Silberband 070 - Gehirn in Fesseln
dieser ihn noch nicht durchschaut hatte, dann bewies das zwar, wie perfekt seine Maske war, bedeutete aber noch lange nicht, daß er unentdeckt bleiben würde. Er überlegte, ob er den Ilt nicht ›verunglücken‹ lassen sollte, schob diesen Gedanken jedoch schnell wieder zur Seite. Er wußte, daß ein derartiger Anschlag viel zu gefährlich für seine anderen Pläne war.
Langsam kehrte er zu seinem Schreibtisch zurück. Er nahm ein Dossier der SolAb auf und blätterte es durch. Jetzt entspannte sich seine Miene. Er lächelte unmerklich.
Man würde sich bald über den neuen Rhodan wundern.
Die Zeit allzu großer Nachsicht war vorbei.
Lordadmiral Atlan fühlte sich von unsichtbaren Kräften angehoben. Er verlor den Boden unter den Füßen und stieg etwa zwanzig Zentimeter in die Luft. Danach wich das tragende Feld von ihm, und er stürzte wieder zurück.
Gucky mochte angenommen haben, daß der Arkonide dabei ein wenig durchgeschüttelt werden würde, aber er irrte sich. Atlan fing sich mit federnden Beinen ab. Und erst jetzt entdeckte er den Übeltäter.
Der Mausbiber stand mit verschränkten Armen neben einem Sessel und machte ein mißtrauisches Gesicht.
»He, Kleiner, was ist mit dir los?« fragte Atlan. Er lehnte sich gegen seinen Arbeitstisch, als sei gar nichts geschehen. Gelassen schob er die Hände in die Hosentaschen.
»Wieso?« fragte der Ilt. »Was soll schon sein?«
»Na gut, du Riesenmaus, dann kann ich mich ja wieder an die Arbeit machen. Würdest du mich bitte allein lassen.«
Atlan setzte sich hinter seinen Arbeitstisch und blätterte einige Akten durch. Gucky blieb.
»Hau doch mal mit der Faust auf den Tisch!« riet der Arkonide. »Vielleicht hilft das.«
»Das habe ich schon versucht«, erwiderte der Mausbiber maulend. »Deshalb habe ich dich auch ein wenig geliftet. Aber das hilft alles nicht. Ich könnte selbst in die Luft gehen.«
»Dann würde ich das auch tun«, empfahl der Lordadmiral. Er lächelte. »Du könntest mir natürlich auch sagen, worüber du dich so aufgeregt hast.«
»Über Perry.«
Atlan runzelte die Stirn. Er wurde schlagartig ernst. Seine Augen verengten sich ein wenig. »Das mußt du mir ein wenig näher erklären, Kleiner.«
Der Mausbiber watschelte zu einem Sessel, hob sich selbst telekinetisch hoch und schwebte in die Polster. Dann brauchte er einige Sekunden, bis er die für ihn bequemste Haltung gefunden hatte, bevor er auf Atlans Worte einging.
»Das ist schwer zu erläutern«, begann er zögernd. »Ich habe ihn auf Herz, Nieren und Gedanken überprüft, und ich weiß, daß niemand einen bösen Trick mit uns versucht – und dennoch bin ich nicht zufrieden.«
Atlan reagierte nicht. Gucky blickte ihn forschend an und fügte dann nachdrücklich hinzu: »Irgend etwas stimmt nicht mit ihm.«
Der Chef der USO ließ sich nicht anmerken, ob er sich bereits ähnliche Gedanken gemacht hatte wie der Ilt. In seinem Gesicht bewegte sich kein Muskel. Rasch stieß der Mausbiber mit seinen telepathischen Fühlern nach ihm, aber es gelang ihm nicht, etwas von Atlans Überlegungen zu erfassen. Er verzichtete auf weitere Bemühungen in dieser Richtung. Doch nach wenigen Augenblicken rutschte er unruhig im Sessel hin und her. Er hatte gehofft, daß Atlan zu neugierig sei, um warten zu können. Jetzt hielt er es selbst nicht mehr aus.
»Interessiert dich das denn nicht, alter Arkonidenhäuptling? Irgend jemand hat deinen Freund Perry umgedreht und benutzt ihn für seine finsteren Pläne, und du tust, als sei überhaupt nichts geschehen.«
Atlan richtete sich auf und blickte Gucky wieder an. Er schüttelte den Kopf und lächelte unmerklich.
»Das war mal wieder eine deiner typischen Übertreibungen, Kleiner«, entgegnete er. »Erstens haben wir nicht die Spur eines Beweises dafür, daß irgend jemand irgend etwas mit Perry unternommen hat und ihn für irgendwelche Pläne mißbraucht. Und zweitens tue ich nicht so, als sei nichts geschehen, weil drittens nämlich noch gar nichts geschehen ist.«
Der Ilt schnaubte empört. Bevor er etwas auf Atlans Worte erwidern konnte, nahm ihm dieser den Wind aus den Segeln: »Es sei denn, daß du es bereits als Staatsaktion empfindest, wenn er mal nicht so nett zu dir ist wie sonst.«
Gucky seufzte. »Ich habe das Gefühl, daß dies ein schlechter Tag für mich ist«, sagte er traurig. »Niemand nimmt mich ernst.«
»Mir kommen die Tränen.«
»Dann bist du doch aufgeregt?« fragte der Ilt eifrig. »Du meinst also auch, daß etwas
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