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Silberband 068 - Anti-Universum

Titel: Silberband 068 - Anti-Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Haar war noch immer lang und bis zum Nackenansatz lockig. Sein Gesicht war schmal, die klugen Augen waren dunkel und groß gewesen. Und einen Sekundenbruchteil lang hatte dieser Mann auf dem Bildschirm so gelächelt, wie sie es in der Erinnerung hatte.
    »Was haben Sie vorbereitet?« fragte Orana leise.
    »Unter anderem eine Drohung, die sich an Ihre Adresse richtet!« gab der Chef der Abwehr zu. »Falls Sie nicht beabsichtigen, mit äußerster Kraft mitzuarbeiten, werden wir Ihren Vater hinrichten. Und das geschieht obendrein vor Ihren Augen. Mindestens sechs Tage lang wird es der alte Herr wohl aushalten, und seine Qualen werden Sie sicher nicht entzücken.«
    Jetzt war es ausgesprochen worden. Brutale Drohung, die sie zwar erwartet, aber nicht in dieser Form erkannt hatte.
    »Wann muß ich mich entscheiden?« flüsterte sie.
    »In einer Stunde. Zuerst kann ich Sie noch überzeugen, Solarmarschall, daß es tatsächlich Ihr Vater ist, der hier als Faustpfand behandelt wird.«
    Orana schloß die Augen. Deighton hatte keine leere Drohung ausgesprochen. Das Psychospiel war unversehens in die gefährliche und unter Umständen tödliche Phase hineingeglitten. Welche Möglichkeiten besaß Orana selbst? Wenn sie versuchte, hier in ihrem eigenen Verantwortungsbereich eine Revolution anzufangen, dadurch ihren Vater und sich aus der Gefahrenzone zu bringen und zu verschwinden, dann würde dieser Versuch ebenso enden wie derjenige der Neu-Arkoniden, nämlich mit Mord und Vergeltung in äußerster Brutalität. Sie konnte sich also nicht wehren, indem sie ihre Kräfte mobilisierte. Sie konnte zunächst nur verzögern.
    Sie kam langsam vom Bildschirm zurück, warf einen letzten Blick auf die Sterne und sagte: »Ich will den Mann sehen, den Sie als meinen Vater bezeichnen.«
    Wußte Perry Rhodan eigentlich, was dieser Mann hier tat oder plante? Bei dieser Fragestellung meinte sie nicht den fremden Eindringling, sondern den Rhodan, den sie kannte und zu lieben glaubte, also den Freund dieses erbarmungslosen und kalten Mannes hier vor ihr.
    »Das läßt sich einrichten!« sagte Deighton und winkelte den Arm an. Er schaltete einen Minikom ein und sagte: »Ist der Kerl anwesend?«
    Aus dem Lautsprecher drang eine dünne, scharf quäkende Stimme. Sie versicherte, daß Oranas Vater bereits im Nebenraum sei und dort unter schärfster Bewachung warte. Deighton nickte ausdruckslos und stand auf.
    Er deutete lässig mit dem Daumen über die Schulter. »Gehen wir!«
    Von ihm schien ein kalter Hauch auszugehen. Es fehlte nur noch, daß er schwarze Kleidung trug, und das Bild des erbarmungslosen Häschers war vollkommen.
    »Ja, gehen wir!« sagte sie.
    Natürlich kannte sie sämtliche Räume auch in diesem Bezirk ihrer Station. Sie stellte sich vor, wie ihr Vater dort drüben stand, bewacht von schwerbewaffneten Agenten der SolAb. Diese Organisation war sowohl im Sonnensystem als auch bei allen anderen raumfahrenden Völkern als die brutalste und gewissenloseste Geheimdienstgruppe bekannt und gefürchtet. Langsam glitt die Schiebetür auf, und Orana sah in das Gesicht eines Agenten, blickte von den Augen hinunter und sah, daß eine Waffe auf sie gerichtet war.
    Weniger auf sie selbst als auf jeden, der durch diese Tür eintrat. Deighton sagte scharf: »Hinaus! Alle. Bis auf Sestore!«
    »Selbstverständlich.«
    Orana ging langsam und zögernd drei Schritte in den Raum hinein. Sie hob die Augen und musterte die Gestalt, die in einem bequemen Sessel lag, entspannt und ruhig, wie es auf den ersten Blick schien. Als sie das langgezogene Stöhnen hörte, schrak die junge Frau zusammen und richtete ihre Augen voll auf den schlanken Mann. Sie nahm gar nicht wahr, daß sich Deighton an die Wand neben der Tür lehnte und die Hand auf den Griff des Strahlers legte.
    »Unglaublich … das ist … Tochter!«
    Der Mann sprang auf. Orana starrte schweigend in die Augen ihres Vaters. Er richtete sein stilles, zurückhaltendes Lächeln auf sie, und in diesem Augenblick schwand das letzte Mißtrauen.
    »Dayko! Vater!« flüsterte sie.
    Er breitete die Arme aus, und sie warf sich an seine Brust.
    Sekundenlang standen sie schweigend da. Sie waren erschüttert. Nach mehr als einem Jahrzehnt hatten sie sich wieder getroffen. Dieses Treffen fand unter denkbar ungünstigen oder sogar tödlichen Umständen statt.
    Deighton räusperte sich und sagte: »Habe ich zuviel versprochen?«
    »Nein!« sagte Dayko mit rauher Stimme. »Ich glaube nicht, daß Sie jemals zuviel

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