Silberband 070 - Gehirn in Fesseln
versuchten, sich hinter den Containern in Sicherheit zu bringen. Drei von Heltamoschs Gardesoldaten fielen in ihrem Feuer, aber die anderen schafften den Durchbruch.
Die Transmitterhalle lag wie verlassen da, die Techniker hatten bei den ersten Kampfhandlungen bereits Deckung bezogen, ebenso wie die Ycras, die nun aus ihren Verstecken das Feuer auf die Eindringlinge eröffneten.
Heltamosch schleuderte eine seiner Minibomben. Als die Explosion verklungen war, war auch das gegnerische Feuer verstummt.
»Schließt das Tor!« befahl Heltamosch seinen Leuten. Er stieß den Atem pfeifend aus und sagte zu Rhodan: »Wir haben es geschafft.«
»Und wohin soll die Reise gehen?« fragte Rhodan.
»Ich habe das Kräftemessen mit Ycranter satt«, meinte Heltamosch müde. »Es führt doch zu nichts. Ich strecke die Waffen – wir lassen uns zum Palast des Raytschas abstrahlen, Hactschyten.«
Als sie im Empfängertransmitter des Palastes materialisierten, wurden sie bereits erwartet. Aber nicht von waffenstarrenden Soldaten, sondern von einem halben Dutzend ehrwürdiger Raytaner in Prunkgewändern.
Ihr Sprecher hob die Hände und sagte: »Der Raytscha hat damit gerechnet, daß Sie mit Ihrem Freund Hactschyten eintreffen werden, Mato Pravt. Er hat uns aufgetragen, Sie sofort zu ihm zu bringen.«
»Aber wir sind nicht entsprechend gekleidet …«, versuchte Heltamosch einzuwenden.
Der Würdenträger unterbrach ihn: »Der Raytscha hat sofort gesagt!«
Heltamosch zuckte mit den Achseln und folgte zusammen mit Rhodan den sechs Raytanern durch die fast leeren Korridore. Rhodan wußte gar nicht mehr, wie es war, durch einen Raum zu wandeln, in dem eine heilige Stille herrschte und wo man nicht ständig gestoßen und gedrängt wurde. Es war ein unbeschreiblich herrliches Gefühl.
Und dann stand Rhodan vor dem Raytscha, dem unumschränkten Herrscher des Naupaumschen Raytschats.
Er war ein uralter Raytaner. Rhodan wußte, daß er umgerechnet 1.482 terranische Standardjahre zählte – und das sah man ihm auch an. Er war der wandelnde Tod, lag seitlich auf einem Lager hingestreckt und bewegte sich kaum. Hinter ihm standen zwei Roboter.
Die sechs Würdenträger brachten Heltamosch und Rhodan bis sechs Schritte vor den Raytscha, geboten ihnen dann Halt und begaben sich rückwärts gehend aus dem Saal.
»Der Mato Pravt liefert sich mit seinem Widersacher in den Straßen der Hauptstadt blutige Schlachten«, sagte der Raytscha mit überraschend kräftiger Stimme. Als Heltamosch einen Einwand wagen wollte, gebot ihm der Raytscha mit einer Handbewegung Schweigen. Er wandte sich Rhodan zu.
»Nun zu Ihnen, Hactschyten«, sagte er. »Genaugenommen sind Sie der Unruhestifter, dessentwegen sich die Reformer und die Extremisten bekriegen. Sie haben Heltamosch das Leben gerettet und fordern nun als Dank das Leben unzähliger Unschuldiger. Sie wollen eine Audienz. Die sollen Sie haben. Ich bin froh, daß der Mato Pravt schnell gehandelt hat und nicht auf dem formellen Wege darum ansuchte, denn sonst hätte es noch mehr Tote gegeben. Sie haben jetzt Gelegenheit, mir Ihre Geschichte vorzutragen, Hactschyten. Aber ich warne Sie!«
Der Raytscha erhob sich und kam einen Schritt auf Rhodan zu; plötzlich war er nicht mehr ein vom Tode Gezeichneter, sondern voller Leben.
»Kommen Sie nicht auf die Idee, mich zu belügen«, fuhr der Raytscha fort. »Was Sie dem Mato Pravt auch immer erzählt haben, es interessiert mich nicht. Seit Sie Heltamosch das Leben gerettet haben, sind meine besten Leute unterwegs, um Nachforschungen über Sie anzustellen. Mir liegt ein lückenloser Bericht über Sie vor. Aber etwas fehlt darin. Die Wahrheit über Sie, Hactschyten!«
»Wenn Sie die volle Wahrheit über mich wissen wollen, Mato Raytscha, muß ich vorwegnehmen, daß ich nicht Hactschyten bin«, sagte Perry Rhodan.
Und dann erzählte er wahrheitsgetreu seine Geschichte von Anfang an. Er wußte, daß es nur zu seinem Nachteil wäre, diesem klugen Raytaner etwas verheimlichen zu wollen. Deshalb sagte er ihm auch, wer er war, daß er ähnlich wie der Raytscha ein großes Sternenreich regierte, das sich jedoch in einer anderen Galaxis befand. Er verzichtete wohlweislich darauf, die Unterschiede zwischen einem Großadministrator des Solaren Imperiums und einem Raytscha hervorzuheben. Das stand hier nicht zur Debatte. Es ging nur darum, daß er, Rhodan, das Opfer eines Ceynach-Verbrechens war, wie man es in Naupaum bisher nicht gekannt hatte.
Während der
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