Silberband 062 - Götzendämmerung
hatte.
»Ich bin der große Tambu-Gott, der Eroberer!« rief er mit schriller Stimme und sprang hinter eine Säule, den Strahler schußbereit. »Wer bist du?«
Der Roboter gab keine Antwort. Aus seiner rechteckigen Brustplatte fuhr ein Strahler heraus, dessen spiraliger Lauf sofort nach dem Ziel zu suchen begann. Dann zischte ein grelles Energiebündel gegen die Säule, hinter der sich Gucky verbarg. Das war zuviel für den Ilt.
»Hier ist einer überflüssig!« piepste er erschrocken und lugte vorsichtig in Richtung des Roboters, der sich nicht sicher zu sein schien, ob sein erster Angriff erfolgreich gewesen war. »Du hast angefangen …!«
Trotz seines verwirrten Geisteszustandes konnte er noch immer mit der Waffe umgehen, vielleicht sogar besser und vor allen Dingen rücksichtsloser als sonst. Er vernichtete den Roboter von der Seite her, ehe dieser einen zweiten Schuß abgeben konnte.
»Na also! Wenn das so weitergeht, gehört die Burg bald mir allein. Dann müssen mir auch die Burschen dienen, mit denen ich eben noch über Funk gesprochen habe. Gehen wir weiter …«
Er wußte nicht, daß er abermals in den Bereich einer Kamera geriet, die natürlich mit Mikrophonen verbunden war. Y'Xamara konnte ihn nun wieder beobachten. Der Götze mußte annehmen, es mit einem völlig normalen und seines Geistes mächtigen Lebewesen zu tun zu haben.
Gucky watschelte an Kontrolltafeln vorbei, deren Sinn ihm verborgen blieb. Mächtige Generatoren ruhten halb versenkt im Boden und zwangen ihn immer wieder zu Umwegen, aber er begegnete keinem Roboter mehr. Die Kuppel wirkte wie ausgestorben.
Dann stand er vor einer Tür, die sich plötzlich öffnete und den Weg freigab. Der Raum dahinter befand sich seiner Schätzung nach genau im Zentrum der Kuppel, dicht unter dem gewölbten Dach. Gucky blickte auf Kontrollinstrumente, die nicht mehr alle einen heilen Eindruck machten. Sie sahen so aus, als habe hier ein Orkan gewütet.
Vorsichtig schritt er weiter und betrat den Raum.
»Willkommen, großer Tambu-Gott«, sagte eine dröhnende Stimme in der Sprache des Schwarms. »Ich bin dein Freund.«
Wie angewurzelt blieb Gucky stehen, dann wandte er sich langsam in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Er sah den Götzen vor einem Kontrolltisch sitzen, die Vorderseite ihm zugewendet und die riesigen Hände gefaltet. Er trug keine Waffe.
Der Mausbiber ließ seinen Strahler sinken. »Du hast mich erwartet? Wer bist du?«
»Dein Freund, ich sagte es bereits. Wir wollen miteinander beraten, was zu tun ist. Komm her und setz dich.« Er deutete auf einen freien Stuhl, der zwar nicht Guckys Körpermaßen entsprach, aber zweifellos als Sitzgelegenheit zu erkennen war. »Diese Welt gehört uns, wenn wir zusammenarbeiten.«
Tief in Guckys Unterbewußtsein war ein unbehagliches Gefühl, so etwas wie eine Warnung. Aber er achtete nicht darauf. Der Riese hatte ihn freundlich begrüßt und nicht an ihm herumgenörgelt. Im Gegenteil: Er hatte ihn als großen Tambu-Gott anerkannt.
Er setzte sich, wobei er den Strahler ostentativ in den Gürtel zurückschob.
»Bist du der Herr dieser Burg?« fragte er und bemühte sich, seiner Stimme einen wohlwollenden Klang zu verleihen. »Ich mußte leider zwei deiner Diener töten.«
»Es waren nur Roboter«, beruhigte ihn Y'Xamara mit einer lässigen Handbewegung. »Sie haben dich belästigt, und ich hätte sie ohnehin bestrafen müssen.« Er beugte sich vor und sah Gucky an. »Die Welt ist voller Feinde, die uns besiegen wollen. Wir müssen uns gegen sie zur Wehr setzen. Wirst du mir dabei helfen?«
»Darum bin ich ja hier«, behauptete der Mausbiber großspurig.
»Gut, dann wollen wir einen Schlachtplan entwerfen. Die Burg ist uneinnehmbar, wenn wir zusammenhalten. Man wird aus der Luft kommen, um uns zu töten. Ich war gerade dabei, die Verteidigungsanlage zu programmieren. Niemand kann sich uns nähern, ohne bei dem Versuch abgeschossen zu werden. Später werden wir die ausgefallenen Kontrollen reparieren, damit wir von hier aus herrschen können.«
Gucky wollte etwas sagen, wurde jedoch durch das Summen des Telekoms unterbrochen.
»Man will mit mir sprechen«, erklärte er und stellte die Verbindung her. »Ja, wer stört mich?«
»Hör zu, Gucky, und sei vernünftig! Wir sind dabei, deinen Standort anzupeilen. Fellmer empfängt wieder Gedankenimpulse. Du benötigst dringend Hilfe, sonst bist du verloren. Weißt du überhaupt, wem du gegenübersitzt?«
»Meinem Freund, ich weiß.
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