Silberband 069 - Die Hyperseuche
einen halutischen Kreuzer, der aufstieg, aber auch er fühlte sich unendlich erleichtert.
Die Angst, die ihn seit Stunden gequält hatte, war mit einem Schlag verschwunden. Er jubelte auf, als der zweite Raumer sich von der Landebahn löste. Lachend fielen die beiden Männer sich in die Arme.
»Sehen Sie nur, Don Marin, jetzt starten noch mehr.«
Er ließ den älteren Mann los, trat an die Felskante heran und schrie, als ob die Haluter ihn hören könnten: »Ja, verschwindet nur! Schnell, weg mit euch!«
Plötzlich verlor alles in ihrer Umgebung seine Farbe. Das Licht wurde unerträglich hell. Geblendet schlug Sebas die Hände vor die Augen. Er fühlte sich von einer unwiderstehlichen Gewalt gepackt und quer über das Plateau geschleudert. Hilflos rollte, rutschte und schlitterte er über die Felsen. Er hörte Don Marin voller Entsetzen schreien. Dann schien sich die Hölle aufgetan zu haben. Ein Donnergrollen, wie er es nie zuvor gehört hatte, ging über sie hinweg. Er fürchtete, daß ihm die Trommelfelle platzen würden.
Zerschunden blieb er zwischen zwei Felsen liegen, preßte das Gesicht gegen den Boden und schlang seine Arme um den Kopf.
Jetzt wußte er, daß seine Angst nur zu berechtigt gewesen war.
Sekunden später wurde es etwas ruhiger. Er wagte es, den Kopf zu heben. Er konnte wieder etwas sehen, wenngleich die ganze Welt in ein milchigweißes Licht von unerträglicher Intensität getaucht zu sein schien. Mit tränenden Augen blickte er auf Puralon hinab.
»Don Marin«, sagte er keuchend. »Sehen Sie doch nur!«
Über dem Raumhafen stand ein gewaltiger Explosionspilz. Eines der gestarteten halutischen Raumschiffe stürzte ab. Sebas warf sich wieder zu Boden, als es aufschlug. Damit verhielt er sich instinktiv richtig, denn Bruchteile von Sekunden später erfolgte die nächste atomare Explosion. Die Hölle tat sich auf. Die beiden Männer krochen über den Boden und versuchten, tiefer zwischen die schützenden Felsen zu kommen, um eine bessere Deckung zu haben.
»Das sind doch Akonen!« rief Don Marin. »Sebastian, die Haluter werden von Akonen angegriffen.«
Der junge Haziendero wagte es, abermals auf den Raumhafen zu blicken. Er sah nur ein einziges Feuermeer. Sonnenhelle Glut breitete sich dort aus, wo der Raumhafen und die Hauptstadt des Planeten lagen. Zwischen den hochstehenden Wolken entdeckte Sebas jetzt die Akonenschiffe, die ein dichtes Sperrfeuer über die Flotte der Haluter legten. Sie schossen mit großkalibrigen Energiestrahlern auf sie und jagten bündelweise atomare Raketen auf sie herunter.
Die Haluter hatten keine Chance. Vergeblich versuchten die Kommandanten, die Raumschiffe zu starten. Die Akonen waren unerbittlich. Sie kannten keine Gnade und setzten ihr gesamtes Waffenpotential ein, um so dem Gegner am Boden die Möglichkeit zur Gegenwehr zu nehmen.
Don Marin zerrte Sebas mit sich. Sie konnten sich nicht mehr verständigen, weil der Donner der Explosionen ihre Stimme übertönte. Der Boden schwankte unter ihnen. Haltlos wurden sie herumgeschleudert. Ihre Versuche, dem Inferno zu entkommen, schienen hoffnungslos zu sein.
Seltsamerweise dachte Sebas in diesen Minuten nicht an sich, sondern nur an die Stadt und ihre Bewohner. Mit einer solchen Katastrophe hatte niemand rechnen können, als der Raumhafen angelegt worden war. Man hatte sich nach langen Diskussionen darauf geeinigt, ihn nicht weiter als dreißig Kilometer vom Stadtkern Puralon entfernt einzurichten. Jetzt erwies sich dieser Beschluß als tödlich für die Stadt, von der nichts mehr übrigbleiben würde.
Sebas war überzeugt davon, daß die ganze Küste vernichtet werden würde. Die Zerstörung war total. Auf dem Raumhafen befanden sich Hunderte von Raumschiffen, von denen eines nach dem anderen explodierte. Es würde einem Wunder gleichkommen, wenn der Boden auf diesem Kontinent nicht noch nach Wochen glühen würde. Wahrscheinlich würde dieser Küstenabschnitt sogar über Jahrzehnte hinaus unbewohnbar bleiben.
Die beiden Männer fanden eine Grotte, in der sie einigermaßen sicher waren. Sie klammerten sich aneinander und warteten. Mehr konnten sie nicht tun.
Stunden später wurde es etwas ruhiger. Sie wagten es, ihren Unterschlupf zu verlassen. Die Luft kochte. Ihnen platzte die Haut im Gesicht und an den Händen.
Don Marin rannte auf den Schrotthaufen zu, der einmal sein Gleiter gewesen war. Sebas folgte ihm taumelnd. Er wußte nicht, was der ehemalige Chef der Raumhafenbehörde vorhatte, aber er lief
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