Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silberband 070 - Gehirn in Fesseln

Titel: Silberband 070 - Gehirn in Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
als Mensch, wohlgemerkt – stören, wenn ich sechs Finger besäße. Ihnen würde umgekehrt der fehlende sechste Finger Schwierigkeiten bereiten. Alles ist eine Sache der Entwicklung und späteren Gewohnheit.«
    »Sie mögen recht haben. Es war schon immer der Fehler intelligenter Lebewesen, alles andere nur vom eigenen Standpunkt aus beurteilen zu wollen.« Abermals betrachtete er das Blatt, holte dann ein neues und gab es Rhodan, zusammen mit einem normalen Schreibstift. »Da wir schon mal dabei sind, Tecto – versuchen Sie, ein schematisches Bild Ihrer Galaxis zu entwerfen, so, wie Sie sie in Erinnerung haben. Vielleicht hilft es uns weiter.«
    Während Rhodan zeichnete, ging der Wissenschaftler auf die Terrasse und sah hinab in seine Wildnis. Seine Gedanken eilten den kommenden Ereignissen weit voraus, und zum erstenmal verspürte er so etwas wie Furcht, als er an das bevorstehende Experiment dachte, obwohl der Plan dazu schon lange Zeit in ihm reifte. Vielleicht gelang es.
    Wenn nicht, erfuhr niemand davon, und er setzte sich keinem Spott ewiger Besserwisser aus. Lediglich Tectos Schicksal war dann ungewiß. Gelang es jedoch, würde sich sein Ansehen ins Unermeßliche steigern. Allein dieser Gedanke ließ alle Bedenken verblassen.
    Er kehrte ins Zimmer zurück und sah Rhodan über die Schulter.
    »Eine sehr regelmäßige Linse von der Seite und von oben … Nun ja, Spiralnebel gibt es zu Zehntausenden in dieser Art.« Er seufzte. »Es wird nicht einfach sein, vielleicht ist es sogar unmöglich. Wir werden Enttäuschungen erleben, wenn wir überhaupt jemals Erfolg haben. Aber wir versuchen es.« Er setzte sich nicht mehr. »Tecto, ich habe noch zu arbeiten und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich zur Ruhe begeben würden. Sie finden alles, was Sie brauchen, in Ihrem Zimmer. Mein Diener wird Sie morgen früh wecken.«
    Rhodan erhob sich. »Gute Nacht, Doynschto – und vielen Dank.«
    Er fand den Weg allein und warf sich auf sein Bett. Das Fenster war weit geöffnet und ließ den Geruch der Wildnis und das Licht der Sterne in den dunklen Raum.
    Aber diesmal war alles anders als zuvor. Er war Doynschtos Gast, fast ein freies Lebewesen. Er brauchte im Augenblick keine Entdeckung zu fürchten, und wenn sie morgen im Gleiter nach Nopaloor flogen, konnte er jedes bedrückende Gefühl der Angst aus seinem Bewußtsein vertreiben.
    Zum erstenmal seit langer, langer Zeit schlief er, ohne von Träumen geplagt zu werden.
    Tage später:
    Seine Finger zitterten. Beunruhigt blickte er auf sie hinab und preßte sie auf die Tischplatte. Auch jetzt gelang es ihm nicht, seine Hand so zu kontrollieren, wie er es wollte. Irgend etwas stimmte nicht mit ihm.
    Er schob die Sternenkarten zur Seite, die er äußerst sorgfältig durchgesehen hatte. Langsam erhob er sich. Jetzt fühlte er das Zucken der Nerven auch in den Beinen. Es stieg von den Waden über die Schenkel auf und pflanzte sich über den Rücken bis zum Nacken hinauf fort.
    Mühsam unterdrückte er die aufkommende Furcht, während er zu einem Spiegel ging, der neben der Ausgangstür in die Wand eingelassen worden war. Als er vor ihm stand, hielt er beide Hände zwischen die Kaltdüsen und ließ sich die Finger mit aromatischer Eisluft massieren.
    Er fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht und atmete tief durch. Dabei spürte er, daß sein Herz allmählich langsamer schlug. Seine Arme sanken hinab, und er strich sich mit den Fingerspitzen über die unbedeckte Brust.
    Wieder legte er sich die Hände an den Kopf. Er konnte sich nicht so leicht konzentrieren wie sonst. Seine Gedanken eilten immer wieder davon.
    Irgendwo in der Nähe klangen Schritte auf. Seufzend kehrte er an den Kartentisch zurück. Er setzte sich, und wieder glitten seine Blicke suchend über die Sternenmeere. Bis jetzt war es ihm nicht gelungen, die Galaxis wiederzufinden, aus der er entführt worden war. Er befand sich offenbar in einem Teil des Universums, das unvorstellbar weit von der heimatlichen Milchstraße entfernt war. Hier wußte niemand etwas davon, daß diese überhaupt existierte.
    Ihm wurde heiß. Seine Kopfhaut begann zu jucken, und für Sekunden glaubte er, der Schädel werde ihm zerplatzen. Wieder fragte er sich, ob er krank war.
    »Krank?« sagte er leise. »Wer von uns beiden – der Bordin oder ich?«
    Unwillkürlich blickte er auf. Er mußte an ES denken, und dann fiel ihm ein, daß er mehr auf der Erde zurückgelassen hatte als nur seinen Körper. Seine Hand glitt zur Brust,

Weitere Kostenlose Bücher