Silberband 062 - Götzendämmerung
feuerrot leuchtenden Geweihen.
Als der Schatten der scheibenförmigen Space-Jet über einen Bergsee hinwegglitt, begann das Wasser zu schäumen. Aufgeschreckte Schwärme von meterlangen Fischen rasten in langen Sprüngen über die Wasseroberfläche und verschwanden unter überhängenden Felsen.
In dem anschließenden Tal beobachteten die drei Männer in der Space-Jet vierzig kopfgroße, blaue Kugeln, die sich in keilförmiger Formation über das Moos hinwegbewegten. Dabei fraßen sie die Pflanzen bis zum nackten Fels weg, so daß ein breiter, völlig kahler Streifen hinter ihnen zurückblieb. Über dieser vernichtenden Walze schwebten einige vierflüglige Vögel. Ab und zu ließ sich einer von ihnen auf eine der Kugeln herabfallen, hackte dann auf sie ein und entriß ihr etwas. Die Terraner konnten nicht erkennen, was es war. Die vereinzelten Angriffe der Vögel schienen die Kugeln jedoch nicht zu stören. Sie rollten unverdrossen weiter.
»Seht mal«, rief Phil Aupon plötzlich. »Da vorn!«
»Ein Kurzbericht von Sergeant Valuz, Sir«, sagte Kanterdrahn Argo.
Roi Danton erhob sich aus dem Sessel, in dem er gesessen hatte, und kam zum Kommandanten.
»In der Funkzentrale haben wir ein größeres Bild, Sir«, erklärte der Major. Zusammen mit dem Stellvertreter Rhodans ging er in den Nebenraum hinüber. Er gab dem leitenden Funkoffizier einen Wink. Die Aufnahmen des Sergeanten wurden zurückgespult und dann auf einen meterhohen Bildschirm projiziert.
»Sergeant Valuz hat den Bericht per ultrakurzem Rafferspruch übermittelt«, sagte Argo. »Es ist äußerst unwahrscheinlich, daß die Karties den Spruch in der augenblicklichen Situation überhaupt beachten. Sie haben genug mit sich selbst zu tun.«
Roi Danton antwortete nicht. Er blickte auf den Bildschirm, auf dem erschien, was Tonka Valuz und seine beiden Begleiter entdeckt hatten.
Der Blick fiel über Bergspitzen hinweg in ein langgestrecktes Tal, das von einem silbern glänzenden Fluß geteilt wurde. In einer der Flußschleifen befand sich eine Siedlung aus einfachen Hütten. Überraschend war, daß jedes einzelne Gebäude eine mannshohe Blütenkapsel auf dem Dach trug.
Das Bemerkenswerteste der Bildsendung war jedoch das riesige Götzenstandbild, das sich in einer Entfernung von etwa anderthalb Kilometern vom Dorf bis zu einer Höhe von 2.950 Metern erhob. Um auch eine richtige Größenvorstellung zu vermitteln, hatte Tonka Valuz die Meßergebnisse der Space-Jet jeweils in das Bild eingeblendet. Dennoch zweifelten Roi Danton und Kanterdrahn Argo im ersten Moment daran, daß die Größenangaben tatsächlich korrekt waren.
»Warum, zum Teufel, bauen die Götzen auf dieser Welt eine solche Riesenstatue?« fragte der Major.
Roi Danton schien seine Worte nicht gehört zu haben. Er verfolgte den Bericht des Sergeanten mit höchster Konzentration.
Das Götzenstandbild hatte, im Gegensatz zu von früher bekannten Statuen, eine klare Insektenform. Es bestand aus mehreren übereinander getürmten Kugeln verschiedener Größe, durch die die Einschnürungen des Insektenleibes klar angezeigt wurden. Aus dem oberen Teil des gigantischen Monuments ragten unproportional kurze und dicke Arme heraus, deren Enden sich zu zahlreichen Fingern aufzweigten. Auf dem Kugelkopf befanden sich lange, fächerartige Gebilde, die eindeutig als ›Fühler‹ zu identifizieren waren. Die riesigen Facettenaugen leuchteten und strahlten so kräftig, daß sie zeitweise das gesamte von Valuz übermittelte Bild milchig machten.
Der Götze erreichte mit seinem ›Kopf‹ die Höhe der Bergspitzen der Umgebung. Von seinem Fuß aus führte eine Art Hängebrücke bis zu der seltsamen Siedlung in der Flußschleife hinüber.
Tonka Valuz machte einen Kameraschwenk auf diese Brücke zu und veränderte zugleich die Brennweite des Objektivs, so daß das Gebilde sehr groß und deutlich ins Bild kam.
»Das Ding besteht vollständig aus Stricken«, stellte Kommandant Argo verblüfft fest.
»Mir ist eigentlich unverständlich, warum die Eingeborenen diese Brücke gebaut haben«, sagte Roi Danton. »Sehen Sie nur, sie führt in etwa drei bis vier Meter Höhe über vollkommen trockenen und offensichtlich auch festen Boden hinweg direkt zum Fuß des Götzen.«
Tonka Valuz schwenkte die Kamera erneut. Jetzt kam der Fuß des Götzen ins Bild. Klar und deutlich war ein mehrere Meter hoher, kreisrunder Eingang zu erkennen. Davor stand ein Wesen, das Roi Danton lebhaft an einen aufrecht gehenden Hund
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