Silberband 068 - Anti-Universum
seit Minuten, Sir!« antwortete er steif.
Noch fünfzehn Minuten …
Ich ahne, daß Orana – falls ein Großteil meiner Überlegungen richtig ist, und ich habe keinen Grund, das Gegenteil anzunehmen – dem Charme und dem durchaus positiven Bild des anderen Rhodan nicht wird widerstehen können. Das waren die Gedanken Dayko Sestores, als es ihm endlich gelungen war, unbemerkt, wie er glaubte, den geladenen Strahler aus der Schublade zu ziehen und unter seinem Hemd zu verbergen.
»Allerdings gehört wohl nicht viel dazu, liebenswerter und menschlicher als ›unser‹ Rhodan zu sein!« flüsterte er.
Er stand auf und bewegte sich aus dem Aufnahmebereich der Linsen heraus. Auf der Toilette sah er die Ladung des kleinen, aber erstaunlich schweren Strahlers nach. Sie zeigte Höchstwerte. Der Besitz der Waffe gab ihm das Gefühl, nicht mehr ganz ganz so hilflos zu sein.
Er ging zum Schott, öffnete es und blickte nach links und nach rechts. Der Korridor war frei.
»Das kleine Raumschiff, mit dem Orana gestartet ist, kam noch nicht zurück«, sagte er.
Ein Monitor war in den Zentralraum geschaltet, und er konnte, wenn er wollte, die wichtigsten Ereignisse verfolgen. Alles, was er gesehen hatte, schien wichtig zu sein.
In der Zentrale wimmelte es auf einmal von Männern, die allesamt einen wilden, entschlossenen Eindruck machten. Einmal hatte er die weißen Haare des sarkastischen, rücksichtslosen Arkoniden gesehen, einmal glaubte er Rhodan erblickt zu haben. Mit Sicherheit wußte er aber, daß sich Deighton nach wie vor hier aufhielt.
»Verdammt!« ächzte er auf.
Die Erkenntnis war: Nicht der Planet Humphyr II war die eigentliche Falle. Die Falle, die jene Verbrecher seiner Tochter und allen, die in ihrer Nähe waren, gestellt hatten, hieß anders.
Und sie war tödlich. Das erkannte er jetzt.
Seine Gedanken vollführten einen wilden Wirbel. Er schwankte unter der Wucht der Erkenntnis. Psychospiel. Von Virtuosen geplant, von Könnern inszeniert und von potentiellen Selbstmördern durchgeführt.
Er bewegte sich schnell durch den Raum, blickte in den Monitor und erkannte deutlich die Gestalt von Galbraith Deighton, der in einer der Kommunikationszentralen vor einer Wand saß, die aus Hunderten von Bildschirmen bestand. Nahezu alle Räume von GALAX-Zero waren hier angeschlossen.
»Sie warten!« flüsterte er.
Es gab nur eine Gruppe von Menschen, auf die sie warteten. Würde die Wahrscheinlichkeit, daß Rhodan, der Eindringling, auf Humphyr II landete, auch nur gering sein, hätten Atlan und Rhodan dort Flotten zusammengezogen oder den Planeten mit bewaffneten Agenten förmlich gespickt. Daß sie hier warteten, war ein böses Zeichen. Sie erwarteten den Gegner hier.
»Ich muß Orana helfen!« flüsterte er, um sich Mut zu machen. Plötzlich verstand er alles. Alle Zusammenhänge waren ihm klar. Vielleicht konnte er helfen, vielleicht gelang es ihm, Verwirrung zu erzeugen.
Denn er nahm an, daß Orana bald kommen würde, zusammen mit einer Streitmacht, die aus der anderen MARCO POLO stammte.
Er verließ das große Apartment. Als er die erste Abzweigung erreichte, wunderte er sich noch, daß ihn niemand aufhielt und daß ihm niemand folgte. Bei der zweiten Abzweigung, an der ihn das laufende Band vorbeibrachte, sah er die Zahlen eines zentral gesteuerten Chronometers.
Zehn Sekunden vor Mitternacht. Dayko Sestore entsicherte die Waffe, zog sie langsam zwischen den Säumen des Hemdes hervor und ließ den Arm mit der Waffe locker an seinem Schenkel herunterhängen.
Gucky griff mit einer Pfote, die in dem dünnen Handschuh steckte, nach Rhodan. Mit der anderen schaltete er sein Deflektorfeld ein und sah, daß auch Rhodan unsichtbar wurde.
Dann fühlte er die Finger Orana Sestores an seinem Gelenk und sagte leise: »Ich habe das Ziel erfaßt. Noch sieben Sekunden. Sechs … fünf …«
»… drei … zwei …«
Die Sterne erschienen auf den Bildschirmen. Weit voraus als undeutlich glitzernder Punkt lag GALAX-Zero.
»… eins … JETZT!«
Gucky rematerialisierte im großen Raum von Orana Sestores Apartment. Drei unsichtbare Personen erschienen plötzlich im Zimmer und sahen fast gleichzeitig die eingeschalteten Lampen und die Spuren von Dayko.
Eine Stimme, erschreckt und voller Panik, kam aus dem Nichts. »Vater … Dayko! Er ist weg.«
Gucky rief unterdrückt: »Sucht ihn! Ich hole die anderen.«
Er ließ Rhodan und Orana los und sprang zurück in die MARCO POLO. Er holte den Paladin, der den
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