Silberband 063 - Das Tabora
Transportroboter. Die Vorderseite des kegelförmigen glatten Gebildes war geöffnet, und ich konnte in Corellos Gesicht sehen.
»Hallo, Tatcher!« sagte der Supermutant mit seiner kindlich hohen Stimme. »Ich freue mich, Sie wiederzusehen.«
»Hallo, Sir!« gab ich zurück. Eine unbestimmbare Scheu hinderte mich daran, Ribald Corello beim Vornamen zu nennen. »Ich freue mich ebenfalls.«
»Halten Sie sich nicht mit dem Austausch höflicher Floskeln auf!« sagte Dalaimoc Rorvic. »Ich möchte endlich wissen, welche Aufgabe wir zu erfüllen haben.«
Corello verzog das Gesicht zu einem Lächeln. Die großen hellgrünen Augen irrlichterten. Der Supermutant trug eine maßgefertigte enganliegende Mütze, die die Häßlichkeit seines riesigen Hirnbehälters verdeckte.
»Ich werde sofort zur Sache kommen, Dalaimoc«, sagte Corello. »Zuerst möchte ich Sie darüber informieren, daß unser Transportschiff nur ein einziges menschliches Besatzungsmitglied hat: Mentro Kosum. Er ist ein hervorragender Emotionaut, und sollte er ausfallen, werde ich seine Stelle einnehmen.«
»Warum?« fragte Tajiri Kase.
»Weil ich zu behaupten wage, ein ebenso guter Emotionaut zu sein wie Kosum.«
»Das meinte ich nicht«, erklärte Kase. »Mich interessiert, warum die Besatzung nicht größer ist.«
»Sie sollte ursprünglich größer sein«, antwortete Corello. »Doch gestern entdeckte ich einen Cyno, der die Gestalt des Zweiten Offiziers dieses Schiffes angenommen hatte. Der Offizier selbst wurde später in seinem Apartment gefunden, voller Drogen.«
»Glücklicherweise«, fiel Fellmer Lloyd ein, »wußte zu diesem Zeitpunkt noch niemand der Besatzung Genaues über die Mission. Auch befand sich der Nullzeitdeformator noch nicht an Bord.«
Dalaimoc Rorvic räusperte sich. »Ich schlage vor, daß wir unverzüglich starten, damit sich nicht doch noch ein Cyno an Bord schleicht.«
Corello lächelte freundlich. »Das Schiff bewegte sich bereits mit einer Geschwindigkeit von siebenundsechzig Prozent LG durch den schwarminternen Raum, als Sie im Transmitter rematerialisierten, Dalaimoc.«
Er nahm eine Schaltung an den Kontrollen des Transportroboters vor. »Zur Zeit müßten wir im Linearraum sein und Kurs auf den Zielstern halten. Habe ich recht?«
»Recht hat stets nur jener Mann, der es sich notfalls nehmen kann«, gab der Emotionaut launig zurück. »Wir kehren in drei Minuten in den Normalraum zurück, damit wir uns genau orientieren können und nicht etwa im Linearraum an die Innenhaut des Schmiegeschirms stoßen.«
»Was hätte das für Folgen?« fragte Tajiri Kase.
»Die Solare Flotte brauchte uns künftig kein Gehalt mehr zu zahlen«, antwortete der Supermutant lakonisch.
Die Nullfeldzentrale wirkte wie ein Dom, der zu Ehren des Götzen Technik erbaut worden war.
Dennoch hatte ich das Gefühl, als schlichen die Geister Verstorbener durch die finsteren Labyrinthe der Zeitmaschine. Ich blickte zu Rorvic, der auf dem Boden saß.
Der Tibeter murmelte mit dumpfer Stimme Sprüche, deren Sinn ich nicht begriff und die sämtlich mit einem stereotypen »Om mani padme hum« endeten.
»Commander Rorvic!« flüsterte ich. »Sir!«
Rorvics Stimme leierte unermüdlich weiter. Offensichtlich hatte er mich nicht gehört. Ich erschauerte.
Etwas Unsichtbares und Unhörbares kroch aus der Wand, streckte seine tastenden Fühler oder Finger nach mir aus und berührte mit eiskalter Haut mein Gehirn.
Ich fuhr schreiend hoch, rannte zum Liftschacht und stürzte mich hinein. Ich hatte bereits die Hälfte des Weges nach unten zurückgelegt, als ich merkte, daß das Kraftfeld des Schachtes nicht aktiviert war.
Meine Hand fuhr an die Kontrollen der Gürtelschnalle. Ich schaltete den Antigrav ein und aktivierte das Pulsationstriebwerk meines Aggregattornisters.
Wenige Meter über dem Schachtgrund kam ich zum Stillstand. Ich landete, lehnte mich gegen die Wand und dachte darüber nach, was ich tun sollte. Wenn ich die Gefährten verständigte, würden sie Beweise für meine Behauptung verlangen.
Ich besaß aber keine Beweise – ja ich wußte gar nicht genau, was überhaupt geschehen war. Alles konnte durchaus auf Einbildung beruhen. Ich durfte gar nicht an den Spott denken, mit dem der fette Albino mich überschütten würde.
Bei diesem Gedankengang angelangt, stutzte ich. Dalaimoc Rorvic hatte vorhin davon gesprochen, daß er die Ahnung einer Gefahr hätte – einer Gefahr, die aus dem Nullzeitdeformator kommen sollte. Folglich mußte er
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