Silberband 061 - Terra im Brennpunkt
Vorratsbunker gesperrt. Leutnant Trestow nahm ihnen die Fesseln ab. Bernard Truk öffnete seinen Raumanzug und kratzte sich die behaarte Brust.
»Dafür revanchiere ich mich noch!« drohte er. »Es verstößt gegen die Menschenwürde, wie der Lordadmiral uns vor seinem Fahrzeug hergetrieben hat.«
»Ein Verbrecher kann eben nichts anderes erwarten«, sagte Cuno Promax und zog sich in die Hängematte, die jedem ›Verhafteten‹ zur Verfügung stand. »Aber ich werde diesem Arkoniden einen Streich spielen, an den er noch in tausend Jahren denken soll.«
Am Morgen des 1. November 3442 landete das Raumschiff auf dem Glasfaserbeton des Versuchsgeländes eines Raketenbauer-Klubs nahe Terrania.
Die ›Gefangenen‹ wurden von einer Polizeieskorte abgeholt und mit einem musealen Räderfahrzeug nach Terrania City weiterbefördert. Nachdem sie sich im Hauptquartier der Stadtpolizei umgezogen hatten, ließ man sie wieder frei. Sie entfernten sich mit der subplanetaren Rohrbahn aus der Nähe des Hauptquartiers und meldeten sich wenig später zum Dienst auf der MARCO POLO zurück. Der Kommandant des Trägerschiffes verordnete ihnen eine Erholungspause von zehn Stunden.
Cuno Promax kehrte pfeifend in seine Kabine zurück. Er hatte sich bereits einen Plan zurechtgelegt, wie er dem Arkoniden die ›unwürdige Behandlung‹ heimzahlen konnte.
Zuerst zog er eine neutrale Bordkombination an, dann setzte er seine Begabung der Metabo-Kunst ein. Als er mit dem im Spiegel sichtbaren Ergebnis zufrieden war, aktivierte er den Interkom und tastete eine Verbindung zur Funkzentrale.
Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht von Major Donald Freyer, dem Cheffunker. Der lässige Ausdruck darauf verschwand, als Freyer sah, wer auf seinem Bildschirm zu sehen war.
»Sir?« fragte er respektvoll.
»Ich habe eine vertrauliche Order für Sie«, sagte Cuno. »Legen Sie bis auf Widerruf alle für mich bestimmten Anrufe auf den Interkomanschluß von Captain Promax und schirmen Sie die Gespräche ab!«
»Ja, Sir«, sagte Freyer.
Der Duxant unterbrach die Verbindung. Er war mit dem bisherigen Verlauf zufrieden.
Und er brauchte nicht lange herumzusitzen, bis das erwartete Gespräch kam. Die Funkzentrale schaltete durch, und auf dem Bildschirm in Cunos Kabine erschien Atlans Gesicht.
Der Arkonide wußte offenbar nicht, auf welchen Anschluß man sein Gespräch umgelegt hatte, denn er stellte keine diesbezügliche Frage.
»Die Mondaktion ist abgeschlossen, Perry«, berichtete er. »Wir wurden von vierundfünfzig Schiffen der Wachflotte begleitet. Roi sagte mir, daß sich innerhalb des Systems bisher nur siebenhundert Wachschiffe befinden. Stimmt das?«
»Ja«, antwortete der Duxant mit Rhodans Stimme. »Von wo rufst du an?«
»Von Imperium-Alpha natürlich.« Atlans Stimme klang erstaunt. »Bleibt es dabei, daß du in zwei Stunden herüberkommst?«
»Ich werde früher kommen.« Cuno Promax frohlockte innerlich. Das war die Gelegenheit, die er erwartet hatte. »Wir treffen uns in meinem dortigen Wohntrakt. In einer halben Stunde, ja?«
»In Ordnung«, sagte Atlan und unterbrach die Verbindung.
Cuno schaltete den Interkom aus und trocknete sich die Stirn ab. Atlan schien nichts gemerkt zu haben. Dennoch merkte der Duxant, daß er aufgeregt war. Erste Gewissensbisse machten sich bemerkbar. Promax überlegte, ob sein Scherz nicht doch zu weit ging. Aber er kam zu dem Schluß, es wäre zu spät, um sich noch zurückziehen zu können.
Er überprüfte den korrekten Sitz seiner Bordkombination, wischte einen großen Fettfleck vom Waffengurt und schob sich schnell noch einen Riegel Schokolade in den Mund, bevor er die Kabine verließ.
Auf dem ansonsten leeren Transportband begegnete ihm Professor Bernard Truk. Der Psychologe mußte soeben ein üppiges Mahl zu sich genommen haben. In seinen Mundwinkeln klebte braune Soße, das Kinn war fettig, und die kleinen Augen glänzten hinter dicken Wülsten, als sähen sie direkt in ein Paradies.
Truk unterdrückte einen Aufstoßer, als er den ›Großadministrator‹ sah. Er tippte mit zwei Fingern an das Schild seiner zerknautschten Mütze und glitt auf dem gegenläufigen Band vorüber.
Cuno grinste breit, als die Begegnung vorbei war. Später würde er seinen Kameraden diesen Spaß erzählen, und es würde viel gelacht werden an Bord der MARCO POLO.
Als er vor dem Pneumolift vom Band sprang, trat aus der Kabine gerade eine Gruppe Raumsoldaten. Ihre Kampfanzüge trugen die Symbole des Landungskorps der
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