Silberband 070 - Gehirn in Fesseln
Diagnostikräume, und der Wissenschaftler bat seinen Gast, in einem Spezialstuhl Platz zu nehmen.
»Was vermuten Sie?« fragte er.
Der Entführte massierte sich mit den Fingerspitzen die Schläfen. »Ich fürchte, daß ich mich nicht mit meinem neuen Körper vertrage«, entgegnete er offen. »Das wäre wohl so ziemlich das Schlimmste, was mir passieren könnte.«
Der Chef der Paratransplantations-Klinik schüttelte den Kopf.
»Es ist praktisch ausgeschlossen, daß ein verpflanztes Gehirn von seinem neuen Körper abgestoßen wird«, erklärte er. »Dieses Problem ist längst pharmakodynamisch gelöst worden. Sie sind mit Wirkstoffen behandelt worden, die sowohl die sklerotischen Veränderungen als Folge der Transplantation als auch die Abstoßung der übertragenen Masse unmöglich machen. Sie brauchen also in dieser Hinsicht keine Sorgen zu haben.«
»Ich muß gestehen, daß ich dennoch nicht ganz beruhigt bin«, sagte der Terraner. »Bitte, übersehen Sie nicht, daß ich aus einer ganz anderen Galaxis stamme. Die biologischen Unterschiede könnten so beträchtlich sein, daß es trotz aller Schutzmaßnahmen zu unerwünschten Reaktionen kommt.«
Der Wissenschaftler erhob sich abrupt und begann an seinen Geräten zu hantieren, von denen Rhodan allerdings kaum mehr als die Programmtastatur und einige Kontrollschirme sah. Auf diesen erschienen mehrfarbige Grafiken und Figuren, die ihm nichts sagten.
Perry hatte damit gerechnet, daß der Transplantator seine Untersuchungen schnell abschließen würde. Je länger Doynschto jedoch bei seinen Geräten blieb, desto mehr steigerte sich die Besorgnis Rhodans. Schließlich hielt er es nicht mehr aus. Er erhob sich.
Der Wissenschaftler wandte sich ihm zu. »Ich stehe vor einer ungewöhnlichen Situation. Ich muß es zugeben«, sagte er.
Er musterte den Bordin, der vor ihm stand. Für ihn war dieser Fremde, der sich Mensch nannte, das faszinierendste Geschöpf, dem er je begegnet war. Für ihn war er fast zu jedem Opfer bereit.
Jetzt aber war etwas geschehen, was alle Pläne in Frage stellte. Unerwartet hatte sich ihm ein medizinisches Problem gestellt, das er als längst gelöst angesehen hatte. Noch wußte er nicht, wie er es bewältigen sollte. Er wußte auch noch nicht, ob sich dieses Gehirn grundsätzlich nicht mit naupaumschen Körpern vertrug oder nur mit diesem einen besonderen Bordin kämpfte.
Er war verwirrt und zutiefst beunruhigt, denn er fürchtete, daß dieses unersetzliche Gehirn durch die Reaktion des Bordinkörpers vorzeitig zerstört werden würde. Kam es beispielsweise zu einer Sklerotisierung der zerebralen Gefäße, dann waren die Schäden irreversibel.
Einer der Assistenten Doynschtos trat ein. Er war ebenfalls ein Yaanztroner. Sein Haarkleid war gleichmäßig moosgrün.
»Yalaunk ist gekommen«, meldete er.
Doynschto schien zu erschrecken. Er richtete sich kurz auf, und seine Augen verdüsterten sich, doch dann hatte er sich wieder in der Gewalt. Er entblößte seine Zähne, strich Rhodan beruhigend über die Schulter und sagte: »Ihr Problem ist nicht so gewaltig, wie ich zunächst befürchtete. Wir werden es bewältigen. Jetzt muß ich mit meinem Besucher sprechen. Er ist ein sehr wichtiger Mann. Wenn Sie wollen, können Sie mich begleiten. Yalaunk wird Sie interessieren.«
Rhodan folgte den beiden Wissenschaftlern.
Terra
Die Damen und Herren des Wissenschaftlichen Präsidiats blickten geradezu fassungslos auf, als die großen Türen des Hauptkonferenzraums aufschwangen und der Großadministrator eintrat.
Andro-Rhodan lächelte dünn. Er fühlte sich absolut sicher, denn er wußte, daß auch hier niemand seine wahre Identität enthüllen würde. Betont langsam ging er auf den Platz zu, der seit Jahrhunderten für ihn reserviert war.
Professor Dr. Abel Mirkowski erhob sich und kam Rhodan entgegen. Linkisch verneigte er sich vor ihm. Schweißperlen bedeckten seine Stirn. Er war sichtlich nervös. »Ich verstehe nicht, Sir …«, sagte er.
»Das kann ich mir vorstellen«, entgegnete der Großadministrator kurz. »Aber das wird sich bald ändern.«
Durch die noch immer offene Tür kam Lordadmiral Atlan herein. Für ihn war kein Platz an der Konferenztafel vorgesehen. Er setzte sich in einen Zuhörersessel in einer Ecke des Raumes. Seine Miene verriet, daß er sich amüsierte. Die Professoren, die das Präsidium der ›Perry-Rhodan-Stiftung‹ von Kiew bildeten, hatten sich als absolute Herren des wohl wichtigsten Forschungszentrums dieser
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