Silberband 062 - Götzendämmerung
diese Bewegung als Angriff. Er reagierte entsprechend.
Blitzschnell richtete er seinen Strahler auf das Gebilde und drückte auf den Feuerknopf. Die Waffe war auf höchste Energieabgabe geschaltet. Der Roboter verging in einem flammenden Feuerschein.
»Das hast du davon!« knurrte der sonst so friedfertige Mausbiber in seinem Wahn. »Warum hast du auch nichts gesagt?« Unwillkürlich benutzte er das in der Hypnoschulung erlernte Interkarties.
Vorsichtig vermied er jede Berührung mit den noch glühenden Resten des Roboters und setzte seinen Erkundungsgang fort. Den ersten Gegner hatte er erledigt. Wenn weitere auftauchten, würde es ihnen genauso ergehen.
Er begegnete niemandem mehr, passierte jedoch mehrere Eingänge, hinter denen nach unten führende Treppen lagen. Die Wahl fiel ihm schwer, welche er benutzen sollte, aber dann tauchte plötzlich eine vage Erinnerung an ein Schiff auf, mit dem er gekommen war und in dem jemand auf ihn wartete.
Er schaltete das Funkgerät ein. »Hallo?« sagte er, mehr nicht.
Es kam sofort Antwort. »Gucky? Wo steckst du? Was ist passiert?«
Der Mausbiber überlegte einen Augenblick, aber seine Gedanken waren nicht koordiniert. »Ihr müßt mir dienen!« sagte er in befehlsgewohntem Ton.
Für ein paar Sekunden war verblüfftes Schweigen, dann erwiderte die Stimme von vorhin: »Dienen? Bist du übergeschnappt? Laß jetzt die Späße und berichte lieber, was geschehen ist. Wo bist du jetzt?«
»Ich werde mein Versteck nicht verraten – das könnte euch so passen! Ihr müßt mir dienen, denn ich bin der große Tambu-Gott!«
»Der Tambu-Gott?«
»Ihr habt richtig verstanden, der große Tambu-Gott! Mir gehört dieser Planet, und wenn ihr leben wollt, müßt ihr mir dienen.«
Es war eine andere Stimme, die dann sagte: »Natürlich werden wir dir dienen, großer Tambu-Gott. Aber wenn wir dir dienen sollen, müssen wir auch wissen, wo du bist. Sag es uns, damit wir dir dienen können.«
»In einer Stunde werde ich's euch sagen«, entschied Gucky und schaltete das Funkgerät aus.
Er ging auf den Eingang zu und begann, die breiten Stufen hinabzusteigen.
Y'Xamara hatte die Vernichtung des Arbeitsroboters beobachten können und war sich darüber klar, daß der Fremde über eine gefährliche Waffe verfügte. Es würde besser sein, ihn zum Freund zu haben, statt sich mit ihm zu streiten.
Als das kleine Wesen in dem Zugang zum Innern der Kuppel verschwand, verlor er es aus den Augen. Die anderen Kameras, überall in den Gängen und Räumen installiert, funktionierten nicht mehr.
»Er wird zu mir kommen«, murmelte der Götze. »Ich muß ihn als Freund empfangen, denn ich werde seine Hilfe brauchen.«
In dem Kontrollraum erklang plötzlich eine Stimme, dröhnend und laut: »Y'Xamara, begib dich zum Raumhafen! Das Schiff wartet schon.«
Y'Xamara zuckte zusammen und starrte auf die Kontrollen. Die Funkverbindung arbeitete also noch! Vielleicht konnte man ihn sogar sehen und alles hören, was er sagte. Sie wollten, daß er sich für den Rest seines Lebens in Gefangenschaft begab! Sie hielten ihn für verrückt!
»Ich bleibe hier!« erwiderte er und hoffte, daß man ihn verstehen würde. »Wenn ihr mich haben wollt, kommt mich holen!«
»Befehl der Obersten!«
»Hier bin ich der Oberste! Ich bleibe!«
»Man wird dich töten!«
»Versucht es!« rief Y'Xamara wütend und zertrümmerte die Funkanlage mit einem Schlag seiner mächtigen Fäuste. »So, nun könnt ihr kommen – der große Tambu-Gott wird mich beschützen …«
Rechtzeitig bewirkte das Abreagieren des aufgespeicherten Hasses eine teilweise Rückkehr seines Erinnerungsvermögens. Konzentriert wehrte er die in Wellen auf sein Bewußtsein treffenden Psi-Strahlungen ab, konnte jedoch nicht verhindern, daß sie zu einem geringen Teil bis an sein Gehirn vorstießen und mit der Zerfallsarbeit begannen.
»Der große Tambu-Gott …? Wer ist das?«
Er wußte es nicht mehr. Er hatte vergessen, daß er die Worte Guckys gehört hatte, als das Funkgerät noch funktionierte.
»Er wird mir helfen«, murmelte er zuversichtlich und wehrte sich gegen den beginnenden Wahnsinn. »Gemeinsam werden wir diese Welt beherrschen!«
Gucky begegnete einem zweiten Roboter. Die Maschine war bewaffnet und handelte sofort nach der gültigen Programmierung. Unter normalen Umständen wäre der Mausbiber teleportiert und hätte sich so in Sicherheit gebracht. Aber er wußte nicht einmal mehr genau, daß er solche Fähigkeiten besessen
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