Silberband 068 - Anti-Universum
Drohung: Niemand wußte, wie alles ausgehen würde.
»Wir haben noch eine Stunde!« sagte Orana und goß Kaffee in die Becher. »Erzähle, Vater, was du inzwischen erlebt hast. Die Zeit zwischen der Ankunft des Schwarms und heute …«
Wieder lächelte er sie an. Sie schöpfte eine Art Zuversicht aus diesem Lächeln, das sie so lange Jahre entbehrt hatte.
Sie unterhielten sich, bis Orana aufstand, ihren Vater in den Räumen umherführte, die sie bewohnte und in denen er zu Gast sein würde, und schließlich sagte: »Ich muß zu Deighton. Wenn ich zurückkomme, bereden wir alles.«
Dayko nickte nur.
Orana ging langsam einen geschwungenen Korridor entlang, blieb nachdenklich vor dem trennenden Schott stehen, das den Gästetrakt von einem anderen Sektor abschloß. Dann drückte sie den Schalter nieder und ließ sich von dem ausdruckslos lächelnden Wächter zu Deighton bringen. Er empfing sie, in einem schweren Sessel sitzend, ein Glas Cognac vor sich, die Pläne, Papiere und Bilder, die Handlungsabläufe, Karten und Flußdiagramme seines Planes vor sich auf der Tischplatte ausgebreitet.
Deighton hob den Kopf und fragte schneidend: »Sie sind also damit einverstanden, Solarmarschall Sestore, daß wir Sie in unsere Planung mit einbeziehen?«
Sie nickte und erwiderte zögernd: »Vorbehaltlich der Ablehnung oder Zustimmung Rhodans! Da im Augenblick Sie und Ihre Organisation alle Trümpfe in der Hand halten, habe ich wohl keine andere Wahl.«
»So ist es.«
Deighton deutete auf ein Schriftstück und erklärte: »Wir werden auf der Hauptverteiler-Station GALAX-Zero eine vorgebliche Widerstandsgruppe aufbauen. Natürlich sind die einzelnen Untergrundkämpfer Agenten meiner Behörde. Sie selbst, Orana, werden die Chefin dieser Gruppe sein. Ihre Abhängigkeit von den Aktionen der Widerständler muß von Tag zu Tag größer werden. Es wird alles sehr echt aussehen, denn wir haben bereits einen richtiggehenden Funkverkehr zu anderen Widerstandsnestern entworfen. Ihre alten Freunde werden es bemerken, und da sie sich zu Recht davor scheuen, in eine solche Unbotmäßigkeit verwickelt zu werden, werden sie sich von Ihnen, Solarmarschall, abwenden.«
Das Wort Solarmarschall sprach er mit einer solchen Schadenfreude aus, daß sie glaubte, es müsse auf seiner Zunge zergehen wie ein Stück bittere Schokolade.
Sie flüsterte erschrocken: »Ich habe verstanden. Ich als der Chef einer Widerstandsgruppe. Und auf welche Weise soll dadurch der falsche Rhodan herangelockt werden?«
Deighton zog die Brauen hoch und warf ihr einen verständnislosen Blick zu. Der Blick sollte sein Erstaunen darüber zeigen, daß sie so schwerfällig begriff.
»Jedermann ist darüber orientiert, wie Ihre Gefühle in bezug auf Rhodan aussehen. Jeder weiß auch, daß der falsche Rhodan eine genaue Kopie unseres echten Perry ist. Sie wenden sich von demjenigen Rhodan, also meinem Freund, ab, der Sie enttäuscht hat. Und da Sie mit einigem Recht vermuten dürften, daß der falsche Rhodan Ihre Zuneigung schätzen wird, wenden Sie sich an ihn. Sie suchen ihn … auf raffinierte Weise und mit Hilfe der Widerstandsgruppe, die alle Ihre Maßnahmen unterstützt.«
Als Orana begriffen hatte, worauf diese Planungen hinausliefen, erschrak sie tödlich. »Natürlich weiß ich alle möglichen Dinge, die sowohl der echte als auch der falsche Rhodan wissen.«
»Darauf bauen wir auf!« bestätigte Deighton mit einem sardonischen Grinsen.
»Also wissen sowohl der echte als auch der falsche Rhodan über mich und meine gefühlsmäßige Bindung Bescheid.«
»Das ist wesentlicher Bestandteil unseres Erfolgsdenkens!« war das Echo ihres kaltlächelnden Gegenübers.
»Ich soll also den Fremden suchen, um mich wegen enttäuschter Liebe in seine Arme zu flüchten!«
»Das ist beabsichtigt.«
Orana beugte sich vor und sagte eindringlich: »Wenn es einen zweiten Rhodan gibt, gibt es auch eine zweite Orana Sestore. Glauben Sie, daß ein Mann wie Rhodan öffentlich Bigamie treibt?«
Deighton bemerkte bitter: »Sie scheinen Ihren hochtrabenden Titel tatsächlich in der Lotterie gewonnen zu haben, Teuerste! Erstens ist Rhodan, der Fremde, wenn er in unser Universum eingedrungen ist, von seiner Orana Sestore abgeschnitten. Zweitens sucht er Informationen über die Umwelt, in der er sich plötzlich wiederfand. Wer könnte ihm die Informationen freiwillig und in genügend großer Menge geben? Eine enttäuschte Frau, die plötzlich ihr Idol zu sehen glaubt.«
»Ich glaube,
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