Silberband 063 - Das Tabora
zurückbekommen. Während der Inspektion wurde die Biopositronik eines Roboters durch das parastabilisierte Gehirn eines Cynos ersetzt. Die Aktivierung muß zum Zeitpunkt des Orientierungsmanövers erfolgt sein.«
Corello seufzte. »Ich spürte den lautlosen Schrei des Gehirns, als es starb, konnte den Ausgangspunkt lokalisieren und begab mich sofort in den entsprechenden Hangar im Sockel des Deformators.«
»Und?« fragte Rorvic.
»Das Cynogehirn war zu einer kristallinen Masse erstarrt. Ich habe veranlaßt, daß der ganze Kopf des Roboters gegen einen Ersatzkopf aus dem Magazin ausgetauscht wird. Professor Kase und Ras Tschubai werden das erledigen.«
»Fein«, sagte Rorvic und stieß abermals auf. »Dann kann ich mich ja etwas entspannen. Tatcher, die Flasche!«
Ich reichte sie ihm. Er setzte sie nicht eher ab, als bis sie leer war. Dann schnalzte er mit der Zunge, stand schwerfällig auf und sagte: »Bei Akshobhya, der Cyno hatte meinen Widerstand fast gelähmt, als Captain a Hainu eingriff. Mein Gehirn wurde alkoholisiert, mein Bewußtsein umnebelt. Das muß auf den Cyno übergegriffen haben, der sich wahrscheinlich zu stark mit mir identifiziert hatte – und er wich von mir.«
»So könnte es gewesen sein«, sagte Corello. »Es würde mich interessieren, ob der Körper des Cynos sich trotz des fehlenden Gehirns in einen Obelisken verwandelt hat.«
»Mich interessiert sein kristallisiertes Gehirn viel mehr«, erklärte Rorvic.
Der Tibeter knuffte mich in die Seite, so daß ich vor Schmerzen beinahe laut geschrien hätte, und befahl: »Gehen Sie in meine Kabine und holen Sie mein Bhavacca Kr'a, Tatcher!«
Ich atmete geräuschvoll aus und ein. »Ihr was, Sir?«
»Mein Amulett, Sie hirnamputierter Sandfloh! Es ist rund und stellt das sogenannte Rad des Werdens dar.«
»Aha!« machte ich.
Ribald Corello lachte leise. Wütend fuhr Dalaimoc Rorvic zu dem Supermutanten herum und schrie unbeherrscht: »Ja, lachen Sie nur über Dinge, die Sie nicht verstehen und auch niemals verstehen werden! Sie mögen zwar klug sein, aber Sie sind nicht weise. Das unterscheidet Sie von mir.«
»Ich bitte um Entschuldigung«, sagte Corello.
Augenblicklich verrauchte Rorvics Zorn auf den Supermutanten, aber nicht der auf mich. Er sah mich mit durchbohrendem Blick an und sagte: »Geben Sie sich keine Mühe, Captain Hainu, ich durchschaue Sie. Ich weiß, daß Sie sich nur naiv geben, es aber nicht sind. Im Gegenteil, Sie sind so gerissen, daß Sie in der Vergangenheit sogar mich manchmal an der Nase herumgeführt haben. Doch künftig werde ich Ihr Verhalten sehr genau registrieren.«
»Ja, Sir«, sagte ich.
»Holen Sie das Bhavacca Kr'a, Captain!« befahl er.
Unser Transportschiff glitt in den Normalraum zurück und landete auf dem Zielplaneten Partisan, während ich noch fieberhaft nach Rorvics Amulett suchte.
Ich fand es jedoch trotz allergrößter Mühe nicht. Niedergeschlagen rief ich über Telekom nach Rorvic.
»Ach, Sie!« sagte er, nachdem ich mich gemeldet hatte. »Wie lange brauchen Sie eigentlich, um mein Amulett zu finden?«
»Ich weiß es noch nicht, Sir«, antwortete ich. »Bisher konnte ich es nicht entdecken.«
»Wahrscheinlich haben Sie sich nur faul in meinem Sessel gelümmelt«, entgegnete der Commander gereizt.
»Soll ich weitersuchen, Sir?«
»Nein, Sie würden es ja doch nicht finden, weil Sie sich keine Mühe geben. Ich werde selbst danach suchen. Sie begeben sich unverzüglich in die Nullfeldzentrale.«
Einige Minuten später stand ich in der Nullfeldzentrale dem Tibeter und Ribald Corello gegenüber. Corello blickte mich ernst an.
»Commander Rorvic hat mir berichtet, daß Sie trotz eindringlicher Vorstellung der Wichtigkeit sein Bhavacca Kr'a nicht gefunden haben, Captain a Hainu.«
»Wie kann ich etwas finden, das nicht vorhanden ist?« protestierte ich.
»Das ist gelogen«, warf der Tibeter ein. »Das Bhavacca Kr'a ist vorhanden. Captain Hainu hat nur nicht an der richtigen Stelle gesucht.«
»Ich habe seine ganze Kabine völlig durchwühlt, Mister Corello«, erklärte ich.
»Schon gut«, sagte der Supermutant beschwichtigend. »Sie mögen seine Kabine gründlich durchsucht haben, aber dort befindet sich das Amulett überhaupt nicht, wie mir Commander Rorvic glaubwürdig versicherte.«
»Wo befindet es sich denn?« fragte ich.
»Seien Sie nicht so vorwitzig!« fuhr Dalaimoc Rorvic mich an. »Sie sollen mein Bhavacca Kr'a holen, aber nicht andauernd dumme Fragen an mich
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