Silberband 063 - Das Tabora
Wayar. »Ich kann mir nicht vorstellen, was sie in Varfas Geschäft so lange aufgehalten haben könnte.« Er schüttelte den Kopf und fuhr wie zu sich selbst fort: »Möglicherweise ist Varfas Tabora echt …«
Plötzlich ertönte ein durchdringender Heulton. Rhodan zuckte zusammen und brachte den Paralysator in Anschlag. Lord Zwiebus hob die Keule und war bereit, den Mechanismus zu betätigen, der den Lauf des Thermostrahlers ausfuhr.
Wayar blickte auf Rhodans Paralysator und sagte amüsiert: »Eine seltsame Waffe – aber ein Telefon wirst du damit wohl nicht bekämpfen wollen, oder?«
Er ging in einen der Räume, stülpte sich ein Gerät wie einen Helm über den Kopf – und der Heulton verstummte. Er lauschte einer für Rhodan und Zwiebus unhörbaren Stimme aus den Kopfhörern und sprach gelegentlich in die Mikrophongabel, die von dem Telefonhelm über die ganze Reihe seiner fünf Sprechorgane reichte. Allerdings beschränkte sich Wayar auf nichtssagende Kommentare.
»Ja … Gut … Tut das … In Ordnung, wir kommen sofort!«
Als er den Telefonhelm abnahm und zurück in die Halterung legte, wirkte er verstört.
»Was ist passiert?« erkundigte sich Rhodan.
»Meine Leute sind noch in Varfas Geschäft«, sagte Wayar. »Sie haben das Tabora gefunden. Leider hat es Verluste gegeben. Zwei meiner Leute und Gucky hat es erwischt.«
In Rhodan krampfte sich etwas zusammen. »Ist … ist Gucky noch am Leben?«
»Ich glaube schon.« Wayar schüttelte den Kopf. »Wir müssen sofort hin. Bestelle auch Tolot und Lloyd in Varfas Geschäft. Es scheint so, als hätten wir diesmal tatsächlich das wahre Tabora gefunden.«
Hayg begleitete Gucky bis zur Kellertreppe.
»Weiter gehe ich nicht, Varfa«, sagte der artefokische Gehilfe zitternd.
Gucky stieg allein die schwach erleuchtete Wendeltreppe hinunter. Als er außer Haygs Sicht war, holte er den Paralysator hervor. Die Aussicht, von der Bestie angefallen zu werden, die Varfas Tabora bewachte, behagte ihm nicht.
Der Mausbiber hätte sich wohler gefühlt, wenn er Icho Tolot und Fellmer Lloyd bei sich gehabt hätte. Aber es blieb ihm keine Zeit, sie anzufordern. Rhodans Andeutung, daß Wayars Leute herkommen wollten, zwang ihn zu schnellem Handeln.
Er erreichte das Ende der Wendeltreppe und fand sich vor einer mehrfach verriegelten Tür. Er schob die Riegel vorsichtig beiseite und zog dann die schwere Eisentür auf. Den Paralysator hielt er schußbereit.
Vor ihm lag undurchdringliche Schwärze. Nur ein Stück des betonierten Bodens vor ihm wurde von dem Treppenlicht schwach beleuchtet. Er lauschte angestrengt in die Finsternis, konnte jedoch nicht das geringste Geräusch vernehmen.
Der Raum vor ihm lag in absoluter Stille da.
Er tastete mit der einen Hand entlang der Türfüllung die Innenmauer ab. Als er einen Lichtschalter fand, atmete er erleichtert auf und legte den Kipphebel um. Augenblicklich wurde der Keller von einem grellen Licht überflutet. Für einen Moment war er geblendet und schloß die Augen. Als er sie wieder öffnete, erblickte er die Urne. Sonst nichts.
Inmitten des zehn mal zehn Meter großen Kellergewölbes stand die Urne auf einem Sockel. Von einem Raubtier, das die Urne bewachen sollte, fehlte jede Spur.
Es war Gucky schleierhaft, wie Hayg auf die Idee gekommen war, daß hier eine Bestie hauste. Vielleicht hatte ihm Varfa das nur eingeredet, um ihn von diesem Kellergewölbe fernzuhalten. Wie dem auch war, Gucky blieb vorsichtig.
Er blickte sich ständig um, während er sich der Urne näherte. Als er nur noch einen Meter von ihr entfernt war, betrachtete er sie genauer. Sie bestand aus einer nichtrostenden Metallegierung, hatte an ihrer dicksten Stelle einen Durchmesser von vierzig Zentimetern und war insgesamt siebzig Zentimeter hoch. Verschlossen wurde die Urne von einem Deckel mit Gewinde.
Gucky klopfte mit dem gekrümmten Finger gegen die Wandung; das dumpfe Geräusch zeigte ihm an, daß die Urne nicht leer war. Dann probierte er am Verschluß. Er ließ sich leicht drehen.
Nach einigen Umdrehungen konnte er den Deckel abheben. Bevor er das jedoch tat, warf er einen Blick auf die Ortungsgeräte des Kombi-Armbandes. Der Energietaster schlug schwach aus. Gucky machte einige Versuche und stellte fest, daß sich die Energiequelle auch bei zugeschraubtem Verschluß anmessen ließ, dagegen zeigte der Energietaster in einer Entfernung von vier Metern überhaupt keine Werte mehr an.
Gucky entfernte den Deckel endgültig und blickte in
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