Silberband 062 - Götzendämmerung
sollen wir uns eigentlich wenden?« fragte Caruh nach einiger Zeit.
»Wir müssen abwarten«, antwortete ich. »Vorläufig fliegen wir sozusagen Streife, und sobald wir eine Meldung über das Auftauchen Ü'Krantomürs auffangen, wenden wir uns dorthin.«
Es knackte hart in meinem Helmempfänger, dann sagte Rhodans Stimme: »Schalten Sie sofort auf Geheimfrequenz ISM, Captain a Hainu!«
»Jawohl, Sir«, versetzte ich. »Gibt es einen besonderen Grund dafür? Captain a Vacat und ich …«
»Sie sollen auf ISM schalten!« rief Rhodan.
Ich schaltete um und meldete mich mit Namen, Dienstrang und Personalnummer, während Caruh und ich weiterflogen.
»Hören Sie genau zu!« befahl Perry Rhodan. Seine Stimme hatte die Verbindlichkeit verloren. »Es ist dem Götzen gelungen, den Wachsatelliten zu erobern, obwohl er durch einen Paratronschirm geschützt war.«
»Aber, wieso …«, begann ich.
Perry Rhodan unterbrach mich. »Unsere Paratronschirme sind nicht undurchdringlich, es sei denn, wir verzichten auf jeglichen gegenseitigen Kontakt und auf den Kontakt mit der Umwelt. Ü'Krantomür ist mit seinen Molekülen an den Spezialantennen entlanggesickert, die aus dem Paratronschirm ragen und der Ortung und dem Funkverkehr dienen.«
Ich stieß eine Verwünschung aus und bremste ab. Caruh tat es mir nach; sie wußte ja, daß ich mit Rhodan sprach, wenn sie auch die Geheimfrequenz ISM nicht kannte und deshalb nicht hatte einstellen können.
»Ganz recht«, meinte Rhodan trocken. »Ü'Krantomür hat sich bei uns als parapsychisch Unbegabter und als psychisch instabiler Halbtrottel eingeführt – und wir sind auf ihn hereingefallen. Dabei ist er raffinierter, als selbst unsere erfahrensten SolAb-Agenten gedacht hatten.«
»Hat er die Besatzung des Satelliten umgebracht, Sir?« fragte ich beklommen.
»Noch nicht«, antwortete Rhodan.
»Aber wie …«
»Er ist unbemerkt in die Hauptpositronik des Wachsatelliten gekrochen, hat das Organplasma durch Entzug bestimmter Eiweißketten getötet und sich an dessen Stelle festgesetzt. Die Besatzung bemerkte zwar gewisse Unregelmäßigkeiten in der Arbeit ihrer Hauptpositronik, doch natürlich kam niemand auf den Gedanken, daß sie durch Ü'Krantomür verursacht worden sein könnten. Der Götze saugte alle Informationen der positronischen Gehirnkomponente in sich auf und lernte sehr bald, die Biokomponente zu ersetzen. Von diesem Augenblick an hatte er den Wachsatelliten in seiner Gewalt. Er hätte völlig unbemerkt bleiben können, aber anscheinend lag das nicht in seiner Absicht. Ü'Krantomür hat die Besatzung durch die fest installierten Paralysatoren unschädlich gemacht und durch bewegliche Ableger der Hauptpositronik in die Hauptschleusenkammer sperren lassen.«
»Und woher wissen Sie das, Sir?« fragte ich.
»Von Ü'Krantomür selbst«, antwortete Rhodan bitter. »Er rief mich über Hyperkom an und forderte mich auf, an Bord des Satelliten zu kommen.«
»Und?« fragte ich.
»Und Sie sollen mitkommen«, schloß Rhodan lakonisch.
»Wie bitte?«
Perry Rhodan seufzte schwer. »Der Götze fordert, daß Sie mich zum Satelliten begleiten, Captain a Hainu.«
Ich lachte. »Das ist ein köstlicher Witz. Er scheint mich in sein Herz geschlossen zu haben – vielmehr in seine Herzen, denn er hat ja zwei.«
»Ich halte es nicht für einen Witz, Captain«, sagte Rhodan ernst. »Für den Fall, daß wir seine Bedingungen nicht voll erfüllen, hat Ü'Krantomür die Ermordung der Satellitenbesatzung angedroht.«
»So ein Erpresser!« entfuhr es mir. »Sie werden sich doch nicht etwa darauf einlassen?«
»Wie würden Sie sich an meiner Stelle verhalten?« fragte er ruhig.
»Ich würde den Satelliten umstellen lassen und mit dem Götzen reden, bis er einsieht, daß ich mich nicht erpressen lasse.«
»Ü'Krantomür würde nach einer Wahrscheinlichkeitsberechnung von NATHAN in einem solchen Fall seine Drohung wahr machen – und auf dem Satelliten befinden sich siebzehn Mann Besatzung!«
»Aber Sie sind der Großadministrator!«
»Richtig, und ich habe mich entschieden, zum Wachsatelliten zu fliegen. Über Sie müssen Sie selbst entscheiden. Ich weiß nicht, ob Ü'Krantomür Sie am Leben lassen wird.«
Darüber war ich mir längst im klaren. Der Götze würde mich nicht am Leben lassen. Meiner Ansicht nach hatte er mich nur aufgefordert, um sich an mir für die Art zu rächen, in der ich auf seine Frechheiten reagiert hatte.
»Ich komme mit, Sir«, versprach ich. »Und ich
Weitere Kostenlose Bücher