Silberband 066 - Kampf der Paramags
Sie kannte die Leiden des Hyperraums, wußte, welche Qualen es bereitete, als nackter Geistesinhalt zwischen den Kräften eines übergeordneten Kontinuums wie Treibgut hin und her geschleudert zu werden.
Sie erinnerte sich aber auch noch voll Schrecken an die Zeit, als sie zusammen mit den sieben Kameraden in eine Art ›Zwischenexistenz‹ gerissen wurde. Das war, als das PEW-Metall sie magisch anzog und sie über die Asporcos als Katalysatoren in ihre Dimension zurückzukehren versuchten. Die Strahlungskraft des PEW-Metalls war die Brücke zum vierdimensionalen Raum, doch war es eine Brücke mit vielen Hindernissen.
Die Rückkehr in ihre Dimension gelang ihnen vorerst nur teilweise. Ihre parapsychische Ausstrahlung war bereits im vierdimensionalen Raum existent, konnte aber von ihnen nicht kontrolliert werden, so daß es zu verheerenden Para-Stürmen kam.
Dieser Abschnitt war vorbei.
Betty erinnerte sich mit Schaudern an die Zeit in den Retortenkörpern der Lemurer, die Schrecken der Flucht und die Angst, daß die Pseudokörper absterben könnten und ihre Bewußtseinsinhalte zurück in den Hyperraum geschleudert würden.
Damals hatten sie schon klar erkannt, daß sie nur in unmittelbarer Nähe des PEW-Metalls weiterexistieren konnten.
Trotzdem waren sie noch nicht in Sicherheit. Die gesamten PEW-Vorkommen des Meteoriten hatten sich gewandelt. Aus dem ehemals mattsilbern schimmernden Element, das so weich war, daß man es mit den Händen formen konnte, war ein türkis schillerndes, diamanthartes Metall geworden. Betty und ihre Kameraden kannten auch die Ursache dafür. Sie selbst, besser gesagt, ihre parapsychische Ausstrahlung, hatten die Veränderung des PEW-Metalls verursacht.
Doch das war nicht alles. Die Veränderung des PEW-Metalls und seine Wandlung zu einem ungeheuer mächtigen 5-D-Strahler hatten die Paramagnetiseure, kurz Paramags genannt, aus einem langen Tiefschlaf geweckt und zu Mutationen geführt, deren Ergebnis die Virenungeheuer waren. Als weitere wahrscheinliche Auswirkung vermuteten Betty und ihre Kameraden, daß durch die Hyperaufladung eine Umpolung der gesamten PEW-Metallmasse stattgefunden hatte und ein ›frequenzbedingtes Machtbewußtsein auf verformungsmaterieller Paradox-Intelligenz‹ entstanden war.
Der letzte Beweis für diese Theorie fehlte noch. Aber niemand der acht Second-Genesis-Mutanten zweifelte daran, daß Ereignisse bevorstanden, die die letzten Zweifel beseitigen würden.
Das war auch der Grund dafür, daß sich Betty Toufry Sorgen um ihre weitere Existenz machte. Perry Rhodan hatte ihnen zwar vorbehaltlose Unterstützung zugesagt, doch konnte er für sie wahrscheinlich weniger tun als sie selbst.
Wer grübelt da zwischen PEW und Gestein? Sollte es Betty im Körper eines Asporcos sein?
»Ich habe mit Gucky telepathischen Kontakt«, sagte Betty Toufry zu den sieben Asporcos und lächelte unwillkürlich – was optisch in dem Asporco-Gesicht allerdings nicht eindeutig zum Ausdruck kam. Telepathisch fragte sie an: Ist etwas Besonderes vorgefallen, Gucky?
Wenn es so wäre, würde ich mich sicherlich nicht in Versen ausdrücken, kamen Guckys Gedanken. Es ist alles beim alten. Die MARCO POLO hat sich der Geschwindigkeit des Meteoriten angepaßt und folgt ihm in einer Entfernung von fünf Kilometern. Vierzig Kreuzer unter Toronar Kasom umschwirren den Riesenbrocken ständig, liefern aber keine aufregenden Ortungsergebnisse. Die neun restlichen Kreuzer bilden eine Funkbrücke zum 11.703 Lichtjahre entfernten Rattley-System. Perry erwartet keine überraschende Kursänderung des Meteoriten, sondern ist überzeugt, daß sein Ziel das Zentrum der Galaxis ist.
Bei uns hat sich ebenfalls nichts ereignet, antwortete Betty telepathisch. Seit ihr zur MARCO POLO zurückgekehrt seid, hat Ruhe geherrscht; es ist zu keinen weiteren Kampfhandlungen mehr gekommen. Wir werden den Frieden dazu benutzen, tiefer in den Meteoriten vorzudringen.
Begebt euch nicht unnötig in Gefahr, warnte Gucky. Jetzt, da eure Existenz gesichert ist, solltet ihr sie nicht leichtsinnig aufs Spiel setzen.
Von einer gesicherten Existenz kann keine Rede sein, entgegnete Betty heftig. Dann sandte sie einen versöhnlichen Gedanken aus und fuhr fort: Wir müssen das Risiko eingehen und den Meteoriten erforschen. Ich hoffe immer noch, daß wir die Lösung unseres Problems finden werden. Wir alle fühlen, daß sich etwas zusammenbraut, etwas über uns schwebt wie ein Damoklesschwert, drohend und doch
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