Silberband 064 - Die Stimmen der Qual
die TIMOR in den Normalraum zurücktauchte und die Fluggeschwindigkeit konstant verringerte, war die Bahn des elften und zehnten Planeten bereits überschritten. Das Schiff näherte sich dem neunten Planeten, der zufällig in Flugrichtung stand.
Ein Signal beendete die Ruheperiode. Bei weiterer Verlangsamung des Fluges würde es allerdings noch Stunden dauern, bis man sich dem vierten Planeten merklich genähert hatte.
Mentro Kosum nahm die Unterlagen und studierte sie.
Asporc, vierter Planet der Sonne Rattley, nördlicher Sektor der Milchstraße. Durchmesser: 14.072 Kilometer. Gravitation: 1,099 Gravos. Mittlere Temperaturen: 37,33 Grad Celsius, plus. Rotation: 32,03 Stunden. Sonnenumlauf: 692 Tage.
Ansonsten: Sauerstoffatmosphäre, keine Neigung der Achse und daher fehlende Jahreszeiten, neun Kontinente, ausgedehnte Landflächen und flache, warme Meere. Die Vegetation war üppig und sehr reichhaltig. Die Gesamtverhältnisse ließen sich mit einer heißen Zwischeneiszeit auf der Erde vergleichen, in der Saurier und Schachtelhalmwälder das Bild beherrschten.
Ein Paradies, wenn man so wollte. Eine nahezu perfekte und unberührte Welt. Bis auf das seltsame, verhängnisvolle Element, von dem das Leben der Asporcos so unheilvoll beeinflußt wurde.
Schuld daran war nicht zuletzt die Regierungsform, die einem Priesterkult glich. Eine solche Regierungsform bedeutete in den meisten Fällen eine Art Diktatur.
Die TIMOR überquerte die Bahn des neunten Planeten, der in geringer Entfernung langsam zurückblieb. Es handelte sich um eine kalte, leblose Welt, die zu weit von ihrer Sonne stand, um genug wärmende Strahlen einzufangen.
Rhodan, Atlan und Roi Danton kamen fast gleichzeitig in die Kommandozentrale und gesellten sich zu Mentro Kosum, der die Bremstriebwerke abgeschaltet hatte. Mit fast halber Lichtgeschwindigkeit raste das Schiff auf den Planeten Asporc zu, der als winziger Lichtpunkt mitten auf dem Panoramaschirm zu sehen war.
»Die SERT-Haube schützt Sie – wie wir jetzt wohl annehmen können – vor jeder Beeinflussung, die von dem PEW-Material ausgeht.« Rhodan setzte sich neben Mentro Kosum. »Es ist wichtig, daß Sie uns beobachten und jede Veränderung unseres Benehmens sofort registrieren. Sie sind eine Art Wachhund für uns, wenn ich es einmal so ausdrücken darf. Es kann natürlich sein, daß sich die Asporcos absolut normal benehmen, aber ich möchte auch dann jede Begegnung mit ihnen vorerst vermeiden.«
»Wenn sie uns nicht orten …«
»Unwahrscheinlich, denn sie besitzen nicht die notwendigen Instrumente.«
Als sich die TIMOR einige Stunden später Asporc weit genug genähert hatte, drosselte Mentro Kosum erneut die Geschwindigkeit und lenkte in eine Umlaufbahn ein, die keinerlei Antrieb oder Bremsmanöver mehr beanspruchte. Im freien Fall umkreiste das Schiff den Planeten.
Das Panorama der tropischen Oberfläche zog vor ihnen auf dem Bildschirm vorbei. Meere wechselten mit ausgedehnten Kontinenten und riesigen Landflächen, nur selten von Gebirgen unterbrochen.
Die Elementorter begannen zu arbeiten, während die Auswertung auf Hochtouren lief. Größere Lager an Erzen und wertvollen Rohstoffen wurden ausgemacht, aber keine der Analysen stimmte mit den Werten überein, die das PEW-Metall besaß.
»Wenn es nur eine einzige Stelle gibt, an der es gefunden wird, muß es sich um ein reichhaltiges Lager handeln. Unsere Orter können es unmöglich übersehen.« Rhodan deutete auf den Panoramaschirm. »Verlegen Sie die Umlaufbahn näher an den Planeten«, sagte er zu Mentro Kosum.
Die TIMOR ging tiefer und erhöhte unmerklich die Geschwindigkeit, dann flog sie wieder im freien Fall weiter. Die Vergrößerung auf dem Bildschirm wurde deutlicher und klarer. Die ersten Einzelheiten waren zu erkennen. Größere Ansiedlungen der Eingeborenen wechselten mit riesigen, unbewohnten Flächen ab. Dazwischen lagen Städte mit beachtlicher Ausdehnung.
Mentro Kosum sagte: »Wir haben Asporc nun viermal umrundet, aber es gibt nur einen Kontinent, den sie nicht besiedelt haben. Es ist der Tropenkontinent, so würde ich ihn nennen. Er liegt genau längs des Äquators. Hier sind die Koordinaten …«
Rhodan studierte sie, dann sah er auf. »Die Angaben decken sich mit der angepeilten Position des letzten Überlebenden der OSSATA. Dort muß das Schiff gelandet und seine Besatzung gestorben sein. Bei unserem ersten Versuch kamen wir nicht dazu, zu landen und die Katastrophe zu untersuchen, aber ich glaube,
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