Silberband 062 - Götzendämmerung
haftbar zu machen. Ihr Organbeutel wurde verletzt. Das war Pech.«
»Der Priester hat den Täter nicht bestraft, Herr.«
»Aber er hat dafür gesorgt, daß die Hütte verbrannt und damit auch das Neugeborene getötet wurde«, schrie Bodamore wütend. »Er ist ein Mörder. Was kann das Kind dafür, daß Antaranara die Geburt als Sünde ansieht?«
Arialeinen stopfte sich schnell ein Stück Fleisch, das er aus der Hütte gerettet hatte, in den Mund. Dann schüttelte er die Fische von seinen Füßen ab, erhob sich und kletterte wieder auf die Schultern seines Herrn.
»Ist denn die Geburt keine Sünde, Herr?«
»Natürlich nicht, Dummkopf. Ich frage mich, weshalb der neue Gott alles versucht, um sie als Sünde erscheinen zu lassen. Fühlst du auch, wie er zu dir spricht?«
»Es pocht in meinem Kopf, Herr.«
»Das sind nicht die Worte Antaranaras. Das ist die Leere darin«, entgegnete Bodamore. Er kratzte sich unter den Schlappohren. »Man muß etwas gegen diesen Gott tun. Er richtet Unheil an. Dies war eine friedliche Welt, bevor Antaranara zu uns kam.«
»Das ist schon sehr lange her, Herr.«
»Ich erinnere mich noch daran, Aria, vergiß nicht, daß ich viel älter bin als alle anderen Tubbods dieser Welt.«
»Was hast du vor, Herr?«
»Ich überlege, ob Antaranara unüberwindlich ist. Er ist auf diese Welt gekommen, und er muß auch wieder von hier zu vertreiben sein.«
Arialeinen begann zu jammern.
»Gebieter«, sagte er. »Wir sind erst so kurze Zeit hier, daß ich noch nicht einmal Gelegenheit hatte, mich richtig satt zu essen. Wenn du von diesen schrecklichen Dingen im Dorf sprichst, dann wird es uns ebenso ergehen wie dem neugeborenen Kind. Man wird uns als Ketzer verbrennen. Wäre es nicht besser, wenn wir von hier verschwinden würden?«
Boda Bodamore schnaufte laut und vernehmlich. »Verschwinden? Bist du von Sinnen? Gerade jetzt?«
»Diese Stunde erscheint mir günstiger zu sein als jede andere, Herr.«
»Ganz im Gegenteil, Aria. Sieh doch nur, was da auf uns zukommt!«
Der Diener wandte seinen Kopf und blickte in die Richtung, in die sein Herr mit ausgestrecktem Arm zeigte. Am Flußufer standen vier fremdartige Wesen, wie Arialeinen sie noch niemals zuvor gesehen hatte.
»Jetzt laust mich der Urzeitgorilla«, sagte Tonka Valuz. »Phil, Mandry, seht euch das an!«
Der weißblonde Sergeant blieb neben einem Busch stehen und zeigte zum Flußufer hinüber. Aupon und O'Loon kamen zu ihm. Ihre Blicke folgten seinem ausgestreckten Arm.
»Da soll mich doch dieser und jener beißen!« Phil Aupon kaute ratlos auf seinen Lippen. »Wieso lassen die sich von den Fischen auffressen und debattieren dabei noch fröhlich?«
Tonka Valuz wollte etwas antworten, doch jetzt beobachtete er, wie Arialeinen auf die Schultern seines Herrn kletterte und es sich dort gemütlich machte.
»Vorbildlich«, erklärte Mandry O'Loon. »Tonka, hiermit ernenne ich dich zu meinem Diener. Ich werde mich von jetzt an von dir tragen lassen.«
»Das könnte dir so passen«, erwiderte Valuz. »Mit Schuhgröße 49 habe ich zwar die größten Füße von uns allen, aber durchaus nicht, um einen von euch zu tragen, sondern eher, um euch damit in den …«
»Sie haben uns entdeckt«, unterbrach Phil Aupon.
Die drei Männer hatten die Space-Jet in einer Felsschlucht in den Bergen versteckt und waren mit Hilfe ihrer Antigrav-Geräte ins Tal geflogen. In der Deckung der niedrigen Bäume und Büsche hatten sie sich langsam an die Siedlung herangearbeitet, bis sie Boda Bodamore und seinen Diener Arialeinen entdeckt hatten. Sie waren entschlossen, Kontakt mit den Eingeborenen dieser Welt aufzunehmen. Nur so konnten sie in kurzer Zeit möglichst viel über den Götzen erfahren.
Da die beiden Tubbods ihnen entgegenblickten, sahen sie keinen Grund mehr, noch länger stehenzubleiben. Sie schritten langsam auf die beiden Eingeborenen am Fluß zu. Bodamore schüttelte die blutsaugenden Fische von seinen Füßen ab und erhob sich. Weder er noch sein Diener erregten sich über den Anblick der für sie fremdartigen Wesen.
Tonka Valuz beobachtete überrascht, daß die Wunden an den Füßen des Weisen sich sehr schnell schlossen. Als er und Mankai-kuon die beiden Eingeborenen erreichten, bluteten die Füße schon nicht mehr.
Schweigend standen sich die drei Terraner und die beiden Tubbods gegenüber. Die drei Raumfahrer blickten Arialeinen prüfend an. Tonka Valuz fand, daß dieses Wesen ungeheuer fett war im Vergleich zu dem muskulösen und
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