Silberband 063 - Das Tabora
du nie. Es gibt Tausende von Gerüchten über das Versteck des Tabora!«
Rhodan schwieg für einen Moment betroffen, und Wayar schien es, als fühlte er sich durchschaut. Aber der Anführer der kleinen gemischten Gruppe faßte sich schnell und sagte mit gewohnter Selbstsicherheit: »Ich bestehe darauf, daß wir die Sache mit Varfa und Loysh weiterverfolgen.«
»Und wie stellst du dir das vor?«
»Ich habe schon einen Plan entwickelt«, antwortete Rhodan und deutete mit seinem etwas zu plump geratenen Arm auf den Kriech-Autoritär seiner Gruppe. Dabei sagte er: »Gucky könnte die Rolle des toten Varfa übernehmen. Er sieht ihm nicht nur äußerlich ähnlich, sondern gleicht ihm auch in einem anderen Punkt. Varfa war teilweise gelähmt, er konnte seine Pseudopodien nicht mehr kontrollieren. Gucky hat ebenfalls einen Schlaganfall erlitten, auch bei ihm funktioniert nur noch das vegetative Nervensystem.«
Wayar nickte zufrieden. »Ich habe mich schon gefragt, warum er nicht seine Pseudopodien wechselt.« Er blickte zu dem größeren der beiden Groß-Autoritärs und fragte wie nebenbei: »Was ist eigentlich mit Tolot los? Warum hat er vier Arme, anstatt wie alle Groß-Autoritärs nur zwei?«
Rhodan lächelte. »Wer sagt, daß alle Groß-Autoritärs nur zwei Arme haben? Tolot jedenfalls ließ sich, wie schon so mancher andere Diplomat vor ihm, zwei zusätzliche Arme einpflanzen. Er bildete sich ein, damit mehrere Arbeiten gleichzeitig verrichten zu können. Freilich, damals wußte er noch nicht, daß er einmal ein Abtrünniger werden würde.«
Wayar nickte wieder. Obwohl er selbst noch nie einen Groß-Autoritär mit vier Armen zu Gesicht bekommen hatte, wußte er aus Erzählungen, daß es einige wenige gab, die sich zusätzlich zwei Arme einpflanzen ließen. Was er allerdings nicht wissen konnte, war, daß Rhodan sich diese Information von ihm geholt hatte und sie dazu benützte, um Icho Tolots vorhandene Laufarme logisch zu begründen.
»Jetzt sind wir vom Thema abgekommen«, fuhr Rhodan fort. »Gucky wird die Ähnlichkeit mit Varfa dazu ausnützen, um seine Rolle zu übernehmen. Wir wissen, daß Varfa in seinem Geschäft einen Artefoker als Gehilfen hat. Vielleicht kann er uns weiterhelfen. Wenn er uns nicht auf die Spur des Tabora bringt, dann können wir immer noch auf Varfas Mittelsmänner hoffen. Sollte es solche nicht geben und sich diese Spur als Sackgasse erweisen, können wir die ganze Aktion immer noch abblasen.«
»Einverstanden«, stimmte Wayar zu. »Ich werde einen meiner Männer nach Ae Tafeolunga schicken, damit er sich mit Gucky in Verbindung setzt. Das ist also klar. Doch ich frage mich, was du mit Loysh zu tun gedenkst. Du kannst ihn nicht einfach laufenlassen, andererseits wüßte ich auch nicht, wer seine Rolle übernehmen könnte.«
»Tolot und Lloyd werden die Sache in die Hand nehmen«, erklärte Rhodan. »Sie werden in Loyshs Bank gehen und Lösegeld für seine Freilassung verlangen. Die Summe wird so hoch sein, daß die Bank nicht zahlen kann, ohne einen Bankrott zu riskieren. Loysh hat uns über die Finanzlage Auskunft gegeben, so daß wir wissen, wie hoch wir mit unseren Forderungen gehen müssen. Da wir das Lösegeld nicht bekommen, werden wir mit einer zweiten Forderung herausrücken: Loyshs Leben gegen das Tabora. Damit dürfte die Sache ins Rollen kommen.«
Wayar war von diesem Plan fasziniert. Ihm war klar, daß Loyshs Verbündeten sein Leben weniger wert sein würde als das Tabora, und das mußte auch Rhodan wissen. Aber durch diese Erpressung würde sich zumindest zeigen, ob sie bei Loysh auf der richtigen Spur waren. Wayar empfand neue Hochachtung für Rhodan. Er wurde aus diesem Artefoker einfach nicht klug, der sich einmal fast kindlich naiv gab und im nächsten Augenblick die raffiniertesten Pläne ausheckte. Er mußte vor diesem Mann auf der Hut sein. Denn wer garantierte ihm, daß er wirklich die gleichen Ziele verfolgte wie er selbst?
»Ich glaube, ich werde besser vier Mann nach Ae Tafeolunga entsenden«, sagte er. »Wenn sich eine der beiden Spuren wider Erwarten als zielführend erweist, sollten wir eine schlagkräftige Gruppe zur Verfügung haben.«
»Du mißtraust uns wohl noch immer«, sagte Rhodan spöttisch. »Aber meinetwegen sollst du deinen Willen haben. Ich werde jedoch mit Tolot, Gucky und Lloyd ständig in Sprechfunkverbindung bleiben. Außerdem trägt jeder von uns ständig eine Waffe bei sich. Das sage ich dir nur, damit du siehst, daß auch wir
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