Silberband 062 - Götzendämmerung
Überlastung der Informationszentrale komme ich erst jetzt bis nach Orbinoyc durch.«
»Ja«, flüsterte Y'Kantomyros. Er war noch immer geschockt. »Das kann ich verstehen.« Die Bedeutung dieses Ereignisses drang nur allmählich unter die Oberfläche seines Bewußtseins. »Wer war es?« stieß er schließlich hervor.
»Das wissen wir nicht genau, aber wir sind sicher, daß die Saboteure mit der Zentralwelt untergegangen sind.«
Einen Augenblick lang hatte Y'Kantomyros gefürchtet, daß jene, die Stato vernichtet hatten, auch auf Orbinoyc tätig sein könnten. Doch die Worte seines Gesprächspartners bewiesen ihm, wie absurd eine solche Vorstellung war.
»Kein Kartie hat jetzt noch eine Chance, den Schwarm zu verlassen«, fuhr der Ressortchef für Information fort.
Das alles kann nur ein schrecklicher Traum sein! dachte Y'Kantomyros benommen. Wenn die Karties jetzt begannen, sich innerhalb des Schwarms zu teilen, konnte das eine Katastrophe für die Götzen bedeuten.
»Sie verstehen, wie wichtig unter diesen Umständen die Entwicklung eines Abwehrgerätes ist, das uns gegen die psionische Energie schützt, die bei der Teilung der Karties frei wird.«
»Darüber bin ich mir im klaren«, gab Y'Kantomyros zurück.
»Und wie weit sind Sie mit Ihren Arbeiten?«
Y'Kantomyros schluckte. Er durfte, er konnte dem anderen nicht sagen, daß sie auf Orbinoyc einen schweren Rückschlag erlitten hatten, daß sie praktisch wieder am Anfang standen.
»Es geht gut voran«, hörte er sich lügen. »Wahrscheinlich kommen wir in ein paar Tagen bereits zu den abschließenden Arbeiten. Dann kann das experimentell erprobte Gerät in Serie gehen.«
Er glaubte, eine Regung bei Y'Kromos zu entdecken, die Erleichterung ausdrückte.
»Ich werde das bei meinen Gesprächen mit den anderen Ressortchefs erwähnen«, versprach der massige Karduuhl. »Es läßt die Situation nicht ganz so schlimm erscheinen.«
Y'Kantomyros konnte nichts sagen. Er hatte nur den Wunsch, dieses Gespräch so schnell wie möglich zu beenden, bevor er dem inneren Drang nachgeben und die schreckliche Wahrheit enthüllen würde.
»Es wäre sicher verkehrt, Sie noch länger aufzuhalten«, hörte er die Stimme des anderen an sein Gehör dringen. »Sie müssen sich jetzt noch mehr als vorher um die Arbeiten kümmern.«
»Natürlich!« Die Antwort war kaum zu verstehen.
In diesem Augenblick begannen die Alarmanlagen aufzuleuchten. Y'Kantomyros fuhr von seinem Platz hoch.
»Ist etwas nicht in Ordnung?« fragte Y'Kromos überrascht.
»Ich muß sofort an die Arbeit!« behauptete der Ressortchef von Orbinoyc hastig. Ohne eine Antwort abzuwarten, schaltete er den Hyperfunkteil der Anlage ab und stürmte zur nächsten Sprechsäule.
»Ortung!« teilte ihm die Robotwachstation mit. »Starke Energieentfaltung auf dem Dach der Station.«
Der Götze preßte die harten Lippen so fest aufeinander, daß es schmerzte. Dort waren sie also!
»Alle verfügbaren Roboter und Wachmannschaften besetzen das Dach!« befahl er. »Wesen, die nicht zum PHV-System oder zur Stationsbesatzung gehören, werden gefangengenommen oder erschossen.«
Er sank zurück. Jetzt brauchte er dringend einen Augenblick Ruhe. Er mußte zu sich selbst zurückfinden, bevor er irgendwelche Fehler beging. Die Fremden hatten sich jetzt selbst verraten. Ihr Versteck war nicht länger geheim.
Der Karduuhl konnte seine Augen nicht schließen, denn er besaß keine Lider. Er besaß jedoch einen organischen Mechanismus, der ihm gestattete, einen Schatten über die Pupillen fallen zu lassen.
Das tat er jetzt.
Er rechnete nicht damit, daß die unbekannten Eindringlinge entkommen würden. Hoffentlich wurde einer von ihnen lebend gefangen, denn er wollte herausfinden, wer sie waren und woher sie kamen.
Er drängte die Gedanken an Stato aus seinem Gehirn. Wenn er ständig an die Katastrophe dachte, würde er falsche Entscheidungen treffen. Sein Kopf mußte jetzt völlig klar sein.
Die Fremden würden nicht nur für ihre Sabotage auf Orbinoyc büßen müssen. Y'Kantomyros sann auf Rache. Seine Gefühle ließen sich kaum noch kontrollieren.
»Bringt sie her!« stieß er hervor. »Bringt sie zu mir!«
Zehn Meter von ihm entfernt gab es plötzlich einen Knall. Eine Flammensäule zischte zur Decke empor.
Erschrocken richtete sich der Götze auf. Unbewußt hatte er seine Psi-Kräfte eingesetzt. Das durfte nicht noch einmal passieren, sonst gefährdete er die Station.
Er begab sich in den Aufenthaltsraum und glitt
Weitere Kostenlose Bücher