Silberband 068 - Anti-Universum
fort. »Du wirst sie beantworten. Dann werde ich mich entfernen, und du wirst diesen Vorfall aus deiner Erinnerung streichen. Du wirst ihn ganz schnell vergessen, hörst du?«
»Ich werde vergessen«, antwortete der Korporal mit völlig monotoner Stimme.
Terengi San horchte. Draußen war es vorerst noch ruhig. Nur aus weiter Ferne hörte er das zornige Heulen eines überbeanspruchten Gleitermotors. Er griff aufs neue in die Tasche und zog die Aufnahme hervor, die er mitgebracht hatte. Vorsichtig, um den Hypnotisierten nicht zu erschrecken, streckte er den riesigen Arm aus und reichte ihm die Aufnahme.
»Sieh dir diesen Mann an!« befahl er.
Der Terraner gehorchte. Stumm starrte er auf das Bild.
»Kennst du ihn?« fragte Terengi San.
»Ich kenne ihn«, antwortete der Korporal.
»Wer ist er?«
»Ein Leutnant im Landungskommando, er dient unter Captain Alus Komo.«
»Wie heißt er?«
»Wessel«, antwortete der Hypnotisierte, ohne eine Sekunde des Zögerns, »Kalle Wessel.«
Den Rest der Nacht verbrachten Mintru Kansel und Paul Reit an Bord der MUTTER BEMM. Sie waren erst kurz vor sechs von ihrem Stadtbummel zurückgekehrt. Die letzten drei Stunden hatten sie im Bad und unter den Händen eines Masseurs verbracht, der ihnen den Alkohol aus den Muskeln trommelte und sie für die bevorstehenden Anstrengungen fit machte. Gegen zehn Uhr wurden sie vom beharrlichen Summen des Telekoms aus dem Schlaf geweckt. Mürrisch drückte Kansel die Empfangstaste. Im Gegensatz zum Hyperkom war der Telekom für Bildübertragung ausgestattet. Auf der Bildfläche erschien das Gesicht des Grauen, dem sie in der vergangenen Nacht beim Abendessen begegnet waren.
»Was fällt Ihnen ein, mich zu nachtschlafender Zeit zu wecken?« knurrte Kansel.
»Wenn sich in Ihrer Nähe ein Chronometer befindet«, riet ihm der Graue mit verbindlichem Lächeln, »dann werfen Sie einen Blick darauf. Auf diese Weise läßt sich Ihr Irrtum beseitigen. Außerdem meine ich, daß man, wenn es darauf ankäme, wegen anderthalb Millionen selbst mitten in der Nacht einen Anruf entgegennehmen könnte.«
»Ich nicht«, brummte Kansel. »Mir ist meine Ruhe mehr wert als alles Geld.« Er gähnte lange und ausgiebig. »Also: Was gibt's?«
»Ich habe mit meinem Kunden gesprochen«, antwortete der Graue, als sei diese Eröffnung allein schon ausreichend, um die Welt zu erschüttern.
»Toll!« reagierte Kansel.
»Er zögerte zuerst, aber schließlich ließ er sich überreden, mit Ihnen zusammenzutreffen.«
»Was bleibt ihm auch anderes übrig, wenn er unsere Information haben will.«
Kansels Art, eine Verhandlung zu führen, wirkte auf den Grauen sichtlich irritierend.
»Das erklärte ich ihm auch«, gab er ein wenig verlegen zu. »Er ist bereit, sich mit Ihnen zu treffen. Allerdings soll die Begegnung an einem abgelegenen Ort stattfinden, so daß mein Klient nicht beobachtet werden kann.«
»Wenn's nicht gerade am anderen Ende der Milchstraße ist, kommen wir hin«, versprach Kansel. »Sagen Sie ihm, er soll das Geld gleich mitbringen. Banknoten. Bargeld. Solare Bank in Terrania City.«
»Nein, nein«, wehrte der Makler ab, »so schnell geht das nicht. Erst will mein Klient wissen, worum es sich bei Ihrem Geheimnis überhaupt handelt. Sodann will er sich überzeugen, daß es für ihn von Nutzen ist, Ihr Geheimnis zu besitzen, und dann …«
»Wenn er dann nicht bald ans Zahlen geht«, unterbrach ihn Kansel grob, »wird aus dem ganzen Handel nichts.«
Der Graue zog es vor, das Thema zu wechseln. »Wäre Ihnen dreizehn Uhr als Treffzeit genehm?« erkundigte er sich höflich.
Kansel warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, daß ihm bis dahin noch drei Stunden blieben.
»In Ordnung«, brummte er. »Wo treffen wir uns?«
»Fahren Sie die Überlandstraße von Segnikur nach Merdescht. Fünfzig Kilometer nördlich von Segnikur beginnt die Steppe. Beim Kilometer achtundsiebzig führt ein unbefestigter Fahrweg nach links, also nach Westen, ab. Er läuft auf eine Gruppe von Bäumen zu, die wie terranische Affenbrotbäume aussehen. Am Westrand dieser Baumgruppe wartet mein Klient.«
Kansel hatte sich hastig ein paar Notizen gemacht. Segnikur war die Hauptstadt des Freistaats Kano-Kano. Zu ihr gehörte der riesige Raumhafen, auf dem die Vorbereitungen zum Sonnen-Marathon stattfanden.
»Alles klar«, sagte Kansel, nachdem er seine Notizen noch einmal überflogen hatte. »Wir sind um dreizehn Uhr zur Stelle.«
Andernorts herrschte um diese Zeit hektische
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