er hat auch allen Grund dazu.«
Das Gesicht des Raumfahrers bekam einen nachdenklichen Ausdruck.
»Ich will ehrlich sein«, sagte er leise. »Ich fange an, mir zu wünschen, daß die Errichtung des Paratronschirms noch ein bißchen Zeit in Anspruch nehmen wird.«
»Deshalb brauchen Sie sich nicht zu schämen«, erwiderte ich. »Den meisten von uns geht es so.«
Wir hatten uns aus den Gegenständen, die wir im Quartier gefunden hatten, ein primitives Schachspiel gebastelt, um uns zu beschäftigen. Aldexon war kein guter, aber ein ausdauernder Spieler, der hartnäckig die Verwirklichung eines Planes in Angriff nahm. Als ich ihm jedoch jetzt ein Spiel vorschlug, lehnte er ab.
»Ich kann mich nicht konzentrieren«, gestand er. »Ich muß zu sehr darüber nachdenken, was Sie mir gesagt haben.«
So wie ihm ging es auch den anderen. Obwohl es uns an nichts fehlte und wir in Ruhe gelassen wurden, verschlechterte sich die Stimmung zusehends. Spannungen traten auf, die Raumfahrer begannen sich zu streiten.
Atlan bildete Diskussionsgruppen und ließ den Ausbruch üben, um die Männer zu beschäftigen.
Doch immer öfter blickten wir zu den verschlossenen Türen. Wann würden sie sich wieder öffnen?
Tschubai berichtete uns, daß die AYCROM nach wie vor unbeschädigt auf dem Landefeld stand. Anscheinend hatte man sie nur oberflächlich untersucht und sich mit dem Ergebnis zufriedengegeben.
Es war beruhigend zu wissen, daß es in unmittelbarer Nähe einen Fluchttransmitter gab, obwohl keiner von uns richtig daran glaubte, daß wir ihn im Ernstfall rechtzeitig erreichen würden.
Endlich, am siebzehnten November 3442, geschah etwas Entscheidendes: Wir machten die Bekanntschaft von Creyc Y'Creycymon, seines Zeichens Götze und Ressortchef von Tester.
Die Türen zu unserem Quartier öffneten sich. Diesmal erschienen jedoch keine Roboter, um uns etwas zu essen zu bringen, sondern zwei Lacoons. Sie trugen bestickte Umhänge und waren unbewaffnet.
Ihre Blicke erschienen mir unerträglich. Ich konnte mir vorstellen, daß sie uns haßten. Aber sie mußten sich den Wünschen der Schwarmbeherrscher unterordnen.
Ein ähnliches Schicksal hatten die Götzen für uns Menschen geplant. Auch wir sollten Sklavendienste verrichten und für die Sicherheit der Götzen kämpfen.
Die Lacoons hatten einen Lautsprecher bei sich. Wieder hörten wir die unangenehme Stimme, die bereits nach der Hypnoschulung zu uns gesprochen hatte.
»Ich lade Sie ein«, sagte die Stimme. »Die Lacoons werden Sie in die große Halle führen, wo wir uns unterhalten können. Mein Name ist Creyc Y'Creycymon. Ich bin der für die Tests zuständige Götze.«
Wir wechselten bedeutungsvolle Blicke. Endlich war es soweit. Die Wartezeit war vorüber.
Der Götze hatte
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