Silberband 064 - Die Stimmen der Qual
Zwiebus ungehalten. Er kehrte dem Transmittergeschädigten und dem Emotionauten schnell den Rücken zu, als er Rhodans Stimme vernahm.
Rhodan hatte die Gruppe mit Atlan, Icho Tolot und Paladin IV verlassen und gab über Interkom an die Funkzentrale den Befehl, sich mit dem am nächsten stehenden Schiff in Verbindung zu setzen, das zusammen mit neun anderen die Funkbrücke ins Rattley-System bildete.
Zwiebus trat zu ihm. »Hast du einen Augenblick für mich Zeit, Perry?«
»Natürlich. Was bedrückt dich, Zwiebus?«
»Eine Menge«, sagte der Pseudo-Neandertaler ernst, »aber darüber möchte ich noch nicht reden. Ich wollte dich eigentlich nur darum bitten, daß du mich dem Wachkommando für den Asporco zuteilst.«
»Hast du einen besonderen Grund dafür, Zwiebus?«
»Zumindest könnte ich meinen Posten so gut ausfüllen wie jeder Mutant«, sagte Lord Zwiebus ausweichend. »Ich habe Heydrac Koats Erwachen im gleichen Augenblick wie die Mutanten gefühlt. Aber der Grund, warum ich in der Nähe des Asporcos sein möchte, ist ein anderer. Ich weiß, was du mit einer Umschichtung der Parapsi-Impulsstrahlung gemeint hast.«
»So?« meinte Rhodan verwundert.
»Ja«, behauptete Lord Zwiebus. »Du vermutest, daß von nun an nicht mehr Heydrac Koat direkt beeinflußt wird, Perry, sondern irgend jemand anderer. Und ich habe den Verdacht, daß zumindest einer der beiden Ezialisten davon betroffen ist. Einer von ihnen muß den Enzephalographen an Heydrac Koats Quarantänekabine ausgeschaltet haben!«
Rhodan nickte gedankenverloren. Dann sagte er: »In Ordnung, Zwiebus. Du übernimmst die nächste Wache zusammen mit Dalaimoc Rorvic.«
Lord Zwiebus wollte noch etwas sagen, aber das plötzliche Schrillen der Alarmsirene schnitt ihm das Wort ab. Instinktiv hatte er seine Keule erhoben und durch einen Knopfdruck den eingebauten Paralysator ausgefahren. Er wußte ganz sicher, daß die Alarmsirene nicht durch eine Gefahr ausgelöst wurde, die von außen kam. Die Bedrohung, welcherart auch immer sie war, befand sich an Bord der TIMOR.
Am hufeisenförmigen Kontrollpult war ein Tumult entstanden. Mentro Kosum stand breitbeinig da, die Hände zu Fäusten geballt. Zwei Meter von ihm entfernt hatte Alaska Saedelaere Abwehrstellung bezogen und den Paralysator auf den Emotionauten gerichtet.
»Was geht hier vor sich?« rief Rhodan mit scharfer Stimme und bahnte sich einen Weg durch die Männer, die ihre Posten verlassen hatten und die beiden Kontrahenten in einem weiten Kreis umstanden.
»Wir befinden uns auf falschem Kurs«, sagte Alaska Saedelaere. »Wir sind um fünfzehn Grad steuerbord von unserer Route abgekommen. Außerdem haben wir in dieser Linearetappe nicht wie vorgesehen achttausend Lichtjahre, sondern fast zwanzigtausend zurückgelegt. Dadurch haben wir uns zwar näher als geplant an das Rattley-System herangeschoben, aber wir befinden uns von den Funkrelaisschiffen zu weit entfernt. Wir haben keine Verbindung zu ihnen.«
»Das ist unmöglich«, sagte Rhodan fassungslos. »Die Schiffspositronik hätte schon bei einer geringeren Kursabweichung sofort nach der Rückkehr in den Normalraum Alarm gegeben.«
»Der Alarm wurde aber von der Funkzentrale ausgelöst, und das hat mir sofort zu denken gegeben«, sagte der Transmittergeschädigte, ohne den Emotionauten aus den Augen zu lassen. »Deshalb fiel mein Verdacht sofort auf Mentro Kosum. Nur er kann die Positronik dahingehend beeinflußt haben, daß sie den Alarm nicht auslöste. Und nur er kann für die Kursabweichung verantwortlich gemacht werden.«
»Das ist eine schwerwiegende Beschuldigung, Alaska«, meinte Rhodan. »Was haben Sie dazu zu sagen, Kosum?«
»Ich schwöre, daß ich der Meinung war, mich mit der TIMOR auf richtigem Kurs zu befinden«, erklärte der Emotionaut verzweifelt. Er breitete seine Hände in einer Geste aus, die seine Ratlosigkeit ausdrücken sollte – in diesem Augenblick streckte ihn Alaska Saedelaere mit einem breitgefächerten Paralysestrahl nieder.
»Tut mir leid, Mentro«, sagte der Transmittergeschädigte dann, und hinter seiner Maske flammte das Cappin-Fragment kurz auf. »Sie wußten wahrscheinlich nicht einmal, daß Sie unter fremdem Zwang handelten.« Er hob den Kopf und blickte Rhodan an. »Ich mußte ihn ausschalten, bevor er gegen seinen Willen noch größeren Schaden anrichten konnte.«
Rhodan streckte ihm fordernd die Hand entgegen. »Und ich muß Sie bitten, mir Ihre Waffe zu geben, Alaska. Ihre Handlungsweise erscheint mir
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