Silberband 068 - Anti-Universum
Aktivität. Hunderte von Lichtjahren von Kano-Kano entfernt war soeben ein erfolgreicher Test des neuartigen Nugas-Kraftwerks abgeschlossen worden. Ohne die geringsten Schwierigkeiten hatte die ringförmige, aus einem zentralen Brennstofftank gespeiste Anlage ihre Nominalleistung von 80 Milliarden Megawatt ausgestoßen. Von einer Überbelastung, bei der das Kraftwerk für kurze Zeit bis zu 800 Milliarden Megawatt zu liefern imstande sein mußte, war abgesehen worden, da die entstehende Streustrahlung die Gefahr der Ortung erheblich vergrößerte. Schon der Nominaltest brachte ein gewisses Risiko mit sich, das sich jedoch, wie man sich nach Abschluß des Experiments durch aufmerksame Beobachtung überzeugte, nicht zu Buche schlug. Die MARCO POLO war nach wie vor unentdeckt.
Im Anschluß an das Experiment begann ein mathematisches Team, sich mit der Vorbereitung der Strategie, die im Verko-Voy-Sektor anzuwenden war, zu beschäftigen.
Ein grundlegender Plan war schon vorhanden gewesen, durch den erfolgreichen Versuch mit dem Nugas-Kraftwerk jedoch änderungsbedürftig geworden.
Die neue Strategie konnte davon ausgehen, daß es der MARCO POLO I möglich war, sich der MARCO POLO II bis auf geringsten Abstand zu nähern und den Doppelgänger durch konzentriertes Feuer aus Minimaldistanz innerhalb weniger Minuten auszuschalten. War die Hypothese richtig, wonach Rhodan II bislang nicht im Besitz eines funktionsfähigen Nugas-Kraftwerkes sein sollte, dann war das Risiko, das die MARCO POLO I bei diesem Vorgehen auf sich nahm, gering. Mit Hilfe der Nugas-Reaktoren konnten ihre Feldschirme so verstärkt werden, daß sie für die feindliche Artillerie praktisch undurchdringlich waren.
Der neue Plan nahm weiterhin, ebenso wie der alte, an, daß Rhodan II zu seinem Schutz bis zu zwanzig schwere und überschwere Einheiten seiner Flotte im Verko-Voy-Sektor stationieren werde, und dies nicht später als zum 24. Oktober 3456. Der Sonnen-Marathon begann am 20. Oktober, und sechs Tage später konnte mit dem Eintreffen der ersten Rennteilnehmer im Verko-Voy-Sektor gerechnet werden. Für Perry Rhodans Strategie hing viel davon ab, wo die maximal zwanzig Einheiten stationiert sein würden und an welchem Punkt mit dem Auftauchen der MARCO POLO II aus dem Linearraum zu rechnen war.
Während sich die zweite Frage relativ leicht und innerhalb enger Toleranzen beantworten ließ, da Rhodan II die Koordinaten des Zwischenziels genau kannte und keine Zeit vergeuden würde, indem er zu lange oder nicht lange genug im Linearraum blieb, ließ sich über die richtige Beantwortung der ersten nur spekulieren.
Die Mathematiker griffen zu dem üblichen Heilmittel: Sie spielten Kriegsspiele auf dem Bordrechner. Indem sie die zwanzig Hilfsschiffe willkürlich verteilten, ermittelten sie für jede Anordnung die beste Strategie. Für jede Variation der Verteilung gab es eine Variation der Strategie; aber schließlich begann sich ein Schlachtplan herauszukristallisieren, der für den gegebenen Fall, nämlich die Ahnungslosigkeit bezüglich der Stationierung der gegnerischen Einheiten, optimal war. Er sah vor, daß man die MARCO POLO II zunächst in Ruhe ließ, um den Gegner in Sicherheit zu wiegen. Das Flaggschiff des Diktators würde mit hoher Fahrt aus dem Linearraum hervorbrechen und dann auf den vorgeschriebenen Geschwindigkeitswert abbremsen. Während dieses Bremsvorgangs wurde das Fahrzeug von einem ebenfalls in der Nähe von Verko-Voy stationierten Kontrollschiff des Interstellaren Marathon-Komitees identifiziert. Nach dem Bremsmanöver begann es von neuem, Fahrt aufzunehmen, bis es mit rund 67 Prozent der Lichtgeschwindigkeit von neuem in den Linearraum eintrat, um das nächste Zwischenziel anzufliegen.
Scheinbar der günstigste Punkt für einen Angriff war der, an dem die MARCO POLO II der Sonne Verko-Voy, in deren Ortungsschatten sich die MARCO POLO I versteckt hielt, am nächsten war. Ähnliches würde sich jedoch auch der Gegner denken. Sollte er nach den beruhigenden Meldungen, die er von seinen Sicherungseinheiten erhielt, doch noch an die Möglichkeit eines Überfalls denken, so würde er ihn gerade an diesem Punkt erwarten und dort besonders wachsam sein. Passierte er den Ort der größten Annäherung unbehelligt, so hatte er allen Grund, sich sicher zu fühlen, und von da an würde seine Aufmerksamkeit nachlassen.
Dann erst kam der Augenblick, der für den Überfall am besten geeignet war. Wenn der Gegner davon überzeugt war, daß er
Weitere Kostenlose Bücher