Silberband 070 - Gehirn in Fesseln
nicht, aber ich lerne schnell.«
»Das weiß ich. Es wird nicht lange dauern, bis Sie Ihr neues Wissensgebiet so gut kennen wie ich. Eigentlich sollte ich davor Angst haben.«
Rhodan lächelte das Lächeln eines gutmütigen Bordins. »Das sollten Sie nicht, Herr. Ich will Ihnen nur immer helfen.«
»Sagen Sie ›Hantscho‹ zu mir, das genügt.«
»Danke.«
»Gut, dann erwarten Sie mich bald. Ich bringe den Vertrag mit.«
Rhodan schaltete das Gerät wieder ab und ging ins Bad, um sich den Schlaf aus den Augen zu waschen. Dann kehrte er ins Wohnzimmer zurück und wartete, den Schlüssel zur Tür in der Hand. In seiner Tasche war der kleine Narkosestrahler.
Hantscho entpuppte sich als junger und strebsamer Wissenschaftler, der nicht viel von Formalitäten hielt. Rhodan lernte in ihm einen richtig sympathischen Yaanztroner kennen, und es tat ihm schon jetzt leid, ihn eines Tages furchtbar enttäuschen zu müssen. Aber seine vordringlichste Aufgabe war nun einmal, die heimatliche Galaxis wiederzufinden und festzustellen, wo im Universum er sich befand.
In aller Ruhe las er den Vertrag durch. Umgerechnet hatte er zehn Jahre Gültigkeit und garantierte nach Ablauf eine anständige Abfindung. Bis dahin genoß der Diener die Vorteile einer freien Wohnung und kostenloser Verpflegung. Dafür hatte er die Aufgabe, nur seinem Herrn zu dienen und seinen Anordnungen Folge zu leisten. Soziologisch gesehen war das kein schlechtes System, denn schließlich hatte der ›Herr‹ die materiellen und geistigen Grundlagen für die Existenz seines ›Dieners‹ vorher schaffen müssen, es war also nicht mehr als gerecht, wenn dieser ihm dafür diente und seine Befehle ausführte. Dafür konnte er nach zehn Jahren frei sein und die Vorteile eines kleinen Vermögens nach eigenem Ermessen verwenden oder einen neuen Vertrag eingehen, der ihm endgültig einen sorgenfreien Lebensabend sicherte.
Rhodan unterschrieb, danach signierte Hantscho und drückte dann das Dokument mit der flachen Hand gegen Rhodans ID-Marke. Die Gravierung wurde automatisch übertragen und galt als Beweis für die Identität des neuen Dieners.
Zufrieden faltete Hantscho den Vertrag zusammen und schob ihn in die Tasche seiner Toga.
»Sie werden keine gewöhnlichen Arbeiten zu verrichten haben, Panart, denn nun sind Sie ein Naupaum-Diener, ein Diener der Wissenschaft. Sie helfen mir im Rechenzentrum und müssen auch gelegentlich die Wache im Observatorium übernehmen, sobald Sie dort eingeschult sind. Das übernimmt ein Kollege von mir, den Sie noch kennenlernen werden. Sein Diener ist Iskla-Oom, ein Poynkorer.«
Vom selben Planeten wie der Rote Anatom, dachte Rhodan, und der Freund, den er erwähnte. Das nenne ich einen glücklichen Zufall.
»Ich werde alles tun, was Sie von mir verlangen.«
Hantscho erhob sich. »Iskla-Oom wird Sie in zwei Stunden abholen und zu mir bringen, jetzt ist es zu spät. Wir werden uns das Observatorium ansehen.«
Als sich die Tür schloß, legte sich Rhodan wieder aufs Bett. Eigentlich konnte nun nichts mehr schiefgehen. Alles war viel glatter gegangen, als er und der Rote Anatom es gehofft hatten. Und nun kam auch noch die Tatsache hinzu, daß sein eigener Herr ihm diesen Iskla-Oom zuführte, mit dem er auf Anraten des Roten Anatomen Verbindung aufnehmen sollte.
Beruhigt schloß er die Augen und wartete.
Iskla-Oom kam ins Zimmer und betrachtete Rhodan neugierig.
»Ich soll Sie abholen, Panart«, sagte er ein wenig mißtrauisch. Der Rote Anatom hatte ja bemerkt, daß der Poynkorer Schwierigkeiten mit den Bordins hatte, und Rhodan war ja allem Anschein nach ein Bordin. »Würden Sie mir bitte folgen?«
Rhodan beschloß, Iskla-Oom später einzuweihen. Noch war es zu früh dazu. Wortlos ging er hinter dem rothäutigen Zwerg her, der äußerlich eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Roten Anatomen besaß.
Er merkte sich die Korridore, um sich später besser zurechtfinden zu können. Gleitstreifen brachten sie in den anderen Gebäudekomplex und schließlich in die Observatoriumskuppel. Hantscho und ein anderer Yaanztroner erwarteten sie bereits.
»Darf ich Ihnen meinen Kollegen Ronkasch vorstellen, Panart, mit dem ich eng zusammenarbeite? Ronkasch, das ist mein Diener Panart.«
Rhodan wunderte sich über die gar nicht überhebliche Art der beiden Wissenschaftler und begann sich zu fragen, warum es in soziologischer Hinsicht die am eigenen Leibe erfahrenen Mißstände gab. Vielleicht lag die Ursache viel tiefer, als er bisher
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