Silberband 068 - Anti-Universum
hier zu warten und weiter um Hilfe zu funken. Auf der Frequenz der Flotte!«
Danton beugte sich zur Seite, um den Hypersender zu aktivieren. Dabei fiel sein Blick auf den Orterschirm. Er stieß einen scharfen Pfiff aus.
»Was gibt es?«
Danton deutete auf den Schirm. »Einer ist hinter uns her«, antwortete er. »Ein kleines Fahrzeug. Wahrscheinlich unser teurer Freund in eigener Person …«
Der Diktator drückte eine Taste. Donnernd erwachte das Triebwerk zum Leben. Mit einem Satz nahm die kleine Raumlinse Fahrt auf. Im nächsten Augenblick traf sie ein mörderischer Schlag, der sie ein paarmal um die eigene Achse wirbelte, bevor die Stabilisatoren sie wieder zur Ruhe brachten. Entsetzt starrten die beiden Insassen auf eine Anzahl rötlich blakender Kontrolleuchten auf dem Schaltbrett.
»Treffer!« knurrte der Diktator in unbeherrschtem Zorn. »Wo bleibt der Hypersender?«
Danton begann zu schalten. Nach einigen Sekunden vermeldete er resigniert: »Futsch! Der Treffer muß ihn erwischt haben.«
Der Diktator fluchte. Das Fahrzeug des Verfolgers kam rasch näher. Die Linse entging einem zweiten Treffer nur durch ein scharfes Seitwärtsmanöver. Nachdem Rhodan den Kurs von neuem ausgerichtet hatte, schaltete er auf höchste Beschleunigung.
»Du stellst dich ihm nicht?«
Die Frage war voller Hohn. »Bin ich verrückt?« keuchte der Diktator. »Er hat zweimal soviel Feuerkraft wie ich. Außerdem gibt es einen sicheren Ausweg.«
»Wohin?«
»D-Muner, die Eiswelt.«
»Und dann?«
Rhodan flog ein weiteres Ausweichmanöver. »Sie werden uns nicht aus den Augen lassen«, antwortete er finster. »Und dann, fragst du? Dann geht's um Leben oder Tod!«
Irgendwo im Nichts schweben zwei Schatten. Obwohl sie mit Dingen beschäftigt sind, die sich auf einer tieferen Existenzebene abspielen, belauern die beiden Schatten einander. Ein oberflächlicher Beobachter könnte auf den Gedanken kommen, die beiden Schatten würden sich mit einem Spiel beschäftigen, einem Schachspiel vielleicht.
Doch die Figuren, deren sich die Schatten bedienen, sind lebende Wesen. Es sind Menschen. Menschen, die zwar ahnen, daß sie einer ernsten Prüfung unterzogen werden, die aber nicht wissen, was sich dort im Nichts tatsächlich abspielt.
Einer dieser Schatten im Nichts ist das Geisteswesen ES. Sein Ziel ist, die Menschen aus dem Dunkel der Unwissenheit einer höheren Bestimmung zuzuführen. Dies geschieht schrittweise. Vor jedem Schritt muß sich die Menschheit einer Prüfung unterziehen. Bisher hat die Menschheit jede Prüfung bestanden.
Diesmal ist die Situation für die Menschheit noch schwieriger als bei früheren Aufgaben. Denn ohne es zu wissen, wird die Menschheit von zwei gewaltigen Mächten beeinflußt.
Eine dieser Mächte ist ES. Das Geisteswesen will helfen. Es tut alles, um der Menschheit den richtigen Weg zu zeigen.
Die zweite Macht versucht, die Menschheit ins Verderben zu locken. Sie besitzt die Fähigkeit, sich Perry Rhodan und den Menschen gegenüber als ES zu zeigen. Rücksichtslos gibt sie sich als ES aus.
Diese zweite Macht ist Anti-ES. Anti-ES ist der Gegenpol von ES.
Sie liegen sich im Nichts irgendwo gegenüber. ES und Anti-ES.
Sie kämpfen um den größten Einfluß.
Eine Vorentscheidung bei diesem Kampf bahnt sich bereits an. Aber diese Entscheidung findet auf einer tieferen Existenzebene statt. Dort prallen denkende Wesen aufeinander.
Sie entscheiden letztlich, wie der Kampf im Nichts vorläufig endet. Was auf der unteren Ebene den Menschen wie ein gewaltiges kosmisches Schauspiel erscheint, ist irgendwo im Nichts nur ein Zug mit einem Bauern.
Manchmal treten ES und Anti-ES miteinander in Verbindung. Sie kämpfen nach bestimmten Regeln, an die sie sich halten müssen. Denn letztlich sind auch sie nur Geschöpfe jener unfaßbaren Macht, die das unendliche Universum entstehen ließ …
30.
Über den Rand der Raumlinse hinweg konnte Rhodan II die Oberfläche von D-Muner sehen. In dem Land, das unter ihnen lag, war gerade die Sonne aufgegangen. Die Schatten der Felsen und Eisbarrieren waren noch lang. Es würde achtundsiebzig Stunden bis zum nächsten Sonnenaufgang dauern. So lange brauchte D-Muner, um sich einmal um die eigene Achse zu drehen.
Eis und Schnee reflektierten die Sonnenstrahlen. Trotz des Blendschutzes in seinem Helm empfand Rhodan II die Helligkeit auf der Planetenoberfläche als schmerzhaft. Alle seine körperlichen Reaktionen waren in den letzten Stunden übersteigert.
Er blickte zur
Weitere Kostenlose Bücher